„Bodenständig, furchtlos und freiheitsliebend“: Fabian Klaus erhält in Jena den Preis für Zivilcourage

Jördis Bachmann
| Lesedauer: 6 Minuten
Der Jenaer Preis für Zivilcourage geht an Fabian Klaus, Redakteur bei Funke Medien Thüringen.

Der Jenaer Preis für Zivilcourage geht an Fabian Klaus, Redakteur bei Funke Medien Thüringen.

Foto: Sascha Fromm

Jena.  Starkes Signal für die Pressefreiheit: Warum unser Thüringen-Reporter den Preis für Zivilcourage verdient und ihn auch stellvertretend für seine Kollegen und Kolleginnen entgegennimmt:

Mit Menschen wie Fabian Klaus müsse uns um den Journalismus nicht bange werden, das sagte Laudatorin Gerlinde Sommer, Chefredakteurin der Thüringischen Landeszeitung am Freitagabend bei der Verleihung des 22. Jenaer Zivilcouragepreises im Jenaer Rathaus, den unser Redakteur Fabian Klaus entgegennehmen durfte. Klaus beobachte als Journalist das Demonstrationsgeschehen in Thüringen und setze sich dabei zunehmend selbst der Gefahr von Angriffen aus, heißt es in der Begründung der Jury. Immer wieder berichte Klaus aus ganz Thüringen kritisch über rechte oder verschwörungsideologische Demonstrationen. Sein Einsatz sowie der seiner Kollegen und Kolleginnen sei ein wichtiger Beitrag zur Demokratie.

Zivilcourage sei Bürgermut, sagte Jenas Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP). „Wir müssen für die Normen und Werte unserer Gesellschaft streiten“ und „Haltung zeigen“ – gerade weil die Zeiten politisch unsicher seien. Für die Werte unserer Gesellschaft tritt auch Preisträger Fabian Klaus ein.

Gerlinde Sommer weiß, wie sehr Fabian Klaus für seinen Beruf brennt, denn sie hat seine journalistische Entwicklung begleitet, seit er vor 21 Jahren erstmals einen Fuß in die Zeitungsredaktion setzte. Bereits im Alter von 23 Jahren übernahm er die Redaktionsleitung in Heiligenstadt, wird später Thüringen-Reporter. Seine Arbeit sei dabei nicht ohne Risiko, gerade weil er sich intensiv mit Rechtsextremismus, Reichsbürgerszene oder Neonazi-Sekten beschäftige, sagt Gerlinde Sommer. Sein Gesicht sei bekannt unter denen, die ihn hassen. Dabei sei Klaus „furchtlos und unbestechlich“ und stehe nicht links – habe keine parteipolitische Agenda. Er sei schlicht „freiheitsliebend“ und „bodenständig“.

Eine Säule der Demokratie

Fabian Klaus sieht den Preis als deutliches Zeichen der Stadt Jena, dass unabhängige freie Presse als wichtige Säule der Demokratie anerkannt werde. In Zeiten, in denen Journalisten zunehmend Anfeindungen und Einschüchterungsversuchen ausgesetzt seien, empfinde er den Preis als wichtiges Signal für die Pressefreiheit, und noch hätten Journalisten diese Freiheit. Klaus nutzt ein Zitat: „Die Presse muss die Freiheit haben, alles zu sagen, damit gewisse Menschen nicht die Freiheit haben, alles zu tun.“

Er selbst war auf einer Demonstration Ende April diesen Jahres von einem Teilnehmer einer AfD-Demonstration in Erfurt angegriffen worden. Dass er dabei nicht verletzt wurde, habe ein Security-Mitarbeiter verhindert, der Klaus zu seinem Schutz begleitet habe. Er verstehe sich aber auch als Stellvertreter für alle Kollegen und Kolleginnen, die sich täglich der Herausforderung in der journalistischen Berichterstattung stellen. Im Interview nennt Klaus exemplarisch seinen Kollegen Peter Hagen, der im August 2022 in Bad Lobenstein vom damaligen Bürgermeister Thomas Weigelt angegriffen und verletzt worden war. Grund war Hagens Frage danach, weshalb ein als Reichsbürger bekannter Prinz Reuß zu einer offiziellen Veranstaltung der Stadt eingeladen werde. Dieser Vorfall hatte bundesweit Aufsehen erregt. Bürgermeister Weigelt wurde nach dieser Attacke auf den Journalisten und die Pressefreiheit vorläufig seines Amtes enthoben. Heinrich XIII. Prinz Reuß und 24 weitere Personen wurden im Dezember 2022 in einer großangelegten Polizeiaktion wegen eines mutmaßlich geplanten Staatsstreichs festgenommen.

