Berlin Eine Einigung in der Haushaltskrise steht weiter aus. Der Haushalt 2024 kann wohl nicht vor Jahresende beschlossen werden. News im Blog.
- Haushalt 2024 wird wohl nicht mehr dieses Jahr verabschiedet
- Lauterbach: „Telefonische Krankschreibung dauerhaft ermöglichen“
- Özdemir: Keine Zustimmung zu neuer Gentechnik-Regelung
- Kubicki: Berlin zu Abschiebungen im Winter zwingen
- Bericht: Paus überprüft Zeitplan für Start der Kindergrundsicherung
Berlin. Das Warten auf einen Kompromiss in der Haushaltskrise geht weiter: Trotz der tagelangen Verhandlungen von Kanzler (SPD), Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) hinter verschlossenen Türen ist eine Einigung zum Etat für das kommende Jahr bislang nicht in Sicht. Nun rückt wohl auch ein Beschluss in diesem Jahr in die Ferne. Der Haushalt 2024 könne nicht mehr vor Jahresende verabschiedet werden, teilte die SPD mit.
Im Newsblog halten wir Sie über die wichtigsten Entwicklungen auf dem Laufenden.
Politik-News vom 7. Dezember: Haushalt 2024 wird wohl nicht mehr dieses Jahr verabschiedet
14.52 Uhr: Der Bundestag wird den Haushalt 2024 nach Angaben der SPD-Fraktionsführung nicht vor Jahresende verabschieden. „Obwohl wir von unserer Seite alles dafür getan haben, kann der Haushalt für das Jahr 2024 nicht mehr rechtzeitig in diesem Jahr beschloßen werden“, schrieb die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der größten Koalitionsfraktion, Katja Mast, am Donnerstag in einer SMS an alle SPD-Abgeordneten, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet. Aus den anderen Fraktionen gibt es bisher noch keine Bestätigung.
Lauterbach – „Telefonische Krankmeldung dauerhaft ermöglichen“
7.30 Uhr: Das „Handelsblatt“ berichtet, dass bereits heute, also am 7. Dezember, für Patientinnen und Patienten wieder die Möglichkeit bestehen soll, sich telefonisch krankschreiben zu lassen. Das Blatt zitiert Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) folgendermaßen: „Wir werden die telefonische Krankschreibung dauerhaft ermöglichen.“ Und weiter erklärt Lauterbach gegenüber dem „Handelsblatt“: „Das Verfahren hat sich in der Pandemie bewährt und ist dann leider ausgelaufen. Ab dem 7. Dezember soll es wieder für Patienten gelten, für die absehbar ist, dass sie keinen schweren Krankheitsverlauf haben und die dem Arzt bereits bekannt sind.“ Es sei demnach geplant, dass der Gemeinsame Bundesausschuss diese Maßnahme am Donnerstag beschließen solle. „Eine wesentliche Entlastung für Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Ärzte“, wie Lauterbach sagt.
Mehr zum Thema lesen Sie hier: Telefonische Krankschreibung möglich – so funktioniert die neue Regel
Politik-News vom 6. Dezember – Deutschland will neuer europäischer Gentechnik-Regelung nicht zustimmen
21.15 Uhr: Deutschland wird einer europäischen Neuregelung zur Kennzeichnung von Gentechnik am Montag im EU-Agrarrat nach jetzigem Stand nicht zustimmen. „Wichtig ist für mich, dass neben den Interessen der Wissenschaft auch die der Landwirtschaft, der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie der Lebensmittelwirtschaft gewahrt bleiben“, sagte Minister Cem Özdemir unserer Redaktion zur Begründung. „Die Interessen der Bürgerinnen und Bürger sowie der Wirtschaft zu missachten und für eigene Überzeugungen Freiheiten anderer einzuschränken, ist sicherlich keine gute Idee.“
Ein Vorschlag der spanischen Ratspräsidentschaft zu neuen genomischen Techniken (NGT) sieht vor, dass der größte Teil der NGT-Pflanzen künftig ohne Risikoprüfung und ohne Kennzeichnung der Endprodukte auf den Markt kommen kann. Damit könnten Verbraucher nicht mehr unterscheiden, ob die Lebensmittel mit oder ohne gentechnische Verfahren produziert wurden. Umweltverbände und Lebensmittelhändler wollen diese Neuregelung verhindern. Sie sehen ihre Existenz und die Kennzeichnung von Bioprodukten, die bewusst ohne Gentechnik hergestellt werden, in Gefahr.
