Schleiz Stehende Ovationen für die Musiker in der übervollen Schleizer Wisentahalle
„Die Osch‘zer kommen, da müss mer unbedingt hin“, ist ein geflügeltes Wort in Schleiz und Umgebung. Tatsächlich ist die „Oschitzer Blasmusik“ aus dem kulturellen Leben der Region nicht wegzudenken. Ihre Vielseitigkeit ist ebenso bekannt, wie die Tatsache, dass sich diese Blaskapelle keine Sorgen um ihren Musikernachwuchs machen muss. So konnte man am Sonntagnachmittag in der übervollen Wisentahalle das erfrischend junge Bild der Musiker mit den blitzenden Instrumenten genießen. Generationen musizierten hier schon, vom Urgroßvater bis zum Urenkel ist alles dabei. Auch das weibliche Geschlecht ist gut vertreten.
Anlass für dieses Konzert war das 60-jährige Jubiläum der Kapelle mit gestandenen Musikern in knallroten Westen. „Herzlich willkommen in unserer Wohnstube, in unserem Musikzimmer - der Wisentahalle“, sagte Stefan Götz, Vorstand der Oschitzer Blasmusik. Natürlich stand der Geburtstagsmarsch auf dem Programm bei dem kräftig mitgesungen wurde.
Stefan Götz moderierte die Veranstaltung locker, humorvoll und gut verständlich. Er führte durch sechs Jahrzehnte des Bestehens der „Oschitzer“. Vorher begrüßte er Ehrengäste, dankte Unterstützern.
„Ihr seid ein Stück Heimat, das kommt gut an“, sagte Landrat Thomas Fügmann. Er erinnerte an den 1. Mai 1978, als die Oschitzer in Sparnberg, Richtung Grenzzaun nach Westen aufspielten und eine Kamera vom ZDF diese Szene filmte. „Das war ein Politikum erster Güte“ so Fügmann. Stefan Acker , Präsident des Blasmusikverbandes Thüringen fand lobende Worte für die Kapelle.
Zwischen kurzen Redebeiträgen erfreuten Instrumentalisten und Sänger mit bekannten Titeln. Der künstlerische Leiter Heinz Langer hatte alles bestens im Griff. Das Publikum klatschte, sang und jubelte. „Die Oschitzer sind eine Institution in Schleiz“, sagte Bürgermeister Marco Bias. Bei Veranstaltungen seien sie immer dabei. So auch am 11. Mai bei der öffentlichen Übergabe des Heinrichsruher Park an die Stadt.
„1959 als Fidel Castro die Regierung in Kuba übernahm, wurde im Wirtshaus in Oschitz eine Kapelle gegründet. Man hatte keinen Dirigenten, keiner konnte Noten lesen und so weiter. Aber man tat, was typisch für diese Zeit war, aus dem Nichts etwas lernen“, verriet der Moderator. Robert Neumann als Dirigent und Herbert Frotscher als Gründungsmitglied brachten die Entstehung der Blasmusikformation ins Rollen. Zu einem Umzug der Gesellschaft für Sport und Technik sollten die Oschitzer spielend marschieren. Aber sie konnten nicht beides zusammen und wurden deshalb auf einen Wagen gesetzt.
Der Begriff Feuerwehrkapelle entstand, weil damals alle Musiker bei der Feuerwehr waren. In den 70er-Jahren übernahm Otto Pöhlmann die Leitung. Ihm zu Ehren spielten die Musiker in der Wisentahalle ein Medley. In dieser Zeit entstand die Idee, dass Sänger die Auftritte bereichern sollen. „Michaela und Steffen“ ergänzten das Programm am Sonntag mit ihren Stimmen. Es erklangen alte Hits, wie „Anneliese, ach Anneliese“, „Schützenliesel“ und mehr. Man richtete sich damals nach dem Vorbild von Ernst Mosch aus; die Kapelle ist auch heute noch entsprechend besetzt.
Dirk Heinrich, Vorstand der Kreissparkasse Saale-Orla, überreichte eine großzügige Spende an die musikalischen Jubilare. Davon können jetzt zuzüglich der Gaben von anderen Festrednern Instrumente für die Jugend im Orchester gekauft werden. Zwei fast waschechte DDR-Grenzsoldaten schleppten am Sonntag einen Grenzzaun an. Junge Pioniere marschierten mit blauen Halstüchern und einer Fahne voran in den Saal und verteilten rote Nelken an die Gäste – wie einst zum 1. Mai in Sparnberg. Begleitet von deren Jubel wurde das Kufsteinlied gespielt.
Nach der Pause marschierten die Blasmusiker als Kirmesmusiker ein; in bunter Kleidung mit traditionellen Hüten. Da die Kapelle nicht nur Weihnachten, zu Umzügen, zu Kirchweihfesten, sondern auch im Karneval eine stets stürmisch begrüßte Einheit ist, tanzten am Sonntag Funkenmariechen durch die Engstelle zwischen Bühne und 1. Reihe.
In der Bütt bewies Stefan Götz sein Talent zum Reimen. Auch denen, die nicht mehr unter den Orchestermitgliedern weilen, wurde gedacht. Darunter an Heini Tiersch, Bernd Götz und Burkhard Tiersch, die die Kapelle wesentlich vorangebracht hatten.
Das Programm hätte nicht abwechslungsreicher sein können. Ein begeistertes Publikum gab stehende Ovationen. Dass sie auch moderne Klänge bestens interpretieren können bewiesen die Oschitzer ebenso. Für die Unterhaltung in den Pausen hatten sie die Jenaer Straßenmusikanten eingeladen. Unter anderen mit Titeln auch aus den 20er-Jahren unterhielten sie die Gäste bei Kaffee und Kuchen.„Der Nachmittag war toll, super, einwandfrei“ hörte man von Fans und anderen Besuchern. Offensichtlich ist der Oschitzer Blasmusik wieder mal ein Höhepunkt bestens gelungen.