Frank Quilitzsch gratuliert Henryk Goldberg zum 75.

Lieber HG, Du magst ja offene Briefe. Besonders, wenn sich ein Erfurter Stadtoberer darin beschwert, dass Du den skandalösen Umgang mit der Gleichstellungsbeauftragten anprangerst. Dann auch noch die Abschiebung einer familiär gut integrierten Koreanerin.

Tja, wer Bürokraten bloßstellt, bekommt häufiger Post. Und wer sich wie Du gegen Antisemitismus und Rassismus positioniert, wird von Antisemiten und Rassisten beschimpft. „Schon lange“, hieß es in einem Brief, auf den Du offen erwidert hast, „beobachten wir Dich beim Schmieren Deiner verdeckt antideutsch, antiarische Schmierereien!“

Auch ich lese Dich gern, schreibe Dir jedoch als Freund, dem bei unserer ersten Begegnung ein Malheur passierte. Es war in der Kulturarena Jena beim Konzert von Goran Gregović, und zwei Tage später las ich, wie grandios der Bosnier musizierte und dass dem „Kollegen Dr. Q.“ eine D-Mark ins Bierglas gefallen sei. Beides stimmte. Als Redakteure zweier konkurrierender Zeitungen lagen wir auf einer Wellenlänge, selbst wenn wir nach mancher Theaterpremiere Gegensätzliches verfassten. Du warst oft dichter an den Schauspielern. Vielleicht, weil Du sie schon in jungen Jahren als Bühnenarbeiter am Theater Erfurt aus nächster Nähe erleben durftest. Dann Abi, Journalistik-Studium und Karriere bei Berliner Zentralorganen, schließlich Vize-Chef des „Filmspiegel“. Neustart als Kulturredakteur der Thüringer Allgemeine, wo Du unter anderem die Kolumne salonfähig machtest.

Es gäbe noch viel zu sagen. Über Deinen Witz, Deinen polemischen Zugriff und den sympathischen Hang zur Selbstironie. Demnächst bei einem Euro im Bier? Glückwunsch zum heutigen 75. Geburtstag vom Kollegen Q.