Özdemir betonte: „Ich möchte, dass weiterhin jeder für sich entscheiden kann, Produkte mit oder ohne Gentechnik zu nutzen. Wer gentechnikfrei wirtschaften möchte, ob konventionell oder ökologisch, soll dies auch in Zukunft tun können. Dafür brauchen wir Regeln für die Koexistenz, damit ein funktionierender, milliardenschwerer Markt nicht zerstört wird.“
Kubicki: Bundesregierung soll Berliner Winter-Abschiebestopp verhindern
21 Uhr: FDP-Vize Wolfgang Kubicki hat die Bundesregierung aufgefordert, den geplanten Winter-Abschiebestopp des Berliner Senats zu verhindern. “Wenn jetzt der Berliner Senat eigenmächtig erklärt, sich in dieser Frage über bundesgesetzliche Regelungen hinwegzusetzen und einen Abschiebestopp verhängt, muss die Bundesinnenministerin tätig werden“, sagte Kubicki dieser Redaktion. „Diese Form des Rechtsbruches darf für die Länder nicht folgenlos bleiben, der Bund muss auf die Einhaltung der Bundespflichten bestehen, sonst können wir uns die gesetzlichen Grundlagen sparen.“
In letzter Konsequenz müssten „alle Mittel, die das Grundgesetz bietet, genutzt werden“, betonte Kubicki. Hierzu zählten die Artikel 84 und 37 des Grundgesetzes. Darin wird der sogenannte Bundeszwang geregelt. Er gibt der Bundesregierung – falls der Bundesrat zustimmt – das Recht, den Vollzug eines Bundesgesetzes durch ein Bundesland zwangsweise durchzusetzen, wenn es seine Pflichten nicht mehr erfüllt. Um die Kommunen zu entlasten, müssten die übrigen Bundesländer „ein eigenes Interesse daran haben, dass keines der Länder ausschert“, fügte Kubicki hinzu.
Bericht: Paus überprüft Zeitplan für Start der Kindergrundsicherung
14.44 Uhr: Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) überprüft nach einem Pressebericht ihren Zeitplan für den Start der Kindergrundsicherung. Das entsprechende Gesetz solle zwar „zum 1. Januar 2025 in Kraft treten“, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ am Mittwoch aus einem regierungsinternen Papier. Die Regierung prüfe aber nun, „ob und gegebenenfalls wie (...) Anpassungen an diesem Datum nötig sind“. Geprüft werde etwa eine „stufenweise Einführung der Kindergrundsicherung“.
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hatte kürzlich den geplanten Starttermin am 1. Januar 2025 für nicht machbar erklärt. Frühestens Anfang Juli 2025 ist demnach der Start aus finanziellen, technischen und organisatorischen Gründen möglich. Auch die Bundesländer lehnten Teile der Reform aus Angst vor Doppelstrukturen in der Verwaltung ab. Das Gesetz zur Einführung der Kindergrundsicherung ist in der Länderkammer zustimmungspflichtig.
Mögliche Änderungen beim Zeitplan könnten laut „Süddeutscher Zeitung“ auch Probleme beim Haushalt 2025 entschärfen. Für das Projekt sind zunächst 2,4 Milliarden Euro veranschlagt. Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte wegen der Engpässe im Haushalt aber auch Sparmaßnahmen bei Sozialausgaben gefordert. Mit einer späteren beziehungsweise stufenweisen Einführung könnten die Kosten im Einführungsjahr 2025 sinken.
