Berlin. Plötzlich gehören ein indischer Bundesstaat und Teile Malaysias zur Volksrepublik. Auch Russland ist davon betroffen – und schweigt.
Landkarten sind nicht nur ein Stück Papier. Sie sind auch Dokumente der Macht und des Machtanspruchs. In China zirkulieren jetzt offizielle Karten, die das Territorium der Volksrepublik anwachsen lassen. Nicht nur das demokratisch regierte Taiwan gehört demnach zum chinesischen Staatsgebiet.
Auch ein indischer Bundesstaat und Teile Malaysias liegen plötzlich im Hoheitsbereich Pekings. Kein Wunder, dass es aus beiden Nachbarländern Protestnoten hagelte. Besonders pikant: Eine Insel im Grenzfluss Amur, die sich China und Russland bisher geteilt hatten, fällt der Volksrepublik zu. Doch Moskau schweigt.
Zwischen China und Russland herrscht eine Koch-und-Kellner Beziehung
Ein Beweis, dass die „felsenfeste Beziehung“, die sich der russische Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping in die Hand versprochen hatten, ein Mythos ist. Zwischen beiden Ländern herrscht vielmehr eine Koch-und-Kellner Beziehung. Peking bestimmt die Politik, die Moskau schlucken muss. Xi nutzt Putins Schwäche eiskalt und gnadenlos aus.
Angesichts der westlichen Sanktionen bezieht Russland einen Großteil seiner industriellen Güter aus China. Im Gegenzug bekommt das Reich der Mitte billiges Öl und Gas. Putin ist von Xi abhängig und muss die neue Machtbalance zähneknirschend akzeptieren.
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Peking hat eine immer aggressivere außenpolitische Agenda
Der Landkarten-Imperialismus reiht sich ein in die bereits seit Jahren praktizierten territorialen Muskelspiele im Südchinesischen Meer: Die Regierung in Peking lässt in dem öl- und gasreichen Gebiet künstlich Inseln aufschütten, die dann mit Start- und Landebahnen für Militärflugplätze versehen werden. Die aufstrebende Wirtschafts-Großmacht China hat nicht nur eine ökonomische Agenda, sondern auch eine immer aggressivere außenpolitische.