Dirk Pille findet die Untätigkeit der Welt-Anti-Doping-Agentur beunruhigend.

Wie kommt ein Herzmedikament in ein Sportler-Essen? Diese Frage hat sich die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) vor drei Jahren offenbar nicht gestellt. Die Wada akzeptierte die Erklärung ihrer chinesischen Kollegen und beerdigte den unappetitlichen Vorfall zügig. Ein Skandal vor Olympia in Tokio sollte scheinbar vermieden werden. Vertuschen als Methode.

Die Frage bleibt, warum die Wada so gehandelt hat. Im Fall der jungen russischen Eiskunstläuferin Walijewa wurde das gleiche Herzmittel Trimetazidin in deren Dopingprobe entdeckt. Sie soll es über ein Medikament ihres Großvaters unabsichtlich eingenommen haben. Walijewa wurde gesperrt, die 23 Chinesen nicht. Da holten drei sogar olympisches Gold.

Nun ist es so, dass positive Dopingfälle über verunreinigte Lebensmittel möglich sind. Doch das muss der betroffene Sportler dann glaubhaft nachweisen. Bei dem Fall in China reichte der Wada eine Mail aus Peking. Den Fall in einem Land, bei dem man die Unabhängigkeit der nationalen Agentur durchaus bezweifeln darf. Selbst noch einmal zu untersuchen, kam der Wada nicht in den Sinn.

Vor den nächsten Spielen in Paris ist jetzt großer Schaden angerichtet. Die Glaubwürdigkeit der obersten Kontrollinstanz im Anti-Dopingkampf steht infrage. Wem soll man jetzt noch glauben? Es bleibt dabei, der ehrliche Sportler bleibt der Dumme.