Rekord von 40 Kilogramm Honig pro Bienenvolk in Thüringen

Franz Hempel
| Lesedauer: 3 Minuten
Mit der Honigausbeute in diesem Jahr ist Ralf Kunz vom Thüringer Imkerverein und Weimarer Bienenmuseum zufrieden.

Mit der Honigausbeute in diesem Jahr ist Ralf Kunz vom Thüringer Imkerverein und Weimarer Bienenmuseum zufrieden.

Foto: Franz Hempel

Weimar.  2023 ist ein sehr gutes Jahr für die Thüringer Imkerei. Warum es Wildbienen schlechter geht und wie die Zukunft für Honigbienen aussieht.

Diese Bienen seien relativ friedlich, sagt Ralf Kunz, setzt sich einen Imkerhut auf und öffnet die sogenannte Beute, den Bienenkasten. Der 65-jährige Saalfelder Bienenzüchter und Pressesprecher des Thüringer Imkervereins lockert einen Rahmen und nimmt ihn heraus. Die Insekten schwirren um den golden triefenden Honigrahmen im Garten des Weimarer Bienenmuseums. „2023 ist ein sehr gutes Jahr für die Honigbienen und die Imkerei in Thüringen“, resümiert Kunz.

Der kühle Winter dieses Jahr habe dafür gesorgt, dass die Bienen erst später in die Brut gingen. „Dadurch waren die Bienenvölker trachtreif, es gab also genug junge Bienen, als die Frühlingsblumen in voller Blüte standen“, erklärt der Imker.

Wildbienen sind von heißen Sommern stärker betroffen

In den Vorjahren sah das oft anders aus und der seit Jugendtagen passionierte Bienenzüchter konnte von einem diesjährigen Ertrag von 30 bis 40 Kilogramm Honig pro Volk nur träumen. Denn neben Varoamilben, dem Hauptgrund für das Sterben von Bienenvölkern, und der asiatischen Hornisse setzte seinen fliegenden Mitarbeiterinnen in den letzten Jahren vor allem die Hitze zu.

„Bienen legen eine Brutpause ein, wenn sie nicht genug Nahrung finden“, beschreibt Kunz die Folge wenn in heißen, trockenen Sommern weniger Blüten vorhanden sind. Noch drastischer seien die Konsequenzen für wilde Bienenarten wie Hummeln, die keine Unterstützung durch einen Imker erfahren: „Die Populationen brechen zusammen.“

Der Biologe Frank Creutzburg, Experte für Insektenkunde beim Nabu Thüringen, stimmt in diesen Reigen ein. Seine Bilanz der letzten Monate für die Wildbienen lautet: „durchwachsen“. Das Frühjahr war eher nass und kühl. „Wildbienen mögen aber mindestens 15 Grad und Sonnenschein“, so Creutzburg. Sei erst einmal eine Lücke in der Population einer der über 500 in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten durch zerstörte Lebensräume entstanden, könne diese im Regelfall nicht wieder geschlossen werden.

Blühstreifen seien oft nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“

Eine Verringerung der Insektenzahl bleibt nicht folgenlos, denn die Tiere sind laut dem Biologen Creutzburg „systemrelevant“. Die Honigbienen konzentrieren sich auf große Angebote gleicher Art. So flöge beispielsweise ein ganzes Volk ein Rapsfeld an. Dadurch seien viele Wildpflanzen auf solitäre Bestäuber wie die Wildbienen angewiesen.

Also mehr der sogenannten, subventionierten Blühstreifen an Feldrändern anlegen, um ein weiteres Artensterben zu verhindern? Creutzburg ist skeptisch: „Wenn die nicht ständig abgemäht und untergeackert würden, dann könnten sie der Insektenwelt helfen.“ Bei der bisherigen Praxis würden die Nester der Wildbienenarten – gar nicht so wenige – die sich am und im Boden befinden, spätestens im Herbst beim Umpflügen zerstört. Für Wildbienen blieben Blühstreifen daher „ein Tropfen auf den heißen Stein“, lautet die abschließende Wertung des Insektenexperten.

Bisher eher sporadisch würden Landwirte mit Imkern zusammen arbeiten. Manchmal werden dann Dauerblühflächen angelegt, erklärt Bienenhalter Kunz. Als Vertreter des Thüringer Imkervereins wünsche er sich die Hilfe des Landesministeriums und weiterer Partner bei den Problemen, vor denen die Imkerei und Insekten allgemein stehen. „Wir wollen in Bezug auf die Herausforderungen des Klimawandels aktiv werden, aber das schaffen wir nicht allein“, so Kunz.

Das könnte Sie auch interessieren

Woher kommt die Honigbiene? Neue Studie überrascht

Thüringer Imker in Sorge wegen asiatischer Hornisse

USA: Weltweit erste Impfung für Honigbienen zugelassen