Erfurt. Im Archiv von Frank Zappa lag jahrelang unentdecktes Material für ein Album, jetzt kann man es hören. Wir haben außerdem reingehört in die neuen Alben von einem ungewöhnlichen Quartett und von Josh Ritter.
Was die Nachlassverwalter in den Tiefen des Archivs von Frank Zappa gefunden haben, ist eine kleine Sensation. Die elf Songs, die die Archivare „Funky Nothingness“ getauft haben, sollen Aufnahmen aus dem Jahr 1970 für ein unveröffentlichtes Album sein zwischen Zappas Solo-Debüt „Hot Rats“ und „Chunga’s Revenge“ und den Arbeiten für den Film und Soundtrack "200 Motels".
Drei Coverversionen, viel Improvisiertes mit viel Bluesigem gibt es als Doppel-Vinyl und Dreifach-CD. Auf letzterem zudem 14 Stücke aus den Studio-Sessions, Jams und alternative Versionen teils mit mehr als zehn Minuten Spielzeit, etwa „Chunga’s Revenge – Take 5“, 16 Minuten lang, davon zwei Minuten Schlagzeug-Solo. Definitiv: Ein gehobener Schatz.
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Weltmusik im buchstäblichen Sinn
Banjo, Tabla und Kontrabass allein sind schon eine spannende Mischung für eine Bandbesetzung. Erweitert um die indische Bambusflöte Bansuri steigt der Faktor des Reizvollen erneut. Die seit 2009 zusammen musizierenden Béla Fleck, Zakir Hussain und Edgar Meyer – jeder ein Crack auf seinem Instrument – haben mit dem Bansuri-Spieler Rakesh Chaurasia das Album „As we speak“ aufgenommen.
Es ist ein Parforceritt durch Kontinente, Stile, ja, auch Jahrhunderte. Es gibt Speed-Weltmusik („Pashto“), Bluegrass, indische Folklore... unmöglich, alle Einflüsse dieser Musik aufzuzählen, die im Country-Mekka Nashville aufgenommen wurde. Hier wird Völkerverbindendes ohne Worte geschaffen – das klingt zwar abgedroschen, trifft aber genau zu.
Josh Ritter beschwört das Gute im Menschen
Es ist – neben der Hommage an seine Mutter, der die Platte gewidmet ist – eine Feier des Miteinanders, des Emphatischen, der guten Seite des Menschlichen, was der Musiker und Bestsellerautor Josh Ritter auf seinem neuen Album „Spectral Lines“ anbietet. Der veritable Schunkler mit Hit-Avancen „For your Soul“ ist als Midtempo-Nummer eher die Ausnahme, es überwiegen die nachdenklichen und erhabenen Klänge.
Und die sind wesentlich für das Album: Es ist das Oszillierende, die sphärische Produktion mit Schnipseln aus Field Recordings, organischen und elektronischen Zwischentönen, die Produzent Sam Kassirer unter Ritters Kompositionen und Lyrics gepackt hat. Selbst wenn in „Someday“ ganz unsubtil eine „Crimson and Clover“-Reminiszenz erklingt. Ein Album für Kopf und Herz gleichermaßen.