Haushalt 2024 wird nicht in regulärer Kabinettssitzung beraten
11.50 Uhr: Die Bundesregierung ringt auch am Mittwoch weiter um den Haushalt für das kommende Jahr. Die Verhandlungsrunde von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) ist noch zu keiner Einigung gekommen. Die Gespräche sollten nach dpa-Informationen jedoch am Mittwoch fortgesetzt werden.
Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang sagte am Mittwochmorgen im Interview mit dem BR: „Ich gehe nicht davon aus, dass heute im Kabinett schon ein neuer Entwurf für den Haushalt beschlossen wird, aber dass sehr sehr bald eine politische Entscheidung folgen wird.“ Eine Kabinettsbefassung am Mittwoch war in der Ampel-Koalition zumindest intern angepeilt worden, um den Haushalt noch vor Jahresende zu beschließen. Möglich ist aber auch ein Beschluss im sogenannten Umlaufverfahren, also auf schriftlichem Weg.
Offen ist, ob die Einigung der drei Spitzenpolitiker auch in einem Koalitionsausschuss, also in größerer Runde mit den Parteichefs besprochen wird. Auf jeden Fall würden auch der Haushaltsausschuss und erst dann der Bundestag beraten, letzterer voraussichtlich in einer Sonder-Haushaltswoche direkt vor Weihnachten. Der Bundesrat könnte die Pläne am 22. Dezember absegnen. Denkbar wäre aber auch, dass nur der Haushaltsausschuss vor Weihnachten noch berät – und der Bundestag den Haushalt dann erst im Januar beschließt.
Regierungssprecher Steffen Hebestreit erklärte auf die Frage mach einem Kabinettsbeschluss vor Jahreswechsel am Mittwoch: „Davon gehe ich sicher aus.“ Ob eine Beratung im Bundestag und Bundesrat noch möglich sei, hänge vom Zeitpunkt der Einigung ab. Er könne sich nicht auf den Tag genau festlegen, sagte Hebestreit. Er habe gelernt, dass in der Koalition immer eine gewisse zeitliche Flexibilität nötig sei. Er rechne aber „sehr bald“ mit einem Ergebnis.
Linksfraktion im Bundestag offiziell aufgelöst
8.30 Uhr: Die Linksfraktion im Bundestag ist politisch seit Mitternacht Geschichte. Ihr eigener Beschluss zur Auflösung wurde um 00.00 Uhr in der Nacht zum Mittwoch wirksam. Damit gelten vorerst alle 38 betroffenen Abgeordneten als „fraktionslos“. Hintergrund ist der Austritt von Sahra Wagenknecht und neun weiteren Abgeordneten aus der Partei Die Linke. Sie wollen im Januar ein Konkurrenzprojekt gründen. Vorangegangen war jahrelanger Richtungsstreit.
Wagenknechts Mitstreiter Christian Leye sagte der Deutschen Presse-Agentur, bei der Auflösung der Fraktion sei natürlich Wehmut dabei. „In der Fraktion, aber auch in der Partei gibt es Menschen, die ich sehr respektiere und vor allem wertschätze. Am Ende aber ging es um eine politische Entscheidung: Die Mehrheit der Funktionäre in der Linken haben sich den Krisen der Zeit nicht mehr gestellt.“ Nötig seien Antworten auf soziale Spaltung, wirtschaftlichen Niedergang, Krieg und den Aufstieg rechter Anti-Demokraten. „Dem stellen wir uns, und das ist gut und richtig“, meinte Leye.
Die ehemaligen Fraktionsmitglieder wollen sich in zwei unterschiedlichen Gruppen im Bundestag neu formieren: die verbliebenen 28 Abgeordneten der Linken einerseits und die zehn Abgeordneten des „Bündnis Sahra Wagenknecht“ andererseits. Die Linke hat dies beim Bundestag schon beantragt, die Gruppe um Wagenknecht will es nächste Woche tun.
