Erfurt. Künstler Emmanuel Peterfalvi über seine Kunstfigur Alfons, seine DDR-Trainingsjacke und die Schwierigkeit, während Corona wach im Kopf zu bleiben.

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„Ich glaube, das tut mir gut, diesen Alfons in mir zu haben – der mir Dinge erlaubt, die ich sonst nicht machen könnte“, sagt Emmanuel Petervalvi. „Das ist ein sehr befreiendes Gefühl.“

Seit etwa 25 Jahren ist Alfons in deutschen Fußgängerzonen oder auf Märkten anzutreffen. Immer hat er eine orangefarbene Trainingsjacke mit blau-weißen Streifen an, hält ein riesiges Mikrofon mit einem ebenso großen Puschel in der Hand und stellt in gebrochenem Deutsch, mit starkem französischem Akzent, irgendwelchen Passanten Fragen wie: „Was ist die natürliche Umgebung des Mannes?“

Ist der Gefragte klug, gibt er eine selbstironische Antwort wie: „Der Baumarkt.“ Ist er weniger klug, entlarvt er nicht selten seine Vorurteile.

Mit der Kunstfigur „Alfons“ und dem zugehörigen Format „Alfons fragt“ hat der in Hamburg lebende Pariser Peterfalvi eine feste Nische im deutschen Fernsehen eingerichtet, tritt in Satiresendungen wie „Extra3“ oder „Die Anstalt“ auf. Und er ging mit einem Programm auf Tour.

Doch nun, in der Pandemie, sind auch Peterfalvis Auftritte abgesagt. Es bleiben Fernsehen, Radio – und sein neues Projekt im Netz: „Le Freundeskreis“. Als Mitglied erhält man wöchentlich Videos oder andere Beiträge.

„Mir ging es vor allem darum, kreativ zu bleiben“, sagt dazu Peterfalvi in der neuesten Ausgabe des TA-Podcasts „Hollitzer trifft“, mit einem sehr schwachen französischen Akzent übrigens. „Es ist wichtig, dass wir wach bleiben im Kopf.“

Natürlich muss er in den knapp 40 Minuten auch über sein Haupterkennungszeichen reden. Ein „magisches Treffen“ sei es gewesen, sagt er, als er die Trainingsjacke in einem Kostümverleih fand. „Die hing da, und ich habe gewusst, die muss ich anziehen“, sagt er. „Und als ich sie angezogen habe, wusste ich, das ist meine Jacke.“

Später habe er erfahren, dass die Jacke aus der DDR-Produktion stammte – und offenbar inzwischen ein Einzelstück ist. Seit Jahren suche er nach Ersatz, auch mit öffentlichen Aufrufen. Er habe zwar viele „schräge DDR-Jacken“ bekommen, aber die richtige war nicht dabei.

Es fehlt an Empathie in der Gesellschaft

Peterfalvi lässt sich nur ungern Kabarettist oder Comedian nennen, „ich mache auch Theater“, das nicht unbedingt zum Lachen sei, sondern eher zum Weinen. „Was absolut auch zu Alfons gehört, was mein Publikum auch sehr mag, sind diese Momente, die unter die Haut gehen, die einen berühren.“

Das sei auch das, was er am liebsten tue: „Leute berühren“ – und das sei gerade in dieser Zeit „extrem wichtig“. Es fehle Empathie in der Gesellschaft.

Dennoch finde er, dass die Bundesrepublik insgesamt gut mit der Krise umgehe. Er könne das gut mit seinem Geburtsland vergleichen. „Ich finde, dass Deutschland, was das betrifft, sehr erwachsen ist – und Frankreich sehr pubertär.“