#heuteschongelesen?

1001 Nacht samt jeder Menge Seemannsgarn

Anette Elsner
| Lesedauer: 3 Minuten
Auf Helgoland ist für den Schriftsteller James Krüss in diesen bunten Hummerbuden ein Museum eingerichtet worden. Im Vordergrund ist eine überdimensionale Nachbildung seines wohl bekanntesten Buches zu sehen: „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“.

Auf Helgoland ist für den Schriftsteller James Krüss in diesen bunten Hummerbuden ein Museum eingerichtet worden. Im Vordergrund ist eine überdimensionale Nachbildung seines wohl bekanntesten Buches zu sehen: „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“.

Foto: Andreas Duderstedt / epd /Archiv

Mit Geschichten wie aus 1001 Nacht und jeder Menge Seemannsgarn verzaubert James Krüss in „Der Leuchtturm auf den Hummerklippen“.

Seemannsgarn und Geschichten wie aus 1001 Nacht gehen mit Bomben und Flucht eine Kombination ein, wie sie wohl nur einer erschaffen konnte: der Kinderbuchautor James Krüss (1926-1997). In „Der Leuchtturm auf den Hummerklippen“ bilden die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges den kaum fassbaren, aber deutlich definierten Rahmen für Geschichten und Gedichte, die sich Menschen, Tiere und magische Geschöpfe erzählen im ersten Kinderbuch des gebürtigen Helgoländers, erschienen 1956.

Liebevolle Neuausgabe

Der Atrium-Verlag hat eine liebevoll gestaltete Neuausgabe aufgelegt um den Leuchtturmwärter Johann, die Möwe Alexandra, Tante Julie, den kleinen Poltergeist, Wassermann Markus Marre und viele andere Geschöpfe. Maja Bohn hat vom betrunkenen Kater über Schokolade essende Chinesin bis hin zu Tante Julie mit den entzückenden Segelohren fröhlich-bunte Illustrationen geschaffen, die ebenso zeitlos wie passend sind für ein fast 70 Jahre altes Buch.

In dem eine ältere Dame, genannte Tante Julie, mit dem Poltergeist in einem kleinen Boot vor den Bomben, die auf die Insel Helgoland niedergehen, zu Johanns Leuchtturm flieht. Ein Sturm kommt auf, eine Regenwolke droht, der Wassermann muss in Schach gehalten werden – und bis das alles geschafft ist, wird viel erzählt und zugehört draußen auf dem Meer und drinnen im Leuchtturm.

Witz, leise Ironie, Wortspielereien, Nonsens-Verse, aber auch fast philosophische Gedanken verwebt James Krüss zu Gedichten wie dem über die kleine gelbe Straßenbahn, die bis ins Weltall fährt und wegen einer Wolke abstürzt, oder Liedern wie dem vom Aufruhr der Maikäfer, die unbedingt auch im April oder September unterwegs sein wollten.

Wann wandelt sich das Gute zum Bösen?

Dazu kommen Geschichten über ein Karussell, das zu seinem 100. Geburtstag vom Schrotthaufen wieder zum Volksfestmittelpunkt wird, oder über den Krieg auf Pappamannakaska, der nicht ausbricht, weil die Bevölkerung dieser Insel einfach nicht mitmacht.

Klar und einfach scheint die Welt zu sein, die James Krüss erschafft. Dort haben die meisten jede Menge Humor und viele es faustdick hinter den Ohren. Unschuldig und wie aus der Zeit gefallen wirken die Erzählungen, aber nur auf den ersten Blick. Wann fängt das Gute an, böse zu werden? Diese Frage trieb Krüss um. Das wollte er Kindern erklären und auch, dass das Gute nicht immer siegt und manche Bösen hinterhältig bleiben. Das ist nicht zu ändern, aber zu akzeptieren, leben und leben lassen und sich selbst schützen.

Ob die Geschichten in diesem Buch wirklich passiert sind, das bewegt von Möwe bis Wassermann alle. Einig sind sie sich darin, dass die Geschichten gut sind – und enthalten sie dann nicht immer auch Wahrheit?

HIER geht’s zur Leseprobe.

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