Politik-News vom 5. Dezember: Grüne fordern härteres Vorgehen gegen Rechtsextremismus
22.45 Uhr: Die Grünen dringen auf eine konsequentere Bekämpfung von Rechtsextremismus. „Für uns ist die Entwicklung einer ressortübergreifenden Gesamtstrategie gegen Rechtsextremismus eine dringende Notwendigkeit“, heißt es in einem Positionspapier, das neben anderen von der Parlamentarischen Geschäftsführerin Irene Mihalic unterzeichnet wurde und unserer Redaktion vorliegt.
Konkret fordern die Grünen die Vollstreckung der „mehr als 800 nicht vollstreckten Haftbefehle gegen Rechtsextremismus“. Außerdem sollen mit Schwerpunktstaatsanwaltschaften rechtsextremistische Straftaten besser verfolgt werden. Um in der rechtsextremistischen Szene illegal erwirtschaftete Geldbeträge besser zu kontrollieren, sollen Sicherheits- und Finanzbehörden in einer „Follow the Money“-Strategie zusammenarbeiten. Außerdem dürften weder legale noch illegale Waffen in den Händen von Verfassungsfeinden landen.
Sicherheitsbehörden sollen besser ausgestattet, Rechtsextremismus im Öffentlichen Dienst bekämpft und der Umgang mit V-Leuten verbindlich geregelt werden, fordern die Verfasser. Darüber hinaus solle die demokratische Kultur gestärkt werden, etwa durch die Bekämpfung von Hass und Hetze auf sozialen Medien.
Die Grünen begründen ihre Forderungen mit einer „Blutspur rechten Terrors“, die sich durch Deutschland ziehe. Sie nennen in diesem Zusammenhang das Oktoberfestattentat, die NSU-Morde, die Anschläge von München, Hanau und Halle und den Mord an Walter Lübcke. Mit der AfD sitze zudem eine „offen rechtsextreme und demokratiezersetzende Partei“ in zahlreichen Parlamenten.
Mihalic sagte dieser Redaktio: „Die Gefahr, die vom Rechtsextremismus für die innere Sicherheit in Deutschland ausgeht, ist nicht abstrakt.“ Rechtsextreme würden ihre Feinde klar benennen und auch vor konkreten Angriffen und Morden nicht zurückschrecken. „Wir müssen daher alles dafür tun, rechtsextreme Vernetzungen aufzudecken und wo es geht zu zerschlagen“, so Mihalic.
Russische Trolle legen Habeck mit Fake-Anruf herein
19.04 Uhr: Auf Desinformation spezialisierte russische Trolle haben Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in ein Fake-Telefonat gelockt. Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigte am Dienstag auf dpa-Anfrage, dass es ein entsprechendes Gespräch gegeben habe. Der Anrufer gab sich nach Angaben des Ministeriums in dem Telefonat als Vertreter der Afrikanischen Union aus.
Sicherheitsrelevante oder vertrauliche Informationen seien nicht Teil des Gesprächs gewesen. Dieses sei aufgrund technischer Probleme mit der Leitung mehrmals unterbrochen worden, sodass ein zusammenhängendes Gespräch nicht zustande gekommen sei. Eine vier Minuten lange Aufnahme, die die beiden Trolle auf Telegram veröffentlichten, ist nach Angaben eines Ministeriumssprechers ein Zusammenschnitt. Weder das dargestellte Gesamtgespräch, noch die dort gestellten Fragen sowie die angefügten Antworten ließen sich bestätigen, so der Ministeriumssprecher. Insbesondere deckten sich die Fragen weder im Tonfall, bezüglich des Akzents des Fragestellers noch im Inhalt mit den Erinnerungen an das Gespräch.
In dem angeblichen Mitschnitt ist unter anderem zu hören, wie Habeck auf Englisch ruhig erklärte, dass der Ukraine dabei geholfen werden solle, trotz russischer Angriffe ihr Getreide zu exportieren. Die Aufnahme wurde auf dem Kanal des kremltreuen Duos Wowan und Lexus veröffentlicht. Die beiden sind bekannt für sogenannte Pranks von ausländischen Politikern und anderen berühmten Persönlichkeiten. Unter ihren Opfern waren schon die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel und der britische Ex-Verteidigungsminister Ben Wallace.
