Leserpost: Aktive Christen in Sömmerda sehen Statement eines AfD-Stadtratskandidaten kritisch

Zum Beitrag „Auf einen Kaffee mit: Michel Müller –AfD in Sömmerda schickt jungen Stadtratskandidaten ins Rennen“ vom 17. April, Seite 13 schreibt Pfarrerin Juliane Baumann aus Sömmerda:

Mit einigem Erstaunen nehme ich den Artikel zur Kenntnis. AfD-Stadtratskandidat Michel Müller präsentiert sich hier im Deckmäntelchen des Bewahrers christlicher Werte. Es kann leider kein Früchtetee der Welt darüber hinwegtäuschen, dass die AfD keineswegs mit den Grundlagen christlichen Glaubens vereinbar ist. Diese fußen auf Jesus Christus, der ziemlich genau das Gegenteil dessen verkündigt hat als die gesichert rechtsextreme Partei. Die Maxime Jesu: uneingeschränkte Nächstenliebe!

Ich erlebe, wie Misstrauen, Hass und Hetze die Gesellschaft auseinandertreibt. Daran hat die Stimmungsmache der AfD einen leider nicht unerheblichen Anteil. Es ist allgemein bekannt, dass diese Partei gezielt gegen die Grundlagen der Demokratie arbeitet sowie eine langfristig angelegte Strategie ihrer Abschaffung zugunsten eines homogen völkischen, autoritär regierten Staatswesens verfolgt. Stereotype Ressentiments gegen Geflüchtete und Migranten, gegen Andersdenkende, Andersliebende vertragen sich nicht mit dem christlichen Glauben. Als evangelische Pfarrerin und Teil der ökumenischen Gemeinschaft aller Sömmerdaer Gemeinden distanziere ich mich von den Inhalten des Artikels, der verharmlosend suggeriert, dass christlicher Glauben und rechtes Gedankengut gut zusammenpassen würden.
Pfarrerin Juliane Baumann, Sömmerda

Gegensatz zu zentralen christlichen Inhalten und sozialethischen Positionen

Iris und Ekkehart Fischer aus Sömmerda: Als aktive Christen in Sömmerda haben wir mit großer Verwunderung das Interview mit dem Stadtratskandidaten der AfD, Michel Müller, gelesen. Herr Müller betont darin verharmlosend, dass er die AfD als Wahrerin christlicher Kultur in unserer Stadt und unserem Land sieht. Das wollen und dürfen wir nicht unkommentiert stehen lassen. Wer sich mit der Programmatik und der Ideologie dieser als gesichert rechtsextrem eingestuften Partei auseinandersetzt, kann dort keinerlei christliche Werte entdecken.

Die menschenverachtenden Haltungen und Äußerungen, insbesondere der rechtsextremen Kräfte innerhalb der AfD sind mit den Grundsätzen des christlichen Glaubens in keiner Weise vereinbar. Als Christen verurteilen wir insbesondere die gegen Geflüchtete, Menschen mit Migrationshintergrund, queere Menschen, Menschen mit besonderen Förderbedarfen oder Menschen mit Behinderung gerichtete Menschenfeindlichkeit von amtierenden AfD-Politikerinnen und Politikern. Völkisch-nationale Gesinnungen sowie demokratiefeindliche bzw. demokratiezersetzende Äußerungen und Verfahrensweisen weiter Teile der AfD stehen ebenfalls im Gegensatz zu zentralen christlichen Inhalten und sozialethischen Positionen, die wir in ökumenischer Gemeinschaft in unserer Stadt teilen.

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, Texte zu kürzen.