Jena. Die Debatte über die beste Stadionwurst wird leidenschaftlich geführt. Doch DIE Thüringer Bratwurst gibt es gar nicht: Welche Freiheiten für Rezepte bestehen.

Lebendig verlief die vom Fußballexperten Philipp Köster angestoßene Debatte zur besten Stadionwurst in Deutschland: Nun ruft er den Bratwurstfrieden aus und kündigt eine Reise nach Mitteldeutschland an: 2025 will er gemeinsam mit Arnd Zeigler zum Probeessen kommen.

Im Podcast diskutierte Köster, Chefredakteur der Zeitschrift 11Freunde, mit Zeigler, Moderator der WDR-Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“, über die besten Würste. Kösters Favoriten auf den Plätzen eins bis drei sind die Westfälischen Würste in den Stadien von Wattenscheid, Bochum und Bielefeld. Er sei kein Freund der Thüringer Bratwurst. Zeigler hingegen gestand ein, dass er hin und wieder gern eine Thüringer esse. Die Aussagen lösten eine Diskussion in den sozialen Netzwerken aus, auf die beide wie auf die Berichte unserer Zeitung im Podcast eingingen.

Thüringer Bratwurst in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen

Dabei gibt es DIE Thüringer Bratwurst gar nicht! Zwar ist bei der Europäischen Union seit 2003 eine Geschützte geografische Herkunftsangabe eingetragen, die aber extrem viel Spielraum für unterschiedliche Geschmacksrichtungen und Rezepte bietet. Zunächst eint alle Thüringer, dass sie eine mindestens 15 bis 20 Zentimeter lange, mittelfeine Rostbratwurst im engen Naturdarm (Schweinedarm oder Schafsaitling), roh oder gebrüht, mit herzhaft würziger Geschmacksnote ist. Das Stückgewicht beträgt 100 bis 150 Gramm, heißt es in der Verordnung.

Sie enthält grob entfettetes Schweinefleisch, Schweinebacken ohne Schwarte, eventuell entsehntes Kalb- oder Rindfleisch. Die Gewürzmischungen variieren je nach überlieferter Rezeptur oder regionaler Ausprägung: Neben Salz und Pfeffer werden insbesondere Kümmel, Majoran und Knoblauch verwendet. Wichtig: Mindestens 51 Prozent der verwendeten Rohstoffe müssen aus der Region Thüringen stammen. Der Fettgehalt liege zwischen 15 und 25 Prozent.

Erste urkundliche Erwähnung geht auf Abrechnung aus Kloster zurück

Im Antrag auf die Eintragung hieß es, die erste urkundliche Erwähnung datiere aus dem Jahre 1404. Im Rudolstädter Staatsarchiv ist eine Abrechnung des Arnstädter Jungfrauen-Klosters aufbewahrt, die unter anderem auch einen Posten „darme czu bratwurstin“ (Bratwurstdärme) enthält. Das älteste bekannte Rezept sei im Staatsarchiv zu Weimar zu finden. Es stammt aus der „Ordnung für das Fleischerhandwerk zu Weimar, Jena und Buttstädt“ vom 2. Juli 1613.

Im Registrierungsantrag bei der Europäischen Union heißt es: „Wegen ihres unverwechselbaren, leckeren Geschmacks genießen Thüringer Rostbratwürste in Deutschland und darüber hinaus auch heute noch einen guten Ruf und ein hohes Ansehen.“ Mal sehen, wie der 11Freunde-Chef nach dem Besuch in Ostthüringen urteilt.