Nach Pisa-Ergebnis: Esken fordert Verfünffachung von Startchancenprogramm
15.48 Uhr: SPD-Chefin Saskia Esken hat als Konsequenz aus den deutschen Pisa-Resultaten eine Verfünffachung des geplanten Startchancenprogramms zur Förderung von Brennpunktschulen gefordert. „Die katastrophalen Pisa-Ergebnisse bestätigen erneut den dringenden Handlungsbedarf im deutschen Bildungswesen“, sagte Esken am Dienstag der „Stuttgarter Zeitung“. Ein wichtiger Schritt sei das Startchancenprogramm - „dessen Umfang aber viel zu gering ist“. Esken betonte: „Es ist nicht ausreichend, nur zehn Prozent der Schulen zu erreichen.“
Der Umfang des Programms auf Bundes- und Landesebene müsse deshalb „mindestens verfünffacht“ werden. Bund und Länder hatten sich im September auf Eckpunkte des Startchancenprogramms geeinigt. Mit diesem sollen ab dem Schuljahr 2024/25 bundesweit 4000 Schulen - das entspricht zehn Prozent aller Schulen in Deutschland - in benachteiligten Lagen finanziell unterstützt werden. Die Bildungsgewerkschaft GEW kritisierte den Umfang jedoch bereits als nicht ausreichend.
Bayerische Regierung will Gender-Verbot an Schulen und Behörden
15.15 Uhr: An Bayerns Schulen und in Behörden soll zukünftig das Gendern verboten werden. „Für Bayern kann ich sagen: mit uns wird es kein verpflichtendes Gendern geben. Im Gegenteil: wir werden das Gendern in Schule und Verwaltung sogar untersagen“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag in seiner ersten Regierungserklärung in der neuen Legislaturperiode im Landtag.
Söder warf der Ampelregierung im Bund zugleich vor, mit Vorhaben wie der Cannabis-Legalisierung, dem Gendern und dem Selbstbestimmungsrecht zu überziehen. „Haben wir keine anderen Probleme in Deutschland?“, fragte er.
FDP dringt auf Neuberechnung des Bürgergeldsatzes
6.30 Uhr: In der Debatte um Einsparungen beim Bürgergeld hat die FDP die Berechnung der Sozialleistung als veraltet kritisiert. Die Berechnungsmethode komme „noch aus Zeiten von Hartz IV“ und sei „längst überholt“, sagte der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr der „Bild“-Zeitung (Dienstag). „Ich hielte es für richtig, im Zuge der Beratungen über den Haushalt auch über die Berechnung des Bürgergelds zu sprechen“, schlug Dürr vor.
Dürr betonte, es müsse genau geprüft werden, „ob mit der alten Berechnungsmethode das Lohnabstandsgebot gewahrt werden kann“. Wer arbeite, müsse „immer mehr Geld übrig haben als jemand, der das nicht tut“, sagte der FDP-Politiker. Das sei „eine Frage der Gerechtigkeit“. Es seien „die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, die jeden Tag zu unserem Sozialstaat beitragen“, argumentierte Dürr.
Wegen der Haushaltskrise kamen aus der CDU und der FDP zuletzt Forderungen, das Bürgergeld nicht wie geplant zum Januar um zwölf Prozent zu erhöhen. Die Bundesregierung hat angekündigt, trotz der Kritik an der Erhöhung festhalten zu wollen.
„Wie beim Elfmeterschießen“ – Söder nennt Kriterien für K-Frage
6 Uhr: CSU-Chef Markus Söder hat Kriterien für den nächsten Kanzlerkandidaten der Union genannt. „Die Kernfrage bei der Kanzlerkandidatur lautet: Wer kann die Stimmen der Union am stärksten bündeln? Danach muss die CDU sich entscheiden“, sagte der bayerische Ministerpräsident dem Magazin „Stern“.
