Erfurt. Die Zahl der Verdachtsfälle auf Kindeswohlgefährdung in Familien ist in Thüringen zum sechsten Mal in Folge gestiegen.

Aus Sorge um das Wohlergehen von Kindern wurden die Jugendämter im vergangenen Jahr in 3983 Fällen eingeschaltet, wie das Statistische Landesamt am Mittwoch mitteilte. Im Vergleich zu 2018 war das ein Anstieg um 14,4 Prozent - und der Höchstwert seit 2013. In gut einem Drittel bestand der Verdacht zurecht. 1254 Kinder befanden sich wegen Vernachlässigung, Misshandlung oder sexueller Gewalt in Gefahr, was den Statistikern zufolge ebenfalls einen Anstieg bedeutet.

Zahl akut gefährdeter Kinder nimmt zu

So nahm die Zahl der akut gefährdeten Kinder, bei der ein sofortiges Eingreifen der Jugendämter erforderlich ist, um 16,4 Prozent auf 652 zu. Eingreifen können die Ämter unter anderem durch eine vorläufige Inobhutnahme. Auch latenter Gefährdung, einer Vorstufe der akuten, waren mehr Kinder als im Vorjahr eingesetzt. 602 Fälle bedeuteten einen Anstieg um 15 Prozent. Besonders häufig wurden gefährdete Kinder vernachlässigt (855), 276 Kinder und Jugendliche waren körperlicher Gewalt ausgesetzt, 60 wurden Opfer sexueller Gewalt. Die am meisten gefährdete Altersgruppe ist die der Sechs- bis 14-Jährigen.

Bei den 2729 Verdachtsfällen, in denen keine Gefahr für die Minderjährigen bestand, stellten die Behörden allerdings überwiegend Hilfebedarf in den Familien fest. Die meisten Hinweise auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung erhielten die Jugendämter von Polizei, Gerichten und Staatsanwaltschaften (770). 564 kamen anonym, 355 von Bekannten der Familien. Vorläufig in Obhut genommen wurden im vergangenen Jahr 325 Kinder.