Die 16-jährige Noa hat Spyware auf den Handys der angesagtesten Clique ihrer Klasse installiert. Sie ist die Neue und will dazugehören. Was sie erfährt, bringt sie in Lebensgefahr.
Wenn es Olivia mies geht, ist Noa da. Mit den richtigen Tipps, dem richtigen Schweigen, der richtigen Ablenkung – immer mit genau dem, was Olivia gerade braucht. Sei es eine Begleiterin beim Shoppen, eine Zuhörerin bei ihrem Auftritt als Sängerin im Pub samt „Manöverkritik“ oder eine Ratgeberin, wenn es um die schwierigen Verhältnisse zu Hause geht. Sie sind seelenverwandt, es kann nicht anders sein: Olivia, die ungekrönte Königin der 11c, und Noa, die Neue, die von allen ignoriert wird. Denn wo sie herkommt, in dem Stadtteil wohnen die „Hinterwäldler“.
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Dank Olivia muss sie endlich nicht mehr allein durch die Gänge der neuen Schule streifen, hat nachmittags etwas vor, ist wieder glücklich. Deshalb spielt es für Noa keine Rolle mehr, dass ihre beste Freundin Lilli nicht mit ihr von der Gesamtschule ohne Oberstufe aufs Gymnasium gewechselt ist. Und es ist ihr egal, dass Olivias Freund Best und ihre beste Freundin Eleni sie nur sehr widerwillig in ihre Dreierclique aufnehmen. Hauptsache, sie hat Olivia. Mit der sie so eng ist, wie sie es mit Lilli einst war.
Doch Noa hat nachgeholfen bei der Seelenverwandtschaft: Sie hat Spyware auf den Handys der Clique installiert. Die 16-Jährige weiß jederzeit, wo sie sind, belauscht ihre Gespräche, liest ihre Textnachrichten, folgt ihnen in die nicht freigegebenen Bereiche ihrer Social-Media-Accounts. Und richtet ihr Reden und Handeln nach dem aus, was sie liest und hört. Im vollen Bewusstsein, dass sie genau das tut, was Vertrauen und Freundschaft zerstört.
Noa kann nicht anders. Autorin Swantje Oppermann zeichnet ihre Ich-Erzählerin als Zerrissene, die sich so verlassen in und von der Welt fühlt, dass ihr Regeln egal werden. Denn sie hat Furchtbares hinter sich, doch das deckt Oppermann nicht sofort auf. Sie erklärt Noa, aber sie rechtfertigt sie nicht, konfrontiert jedoch durchgehend mit der Frage: „Was wäre, wenn?“ Wenn nämlich wir vor den Entscheidungen ständen, die Noa treffen muss? Würden wir selbstverständlich und empört den Gedanken ans Spionieren von uns weisen?
Die Geschichte endet unausweichlich in einer Katastrophe, sie ist nicht für ein Happy End gemacht. Der Schluss wirkt jedoch ein wenig, als habe Swantje Oppermann aus ihrem selbst gewobenen Netz nicht mehr herausgefunden. Der Silberstreif, den sie an Noas Horizont malt, nachdem sie sie noch in Lebensgefahr gebracht hat, ist ein wenig zu hastig hingeworfen.