„Wir treten hier nicht für einen Ferienjob an. Sondern es geht darum, Deutschland fit zu machen“, sagte Söder weiter. „Es ist wie beim Elfmeterschießen: Wem kann man den letzten Elfmeter anvertrauen? Das ist das Holz, aus dem Politiker geschnitzt sein müssen – egal ob sie Ministerpräsident sind oder Kanzler werden wollen.“
Im Falle einer vorgezogenen Neuwahl sei CDU-Chef Friedrich Merz „sicher der Favorit“, erklärte Söder. Ein eigenes Interesse an einer Kanzlerkandidatur dementierte er. „Eine Option als Kanzlerkandidat bietet sich einem CSU-Vorsitzenden höchstens einmal im Leben.“ Die Zusammenarbeit mit Merz bezeichnete Söder als „wirklich sehr gut“.
Politik-News vom 4. Dezember: Schirdewan nennt Spardebatte „völlig absurd“ und will stattdessen „Robin-Hood-Politik“
21 Uhr: In der aktuellen Haushaltskrise der Ampelkoalition fordert Linken-Co-Chef Martin Schirdewan eine Vermögensabgabe für Milliardäre. Die aktuelle Debatte sei „völlig absurd“, sagte Schirdewan unserer Redaktion. „Mitten in der Krise will die Ampel-Regierung jetzt ausgerechnet bei Kindern, Armen und internationaler Entwicklung kürzen – nur um weiter auf der Investitionsbremse stehen zu können.“
Sein Vorschlag dagegen: „Niemand braucht Milliardäre! Wir sollten den reichsten zehn Milliardären dieses Landes per Vermögensabgabe mindestens zehn Prozent ihres leistungslosen Einkommens abnehmen“, sagte Schirdewan, der zusammen mit Janine Wissler die Linkspartei führt. So werde die Ungleichheit verringert und man stopfe die aktuellen Haushaltslöcher, ohne bei den Armen, unserer Demokratie oder Investitionen in die Zukunft kürzen zu müssen. „Wer die überfällige Aussetzung bzw. Überwindung der sogenannten Schuldenbremse, die faktisch eine Investitionsbremse ist, nicht will, darf sich gerechter Umverteilung nicht weiter verschließen“, sagte er weiter.
Seit Jahren eskaliert laut dem Linken-Chef die soziale Ungleichheit, auch aufgrund von Preissteigerung und staatlicher Krisen-Unterstützung für Konzerne, die dann Dividenden an Aktionäre ausschütten würden. „Dafür leisten die Superreichen nicht annähernd etwas, geschweige denn geben sie der Gesellschaft etwas zurück“, kritisiert Schirdewan. In dieser Situation nicht gegenzusteuern, bedeute faktisch, die Ungleichheit politisch zu subventionieren, während man ausgerechnet bei den Menschen kürze, die jetzt schon kaum über die Runden kommen würden. „Dagegen braucht es endlich den Mut zu einer Robin-Hood-Politik“, sagt Schirdewan. Eine Vermögensabgabe gab es in der Bundesrepublik unter der Regierung Konrad Adenauers in der Nachkriegszeit. Im Unterschied zu einer Steuer ist eine solche Abgabe einmalig, die Zahlung kann unter Umständen über mehrere Jahre gestreckt werden.
Corona-Zahlen steigen wieder – Inzidenz laut Lauterbach bei 1700
14.50 Uhr: Noch drei Wochen bis Weihnachten – und wieder steigen die Corona-Zahlen in Deutschland massiv an: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geht aktuell von einer Sieben-Tage-Inzidenz von rund 1700 Neuinfektionen pro 100.000 Personen aus – und mahnt vor allem Risikopatienten dringend dazu, sich besser zu schützen. Bislang hätten sich erst drei Millionen Deutsche mit dem angepassten Impfstoff impfen lassen. „Das ist sehr enttäuschend. Wir nutzen diese Möglichkeiten nicht ausreichend“, beklagte der Minister am Montag. Doch es geht nicht nur ums Impfen.