Diese Preise wurden außerdem verliehen:

Sonderpreis: In diesem Jahr gab es bei der Vergabe des Jenaer Zivilcouragepreises eine Besonderheit: Klaus Wegener, Gerhard Paulus und Till Noack, die in Jena die Aktion „Klang der Stolpersteine“ initiiert haben, erhielten für ihr kontinuierliches Engagement einen Sonderpreis.

Der „Klang der Stolpersteine“ ist eine politisch-künstlerische Aktion: Am 9. November, dem Tag der Reichspogromnacht 1938, werden in Jena seit dem Jahr 2017 an vielen Orten der Stadt Kurzkonzerte und kleine Performances präsentiert. Zu einer vereinbarten Zeit singen und spielen alle mitwirkenden Künstler, Zuhörer oder Passanten an ihren jeweiligen Orten, über die ganze Stadt verteilt, das gleiche Lied.

Es ist „Dos Kelbl“, ein Lied in jiddischer Sprache. Es handelt von Leid und Freiheitssehnsucht. Es erklang auch bei der Preisverleihung im Jenaer Rathaus. Die Volksbank stiftete dafür zusätzliche 1000 Euro.

Charlotte-Figulla-Preis: Traditionell wird der Zivilcouragepreis gemeinsam mit dem Charlotte-Figulla-Preis verliehen. Dieser Jugend-Preis wurde von Professor Hans-Reiner Figulla in Erinnerung an seine verstorbene Tochter gestiftet und ist mit einem Preisgeld in Höhe von 2000 Euro dotiert.

Thüringer Schülerinnen und Schüler sind dazu aufgerufen, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen und ihre Projekte dazu einzureichen. In diesem Jahr stand der Charlotte-Figulla-Preis unter dem Thema „Protest“.

Preisträger sind in diesem Jahr:

  • 8. Klasse der Staatlichen Regelschule Lindenberg im Eichsfeld
  • 9. Klasse der Regelschule am Ulsterberg in Unterbreizbach
  • Klasse 8a der Gemeinschaftsschule Wenigenjena: Cheyenne Braunsdorf, Lotte Höhndorf, Helene Förster, Kyndra Krabbes, Marie Gniewitz und Lana Hambeck sowie Lucy Sebode, Emily Krestel, Lisa Schmidt, Johanna Trautzsch und Gloria Bieder
  • Klasse 7b der Gemeinschaftsschule Wenigenjena
  • Nataly Peter, 14 Jahre vom Friedrich Schiller Gymnasium Eisenberg
  • Julika Nebel, Schülerin der 12. Klasse der Jenaplan Schule
  • Klasse BG22 der Staatliche Berufsbildenden Schule Wirtschaft und Verwaltung Gera

Zum Zivilcouragepreis

Mit dem „Jenaer Preis für Zivilcourage“ werden jährlich Menschen geehrt, die sich in besonderem Maße durch zivilcouragiertes Handeln ausgezeichnet haben und von Jenaerinnen und Jenaern vorgeschlagen wurden. Seit 2002 ist der Preis eine feste Konstante in der Stadt – initiiert und organisiert von der Koordinierungs- und Kontaktstelle (KoKont). So stiftet jedes Jahr ein anderes Unternehmen den Preis, der mit 1000 Euro dotiert ist. In diesem Jahr wurde der Preis von der Volksbank eG Gera-Jena-Rudolstadt gestiftet.