Berlin. Der Klimawandel wird das Wetter verändern. Zeit, sich darauf vorzubereiten: Was sie gegen Überschwemmungen und Hitzewellen tun sollten.
Die Menschheit hat die Chance verpasst, das Weltklima zu stabilisieren, bilanzieren Forscherinnen und Forscher auf dem 13. Extremwetterkongress in Hamburg. Das Pariser Klimaabkommen von 2015 und das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, sei faktisch gescheitert", so die Wissenschaftler.
Dennoch mahnen Experten wie Tobias Fuchs, Vorstandsmitglied des Deutschen Wetterdienstes, den Kopf nicht hängen zu lassen. Wenn man jetzt die richtigen Maßnahmen ergreife, könne man die Erderwärmung verlangsamen.
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Durch den Klimawandel: Wetterextreme werden häufiger
Waldbrände, Hitzewellen, Überschwemmungen – das Jahr 2023 war reich an Extremereignissen. "Nie zuvor waren die globalen Luft- und Wassertemperaturen so hoch wie in diesem Jahr", heißt es im Kongressbericht. Die um fünf bis sechs Grad höheren Wassertemperaturen im Mittelmeerraum hätten zu Rekordwerten bei der Verdunstung und den nachfolgenden Niederschlägen in Europa und Nordafrika geführt. "Durch die Zufälligkeiten im chaotischen System der Atmosphäre kam es in Deutschland nicht zu den extremen Hitze- und Dürrephasen, wie wir sie in Südeuropa erlebt haben. Es wäre möglich gewesen."
Jahresmitteltemperatur in Deutschland bereits um 1,7 Grad gestiegen
Obwohl Deutschland von extremen Hitze- und Dürreperioden weitgehend verschont blieb, ist die Jahresmitteltemperatur nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes seit 1881 um rund 1,7 Grad gestiegen. "Seit 1960 war hierzulande jede Dekade wärmer als die vorherige", sagte Fuchs. Über den gesamten Zeitraum von 1881 bis 2022 wurde es nach seinen Angaben pro Dekade um 0,12 Grad wärmer, für den Zeitraum von 1971 bis 2022 lag die Erwärmungsrate gar bei 0,38 Grad Celsius pro Dekade.
Die Wissenschaftler des Extremwetterkongresses sehen diese Entwicklung daher mit großer Sorge. Erstmals halten saisonale Klimamodelle für die Jahre 2024 und 2025 ein Überschreiten der 1,5-Grad-Grenze bei den globalen Temperaturen für möglich. Jede weitere Erwärmung würde zu einer rasanten Zunahme wetterbedingter Naturgefahren wie Hitzewellen, Dürreperioden, Starkregen oder Stürmen führen. Fuchs fordert daher, sich besser auf die katastrophalen Folgen von Wetterextremen vorzubereiten.
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Wie können sich private Haushalte vor Hochwasser schützen?
Zum Schutz vor Starkregen gibt das Infomobil des Hochwasser-Kompetenz-Zentrums Köln (HKC) Orientierung: Es empfiehlt, empfindliche und hochwertige Nutzungsbereiche wie Wohn- und Schlafräume in höhere Stockwerke zu verlegen und im Keller nur Dinge zu lagern, die unempfindlich sind oder schnell geräumt werden können. Gleiches gilt für die Elektroinstallation: Der Stromverteilerkasten sollte 50 Zentimeter über dem höchsten Wasserstand liegen.
Vorsorglich können auch Sandsäcke, Schalbretter, Spundwandplatten und Silikon besorgt werden. Gebäudeöffnungen können beispielsweise mit Spundwänden verschlossen werden, um das Eindringen von Wasser zu verhindern.
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Wie können sich private Haushalte vor Überhitzung schützen?
Die Hitzebelastung in Deutschland hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Die Zahl der "heißen Tage", an denen Höchsttemperaturen von 30 Grad und mehr gemessen wurden, ist gestiegen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) rät Haushalten, sich vorsorglich mit ausreichend Getränken zu versorgen. Gute Durstlöscher sind Mineralwasser, verdünnte Säfte und Kräuter- oder Früchtetees – am besten kühl oder lauwarm, damit sich der Körper an die Hitze gewöhnen kann. In den eigenen vier Wänden sollte morgens gelüftet und die Räume im Laufe des Tages abgedunkelt werden.
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Was unternimmt die Bundesregierung für den Klimaschutz?
Die Deutsche Metrologische Gesellschaft erwartet von der Politik, dass sie die fehlenden Leitplanken für den Klimaschutz setzt. "Wenn wir uns jetzt mit aller Kraft auf die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels einstellen, kann Deutschland auch in 50 oder 100 Jahren ein Land sein, das den dann hier lebenden Menschen gute Lebensbedingungen bietet", sagt Fuchs. Die Wissenschaftler schlagen außerdem vor, klimaschädliche Produkte zu verteuern. Umgekehrt sollten klimafreundliche Produkte billiger werden.
Die Bundesregierung hat bereits eine Reihe von Gesetzen und Maßnahmen beschlossen, um die Klimaziele zu erreichen. Dazu gehören das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und Förderprogramme wie das Gebäudesanierungsprogramm oder die Nationale Klimaschutzinitiative. Erstmals soll bis 2024 auch eine Anpassungsstrategie entwickelt werden, um vorbeugende Maßnahmen gegen den fortschreitenden Klimawandel zu ergreifen.