Washington. Trump ruft bei Twitter dazu auf, keine Goodyear-Reifen zu kaufen. Der Boykottaufruf könnte im Swing-State Ohio Arbeitsplätze kosten.

Wie schnell ein amerikanisches Traditionsunternehmen im aufgeheizten politischen Klima kurz vor der Präsidentschaftswahl aus der Erfolgsspur geraten kann, muss gerade der ehedem weltgrößte Reifen-Hersteller Goodyear erfahren.

Das 1898 in Akron im Bundesstaat Ohio gegründete Unternehmen zog sich einen prominenten Boykottaufruf zu. „Kaufen Sie bessere Reifen für viel weniger Geld!”, twitterte Präsident Donald Trump und kündigte an, die Goodyear-Reifen an seinem „Beast”, der gepanzerten Staatschef-Limousine, am liebsten gegen Gummihüllen anderer Hersteller auszutauschen.

Trump ruft zum Boykott von Goodyear auf – Das war der Auslöser

Profaner Auslöser: Durch Fernsehberichte war bekannt geworden, dass Goodyear in einem Werk in Kansas seinen Mitarbeitern den Verzicht auf Kappen und T-Shirts mit dem Trump’schen Slogan „Make America Great Again” nahegelegt hatte.

Dagegen seien textile Symbole der „Black Lives Matter”-Bewegung gestattet, die sich gegen Polizei-Brutalität gegenüber Schwarzen ausspricht. Begründung: Hier gehe es um den Einsatz gegen rassistisch motivierte Ungerechtigkeit.

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Trump erkennt in Goodyear-Anordnung politisch motivierte Zensur gegen sich

Auch das bekannte „Pride”-Zeichen für Toleranz im Verhältnis zu Schwulen und Lesben gehe in Ordnung, so Goodyear. Nicht aber Slogans wie „Blue Lives Matter”, die als Solidaritätsnoten mit der Polizei verstanden werden.

Trump erkannte in der Maßnahme umgehend politisch motivierte Zensur gegen sich, initiiert von linken Demokraten, und konterte gegenüber seinen 85 Millionen Twitter-Anhängern mit der präsidialen Keule.

Joe Biden: Goodyear-Boykott ist weltfremd

„Viele Leute werden diese Produkte nicht mehr kaufen wollen”, prophezeite er am Mittwoch und zog sich Kritik seines Gegenkandidaten für die Wahl im November, Joe Biden, und anderer prominenter Demokraten auf sich. Biden erklärte sinngemäß, es sei verwerflich und weltfremd, gute bezahlte Jobs wegen politischer Eitelkeiten zu riskieren.

In einem umkämpften „Swing State” eine ikonische Firma mit über 60.000 Angestellten, die in Corona-Zeiten wirtschaftlich ohnehin stark unter Druck stehe, durch Boykottaufrufe zu gefährden, sei „sehr, sehr dumm” und werde sich bei der Wahl im November als Bumerang entpuppen, sagt der ehemalige Präsidentschaftskandidat und Kongressabgeordnete Tim Ryan, der aus Ohio kommt.

Goodyear-Sitz Ohio ist „Swing State“ – Trump und Biden gleichauf

Akrons Bürgermeister Dan Horrigan, ein Demokrat, betonte, dass Goodyear „seit Generationen in den Standort und die Kraft und Zuverlässigkeit seiner ehrlichen Leute investiert”, was man „über diesen Präsidenten” nicht sagen könne.

Die Firma, die nach Trumps Intervention an der Börse zwischenzeitlich abstürzte, bekräftigte, dass am Arbeitsplatz Bekenntnisse für einen Kandidaten oder eine politische Partei nicht gewünscht seien.

Trump gewann Ohio 2016 mit acht Prozentpunkten Vorsprung vor Hillary Clinton. Derzeit liegen er und Herausforderer Biden in mehreren Umfragen gleichauf.

Boykottaufrufe gegen heimische Unternehmen hatte Trump bereits 2016 gegen den Handy- und Computer-Riesen Apple sowie 2018 gegen den Motorrad-Produzenten Harley-Davidson gestartet. Im ersten Fall sperrte sich Apple, dem FBI bei der Entschlüsselung des Mobiltelefons eines Straftäters zu helfen. Harley-Davidson wurde abgestraft, als es die Verlagerung eines Teils der Produktion ins Ausland in Erwägung zog. Lesen Sie dazu: Warum Trump Harley-Davidson mit Strafsteuern droht

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