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Die Weihnachtsfeiern seien in diesem Jahr wieder ein Gefahrenherd – zumindest für Menschen, die mit einem schwereren Corona-Verlauf rechnen müssen: Er rate jedem, der ein Risiko trägt, sich entweder vorher impfen zu lassen, gar nicht teilzunehmen oder sich mit einer Maske schützen, so Lauterbach. Im Moment werde die Gefahr, die von Covid-19 ausgeht, von vielen unterschätzt. An alle, die über die Weihnachtstage Familie und Freunde treffen wollten, appellierte der Minister, sich selbst und seine Verwandten zu schützen. „Wenn man sich jetzt impfen lässt, entwickelt sich der volle Schutz bis zum Weihnachtsfest.“ Und: Wer schlecht geschützte Risikopatienten treffe, solle besser Maske tragen.
Die hohe Inzidenz von 1700 ergibt sich nicht durch offizielle Meldezahlen, sondern ist laut Minister eine Hochrechnung, die sich vor allem aus den klinischen Fällen ergibt.
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Politik-News vom 3. Dezember: Habeck sagt wegen Haushaltskrise Reise zur Klimakonferenz ab
21.05 Uhr: Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hat wegen der Haushaltskrise auf Bitten von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine ab Montagabend geplante Reise zur Weltklimakonferenz in Dubai und in die Region abgesagt. Habecks Anwesenheit in Berlin sei notwendig, um nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts die Gespräche über den Haushalt 2024 weiter voranzubringen, teilte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums am Sonntagabend mit.
Unpünktliche Bahn: Wissing kündigt „Generalsanierung“ an
11.17 Uhr: Die Deutsche Bahn (DB) ist im Fernverkehr so unpünktlich wie seit acht Jahren nicht mehr. Im vergangenen Monat war jeder zweite Fernzug des bundeseigenen Konzerns zu spät. Im November hätten nur 52 Prozent der ICE- und IC-Züge ihr Ziel pünktlich erreicht, sagte ein DB-Sprecher der „Bild am Sonntag“.
Verkehrsminister Volker Wissing kündigte Konsequenzen aus der mangelnden Pünktlichkeit der Deutschen Bahn an. Die Pünktlichkeitsquote sei „nicht zufriedenstellend“ und auf jahrzehntelange Vernachlässigung der Infrastruktur zurückzuführen, sagte der FDP-Politiker unserer Redaktion. „An der Generalsanierung der Bahn führt kein Weg vorbei, wenn wir wieder pünktlichere Züge haben wollen.“
Im kommenden Jahr werde die Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt – eine der Hauptschlagadern des Bahnnetzes – kernsaniert. „Das wird sich positiv auf die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit in ganz Deutschland auswirken“, sagte Wissing voraus.
Joschka Fischer fordert neue Atomwaffen für Europa
11.15 Uhr: Der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) hat Europa zu Aufrüstung mit eigenen Atomwaffen aufgefordert. Die EU brauche „eine eigene atomare Abschreckung“, sagte Fischer in einem Interview mit „Zeit Online“. „Die Welt hat sich verändert“, sagte Fischer, und Russlands Präsident Wladimir Putin arbeite „auch mit nuklearer Erpressung“. Die Arsenale der westeuropäischen Atommächte Frankreichs und Großbritanniens seien „als Antwort auf die veränderte Lage“ nicht ausreichend.
Fischers Partei, die Grünen, ist seit ihrer Gründung eng verbunden mit dem Widerstand gegen atomare Aufrüstung. Der 75-Jährige sagte: „Ich hoffe, dass Amerika und Europa verbunden bleiben. Aber was wird sein, wenn Donald Trump wieder gewählt wird? Auch mit Blick auf dieses Szenario muss sich Europa die Frage ernsthaft stellen.“
Fischer forderte von der Bundesregierung Investitionen für eine Aufrüstung mit konventionellen Waffen. „Wir müssen unsere Abschreckungsfähigkeit wiederherstellen“, sagte er. „Solange wir einen Nachbarn Russland haben, der der imperialen Ideologie Putins folgt, können wir nicht darauf verzichten, dieses Russland abzuschrecken.“ Dies sei allerdings „nicht mit Schuldenbremse und ausgeglichenen Haushalten“ zu erreichen.
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