Gera. Wer sich nur einmal im Jahr an die Höchstgeschwindigkeit hält, ist eine Gefahr für seine Mitmenschen, kommentiert Nils R. Kawig.

Ob es den typischen Raser gibt? Schwer zu sagen. Aber sollte er tatsächlich existieren, dürfte er am Freitag einen entspannten Tag verbracht haben. Blitzermarathon stand im Kalender.

Über Sinn und Unsinn dieser Aktion lässt sich trefflich streiten. Die Frage ist: Warum sollte man Menschen, die sich regelmäßig nicht an die erlaubte Geschwindigkeit halten, ausgerechnet an diesem Tag vor Radarfallen warnen? Eine mögliche Antwort könnte sein: um über dieses Thema zu sprechen. Eine erzieherische Wirkung ist kaum zu erwarten.

Blitzeraktion zu Schuljahresbeginn besser geeignet

Dafür sind andere Anlässe besser geeignet. Ich erinnere mich an eine Blitzeraktion zu Schuljahresbeginn in einer Thüringer Kleinstadt. Damals zog die Polizei Autofahrer vor einer Schule aus dem Verkehr, wenn sie zu schnell unterwegs waren, und konfrontierte sie direkt mit den betroffenen Kindern. Selten haben Erwachsene so viel Einsicht gezeigt.

Nils R. Kawig ist Chefredakteur der Ostthüringer Zeitung.
Nils R. Kawig ist Chefredakteur der Ostthüringer Zeitung. © OTZ | OTZ

Im Gegensatz dazu stelle ich mir einen Raser vor, der in seinem hochmotorisierten Fahrzeug durch Thüringen saust. Der Blitzermarathon ist Thema im Radio; die Warnappauf dem Handy brummt. Und übers Gesicht dieses, sagen wir mal, jungen Mannes huscht ein verschwörerisches Lächeln. Solche Autofahrer werden sich wahrscheinlich niemals ändern und bleiben eine Gefahr für ihre Mitmenschen.

Dabei gilt unangepasste Geschwindigkeit immer noch als eine der häufigsten Unfallursachen in Deutschland. 2022 kamen bei solchen Unfällen 843 Menschen ums Leben. Eindeutig zu viel.

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