Berlin. Da muss man oft wegschauen: Der „Tatort“ aus München mit den Kommissaren Leitmayr und Batic ist gut – aber nur für ganz Hartgesottene.

Dieser „Tatort“ ist nur für ganz Hartgesottene. „Schau mich an“ heißt die 96. Folge der Münchner. Aber eigentlich sollte sie „Schau nicht hin“ heißen. Denn der Wegguckdrang ist groß. Gleich anfangs etwa, wenn eine Leiche in der Kanalisation gefunden wird. Beziehungsweise eben nur Teile davon, die in einem Koffer verstaut wurden.

Das weibliche Opfer wurde quälend lang gefoltert, bevor es getötet wurde. Das hat der Täter gefilmt und ins Darknet gestellt. Und da müssen es sich nicht nur die Münchner Kommissare Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) immer wieder anschauen. Sondern auch der Zuschauer. Wenn er nicht gleich zur Fernbedienung schielt.

Grausige Foltervideos: Da müssen auch die Ermittler schlucken

Die Münchner sind die Veteranen der Krimireihe. Kollegin Ulrike Folkerts aus Ludwigshafen ist zwar noch (ein halbes Jahr) länger dabei, aber niemand hat mehr Fälle gelöst als das grantelige Duo. Vor Kurzem haben der 65-jährige Wachtveitl und der 69-jährige Nemec bekannt gegeben, dass sie demnächst aus Altersgründen die Dienstmarken an den Nagel hängen werden.

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Die 100. Folge wollen sie aber noch erreichen. Und es scheint, als wollten sie zum Ende dem Publikum noch mal besonders viel zumuten. Mit einem sadistischen Wiederholungstäter, der schon in Wien gefoltert hat und nun in München sein Unwesen treibt.

Er schaut als Gast vorbei: Harald Krassnitzer als Wiener Kollege Eisner.
Er schaut als Gast vorbei: Harald Krassnitzer als Wiener Kollege Eisner. © BR/Bavaria Fiction GmbH/Linda Gs | Ard

Dabei gibt es auch eine hübsche Reminiszenz an die Urzeiten des „Tatorts“, wo man die Reihe auch dadurch attraktiv machen und verzahnen wollte, indem Kommissare aus anderen Revieren zugeschaltet wurden. Damals ging das noch übers Telefon, heute wird gezoomt. Und so wird Harald Krassnitzer als amtierender Wiener Kommissar Eisner zugeschaltet, der knapp berichtet, warum ihm damals der Täter durch die Lappen ging.

Der ewige Assistent Hammermann (Ferdinand Hofer), der kürzlich selbst in den Rang eines Kommissars aufgestiegen ist, aber immer noch „Kalli“ gerufen wird, erfährt weitere grauslige Details von der Suchtberaterin Lisa Berger (Aenne Schwarz), die ein Profil des Täters erschlossen hat. Der seine Foltermethoden erst an Tieren erprobt hat, bevor er sich auf menschliche Opfer verlegte.

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Auf den Horrorvideos verharrt Regisseur Christoph Stark, der auch das Drehbuch geschrieben hat, immer eine Spur zu lang. Der Täter hat sich, wie der Zuschauer erfährt, den (realen) amerikanischen Serienmörder Jeffrey Dahmer zum Vorbild genommen, und der Regisseur, so scheint es, die US-Serie „Dahmer“ über ihn, die Netflix 2022 startete.

Deutet sich hier schon eine Staffelübergabe an „Kalli“ an?

Ein Grusel-„Tatort“, den man wegen des expliziten Themas nicht jedem uneingeschränkt empfehlen mag. Der aber doch große Spannung entwickelt. Weil Jung-Kommissar „Kalli“, vielleicht ein wenig zu naiv, im Alleingang unterwegs ist – und dabei selbst in allerhöchste Gefahr gerät. Einmal mehr wird Ferdinand Hofer, der auch schon seit zehn Jahren (und 28 Folgen) dabei ist, dabei aufgewertet.

Der 30-Jährige hat sich ja auch schon frech und selbstbewusst in die Diskussion um die Nachfolge der Langzeitermittler gebracht. Bis dahin muss er vielleicht noch etwas reifen. Aber am Ende, so viel darf man wohl schon verraten, erhält er die allerhöchste zwischenmenschliche Beförderung durch die Alt-Kommissare. Auf Augenhöhe ist er damit schon mal. Deutet sich hier schon eine mögliche Staffelübergabe an?

„Tatort: Schau mich an“: ARD, Sonntag, 7. April, 20.15 Uhr.