Elena Rauch über eine wissenschaftliche Studie

Von Hollywood-Star Austin Butler erfuhren wir unlängst, dass er gern mal Filme schaut, bei denen man herzhaft weinen kann. Nun, der Mann kann es sich leisten, er ist ein Star und Profi, niemand wird ihn für ein Weichei halten, wenn er im Kino in Tränen ausbricht. Unterhalb dessen wird es komplizierter.

Zum Beispiel diese herzzerreißende Schlussszene auf dem Dach des Empire State Buildings. Man hat den Film schon dutzendmal gesehen, weiß, dass der vergessene Rucksack Annie und Sam zusammenführen wird, aber es ist immer wieder zum Heulen schön. Man wischt sich heimlich die Rührung aus den Augen und wirft einen unsicheren Blick auf den mitschauenden Mitbewohner am anderen Ende der Couch und hofft, er merkt es nicht. Meistens kommt in solchen Situationen ein spöttisches Lächeln, und manchmal, in sehr seltenen Fällen, putzt er sich die Brille, weil sie plötzlich beschlagen ist. Ein Mann weint ja nicht, ihm ist da nur was ins Auge geflogen. Schade eigentlich. Im vertrauten Durchstehen solcher emotionalen Erschütterungen liegt womöglich eine große verbindende Kraft. Wissenschaftlich bewiesen ist das noch nicht.

Dafür gilt die Wirkung von Frauentränen auf einen Mann jetzt als gut erforscht. Sie aktivieren, ließen uns vor einigen Wochen Wissenschaftler wissen, Geruchsrezeptoren und verändern damit aggressionsbezogene Schaltkreise im Gehirn. Sie stimmen ihn friedlich! Über die Praxistauglichkeit des Phänomens kann man lange nachdenken, ich rate zur Zurückhaltung. Unerforscht ist bislang die biochemische Wirkung männlicher Tränen. Wenn sie es in ihren Laboren bis Mitte Juni schaffen, wäre das nicht schlecht. Dann wird zur EM angepfiffen, und Fußball ist bekanntlich ein Anlass, bei dem ein Mann ungehemmt vor dem Bildschirm seinen Tränen freien Lauf lassen kann.