Eisenach. Das renommierte Ensemble Café Zimmermann spielte Kammermusik-Bearbeitungen an Bachs Taufstein.

Gläsern das Klangbild, stoisch und uneitel der Habitus der Musiker, hoch konzentriert die Wahrnehmung im Publikum: Nein, ein Kaffeekonzert stellt man sich doch völlig anders vor. Ohnehin wird der unkonventionelle Name des Ensembles – Café Zimmermann – und die nachmittägliche Terminwahl – samstags um vier – irregeleitete Erwartungen höchstens bei Unkundigen geweckt haben können.

Derer gab es allerdings nur wenige beim Konzert der Thüringer Bachwochen in der Georgenkirche zu Eisenach. Die etwa 150-köpfige Zuhörerschaft füllte vorwiegend die vorderen Bankreihen des Gotteshauses, sehr viele der Gäste kamen von auswärts, und natürlich durfte die fränkische Fraktion da nicht fehlen: Längst hat sich binnen 20 Jahren eine Bach-Community gebildet, man kennt sich, und man kennt sich aus.

Café Zimmermann wurde vor 25 Jahren gegründet, die Alte-Musik-Spezialisten aus aller Welt nahmen ihren Sitzort in Aix-en-Provence, und zumal in der frankophonen Welt haben sie, mit Schallplattenpreisen schier überhäuft, sich einen klangvollen Namen erarbeitet. Eine imaginäre Playlist Johann Sebastian Bachs versammelt die neue CD, deren Programm nun live in Eisenach zu bestaunen war.

Bachs absolute Musik wird vo ihrem religiösen Auftrag befreit

Lauter Instrumentalsätze und Arien aus Kantaten vorwiegend der 1740er-Jahre ergeben, qua Transkription des sakralen Kontexts enthoben, eine unterhaltsame Melange auf hohem Niveau. Dazu eine relativ modernistische Triosonate des Bach-Sohnes Carl Philipp Emanuel sowie Bach-Fugen-Bearbeitungen Mozarts. Die Sinfonia BWV 29 zeigt zu Beginn ein einander vollkommen vertrautes Quartett, aus dem niemand sich in den Vordergrund spielen will.

So entsteht über geläufigem Continuo-Fundament keine plakativ dominante Linie, denn hier geht es erkennbar um die Textur, um ein dialogisches Wechselspiel, das nicht den Wettbewerb untereinander sucht, sondern auf feinsinniger Freundschaft fußt. Das ändert sich freilich, so weit nötig, in den Arien-Bearbeitungen, für die zumeist die Flöte die Rolle der Singstimme übernimmt.

Leise, intim, unaufdringlich musiziert Café Zimmermann mit delikater Intonation und subtiler Dynamik. Unterhaltsam ist das zumal für noble Ohren, denen sich Bachs wahre Größe in puristischer Manier als Klangrede ohne leere Rhetorik offenbart. Als instrumentales Intermezzo zwischen zwei Chorkonzerten am Freitag und am Sonntag in Arnstadt gewinnt somit dieses kleine, feine Konzert enorm instruktiven Charakter, weil es einen völlig anderen, überraschenden Zugriff auf das geistliche Werk Bachs wagt.

So fühlt man sich für zwei Stunden ätherisch und coffeinfrei der Banalität allen weltlichen Treibens enthoben, entlässt die liebgewonnenen Vier nicht ohne großen, Zugaben heischenden Beifall – und natürlich gilt die Verabredung: Sonntagabend in Arnstadt! Die Bachwochen-Tour nimmt für enthusiastische Freunde der Alten Musik ihren beglückenden Lauf...

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