Jena. Nach dem Massaker in einer Rinderherde bei Jena prüft die Polizei jetzt ob es einen Zusammenhang zu mehreren Übergriffen in Thüringen auf Pferde gibt. Ein Züchter vermutet „Trittbrettfahrer“.

Der Pferdequäler von Thüringen, der seit Januar 2019 etwa zehn Stuten mit einem scharfen Werkzeug aufgeschlitzt hat, greift jetzt eventuell auch Rinder an. Mit knochentiefen Schnitten ins Fleisch und Stichen in die Augen wurden auf einer Weide am Golfclub in Münchenroda bei Jena in der Nacht zu Sonnabend drei Jungbullen abgeschlachtet und 13 weitere Tiere zum Teil lebensgefährlich verletzt.Die Waffe war ein „scharfer Gegenstand“, teilte die Landespolizeidirektion Jena mit.

„Wir werden jetzt Absprachen mit anderen Polizeidienststellen in Thüringen treffen und überprüfen, ob es Überschneidungen mit anderen Fällen im Land gibt“, sagte ein Kriminalist unserer Zeitung. Eventuell gebe es Parallelen zu den Pferdestecher-Fällen, zu denen ein Spezialteam bei der Landespolizeiinspektion Suhl thüringenweit zentral ermittelt. Der betroffene Tierhalter vermutet hingegen einen „Trittbrettfahrer“, wie er unserer Zeitung am Sonntagabend sagte.

Wie in einem Anfall von Wahnsinn abgestochen und niedergemetzelt

Tatsächlich gibt es bei den verschiedenen Taten markante Unterschiede: Bis Mai 2019 wurden ausschließlich Stuten angegriffen und im Genitalbereich schwer verletzt. Die Lage änderte sich vor zwei Wochen. In Silbertal, 20 Kilometer östlich von Münchenroda gelegen, drang am 16. Juli ein Unbekannter in die Pferdekoppel eines Gasthofs ein und „griff eines der drei Pferde mit einem scharfen Gegenstand an“, wie die Polizei aus Jena berichtete. Dieses Mal war das Opfer keine Stute, sondern ein Wallach. Die Verletzungen waren zwei 20 und 25 Zentimeter lange Schnitte am Hinterleib.

Und jetzt, nicht weit entfernt von Silbertal, die jungen Galloways in Münchenroda. Sie wurden nach Informationen unserer Zeitung nicht im Genitalbereich verletzt, sondern wie in einem Anfall von Wahnsinn abgestochen und niedergemetzelt.

Kriminalpsychologen gehen davon aus, dass Tierquäler oftmals sexuell gestört sind und in der Wahl ihrer Opfer wandlungs- und entwicklungsfähig sein können. Nach Erkenntnissen der Bremer Wissenschaftler Dietmar Heubrock und Dorothee Parildayan-Metz gibt es „deutliche Hinweise, dass Tierquälereien als frühes Warnzeichen für eine spätere Entwicklung gelten müssen, die bis zu einer späteren Mehrfachtötung von Menschen gehen kann“.

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