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Bahn: Rollstuhlfahrer berichtet von unglaublicher Odyssee

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Mehr Komfort und besserer Empfang: So modern ist der neue ICE 3

Mehr Komfort und besserer Empfang: So modern ist der neue ICE 3

Mindestens 30 Jahre will die Deutsche Bahn die Züge der ICE 3-Flotte einsetzen. Damit die Hochgeschwindigkeitszüge diese Lebensdauer erreichen, werden sie modernisiert. Was ändert sich für den Fahrgast durch die Modernisierung?

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Berlin.  Ein ICE bleibt wegen einer Störung liegen. Alle Passagiere werden evakuiert, bis auf zwei Gäste mit Behinderung. Was steckt dahinter?

Am Sonntagnachmittag musste auf der Strecke zwischen Berlin und Hannover, ein Schnellzug geräumt werden. Wohl wegen eines technischen Defekts hielt der ICE am Bahnhof Nennhausen im Havelland, wo fast alle Fahrgäste in einen Ersatzzug gebracht wurden. Nur zwei Fahrgäste mit einer Behinderung und eine Begleitperson mussten im defekten ICE zurückbleiben.

Einer davon: der niedersächsische Landtagsabgeordnete Constantin Grosch (SPD). Grosch sitzt im Rollstuhl und berichtete auf Twitter von dem Vorfall. Er und eine weitere Rollstuhlfahrerin und ihre Begleitung konnten offenbar nicht in den Ersatzzug gebracht werden, da am kleinen Bahnhof Nennhausen ein Hublift fehlte, der Rollstuhlfahrern normalerweise beim Ausstieg aus dem Zug hilft.

Deutsche Bahn: Ohne Wasser im kaputten Zug

Die zurückgelassenen Gäste mussten demnach also an Bord des geräumten Zugs bleiben. Sie erhielten zunächst wohl weder Wasser noch weitere Unterstützung. Zudem war unklar, wann der defekte Zug abgeschleppt werden würde.

Schließlich fuhr der Zug mit den drei Passagieren bis nach Stendal weiter, wo die Bundespolizei helfen sollte. Diese kam aber offenbar wegen eines anderen Einsatzes nicht. Nur auf mehrfaches Anraten des Passagiers Grosch fuhr der Zug schließlich auf einem Gleis ein, das mit einem Hublift ausgestattet war. Doch auch hier stießen die Bahnmitarbeiter auf Schwierigkeiten. Laut Grosch fehlte ihnen der notwendige Schlüssel für das Schloss, mit dem der Hublift gesichert war. Nach einigen Telefonaten hätte dieser schließlich eingesetzt werden können. Allerdings musste Grosch dann noch persönlich erklären, wie dieser funktioniert, da die Mitarbeiter ihn nicht hätten bedienen können.

Trotz der stressigen Situation lobte der SPD-Politiker das Zugpersonal: „Die Zugbegleiter waren, nach den ersten 10 Minuten Hyper-Stress, sehr freundlich und haben dann relativ bald verstanden, das ich Vielfahrer bin und meine Ratschläge angenommen. Coole Typen. Das Personal am Bahnhof Stendal hingegen ist eine Katastrophe.“

Passagiere kommen eine Stunde nach evakuierten Gästen an

Grosch erreichte die niedersächsische Landeshauptstadt schließlich mit einer Verspätung von zwei Stunden. Die anderen evakuierten Fahrgäste sollen schon eine Stunde früher angekommen sein.

Constantin Grosch ist seit November 2022 für die SPD im Landtag von Niedersachsen tätig und engagiert sich als Vorstandsmitglied bei der Deutschen Gesellschaft für Muskelerkrankte sowie als Mitbegründer von AbilityWatch, einem Verein, der sich für die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderung einsetzt.

Deutsche Bahn entschuldigt sich

Die Deutsche Bahn entschuldigte sich am Montagnachmittag bei den Fahrgästen. „Wir nehmen die Schilderungen zum Anlass, die Abläufe in diesem besonderen Einzelfall im Hinblick auf die spezifischen Bedarfe mobilitätseingeschränkter Fahrgäste noch einmal aufzuarbeiten“, teilte die Bahn mit. „Für die entstandene Situation der mitreisenden Fahrgäste mit Rollstuhl möchten wir uns in aller Form entschuldigen.“ (ari)