Erfurt. Der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) fordert mehr Informationen und Aufklärung für Patienten bei Corona-Antikörpertests.

„Aufgrund nicht ausreichender Aufklärung über die Bedeutung der Testergebnisse besteht die Gefahr, dass Patientinnen und Patienten sich in falscher Sicherheit wiegen und deshalb Abstands- und Hygieneregeln missachten könnten“, heißt es dazu im neuen IGel-Monitor 2020 zu Selbstzahler-Leistungen beim Arzt. Der IGeL-Monitor stellt Informationen über das Gesundheitswesen bereit. Er bewertet zudem individuelle Gesundheitsleistungen beim Arzt. Die Arbeit erfolgt anhand wissenschaftlicher Standards. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog

So würden Patienten bei der Interpretation der Testresultate häufig alleine gelassen. Über ein Viertel der Getesteten wurde im Unklaren darüber gelassen, wie sich ein positiver Test auf die Immunität auswirkt. Mehr als ein Drittel der Versicherten, die einen Covid-19-Antikörpertest gemacht haben, erhielten keine Information darüber, dass die Tests mit Unsicherheiten verbunden sind. Knapp die Hälfte der Befragten wurde nicht darüber aufgeklärt, dass falsch positive Ergebnisse häufig möglich sind.

Bei einer Stichprobe unter Arztpraxen gab die Hälfte an, Antikörper-Tests anzubieten, nur zwei lehnten sie explizit ab. Meist wurden Labortests angeboten, zum Teil aber auch Schnelltests, von denen sowohl das Robert Koch-Institut als auch die Weltgesundheitsorganisation und die Fachgesellschaft der Hausärzte abraten.

Covid-19-Antikörpertests sind laut Monitor neu auf dem Markt der Selbstzahler-Leistungen. Zu ihren Erfahrungen wurden rund 6800 gesetzlich Krankenversicherte befragt. Sechs Prozent der Befragten hätten bereits einen Covid-19-Antikörpertest angeboten bekommen oder selbst danach gefragt. Die Initiative ging jeweils zur Hälfte vom Patienten oder vom Arzt aus. Am häufigsten haben Patienten danach gefragt, wenn sie Wochen oder Monate vor dem Test Symptome hatten.

Andererseits berichteten 54 Prozent der Befragten, dass sie den Antikörpertest angeboten bekamen, obwohl sie keinerlei Symptome hatten. Einmal mehr kommt der MDS zu der Erkenntnis, dass vor allem die Topseller unter den IGel-Leistungen, darunter die Augeninnendruckmessung, mehr schaden als nutzen. Verbindliche IGel-Regeln würden in den Praxen oft nicht eingehalten.

Als Reaktion auf den Report fordert die Techniker Krankenkasse in Thüringen (TK) die Ärzte auf, sich an die Regeln zu halten. „Nur wenn sie eingehalten werden, sind Selbstzahler-Leistungen auch seriös. Dazu gehört, dass Patienten vorab umfassend informiert werden und nach dem Angebot Bedenkzeit bekommen. Die Kosten der IGeL und die Einwilligung der Patienten sind vorab schriftlich festzuhalten. Eine weitere wichtige Regel ist, dass Patienten nicht unter Druck gesetzt werden“, sagt Guido Dressel, Leiter der Landesvertretung Thüringen der Techniker Krankenkasse (TK). Außerdem dürften IGeL-Leistungen nicht von nicht-ärztlichem medizinischem Fachpersonal erbracht werden, noch bevor der Patient seinen jeweiligen Arzt sieht.