Arnstadt. In Arnstadt entwickelt sich aus einer kleinen ehrenamtlichen Hospizinitiative ein ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst.
Kirsti Senff ist sichtlich gerührt. Sie hat immer wieder Tränen in den Augen. Denn es ist ein besonderer Tag. Nach 16 Jahren überreicht sie die Schlüssel für den Arnstädter Hospizdienst an Eileen Hirschmann. Die 42-Jährige ist nun die Koordinatorin des ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes in der Kreisstadt.
In Arnstadt gründet sich 2005 eine kleine ehrenamtliche Hospizinitiative. Sie möchte Menschen auf deren letzten Weg begleiten und die Angehörigen bei diesem schweren Gang unterstützen. Nur zwei Jahre später schließt sich Kirsti Senff der kleinen Gruppe an und baut den ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst in Arnstadt unter Trägerschaft der Malteser im Bistum Erfurt mit auf. Für die heute 64-Jährige ist es eine aufregende und spannende Zeit. Die 16 Jahre als Koordinatorin sind durch Höhen und Tiefen gezeichnet. Wichtig ist ihr dabei immer das Miteinander und der liebevolle Umgang mit den Menschen.
Das Thema Sterben und Tod ist nicht einfach, wie Senff weiß. Es ist gesellschaftlich gesehen nach wie vor ein Tabuthema. Doch der Hospizdienst greift das Thema auf und Senff versucht seit Jahren durch Projekte und Initiativen immer wieder auf das Thema und ihre Arbeit aufmerksam zu machen und dafür zu sensibilisieren. Sie wünscht sich, dass die Menschen, die eine lebensverkürzende Diagnose bekommen, keine Scheu und keine Angst haben, einen Hospizdienst aufzusuchen. „Wir helfen den Patienten und den Angehörigen“, betont Senff. Denn die ehrenamtlichen Mitarbeitenden sind ausgebildet, können in dieser Ausnahmesituation eine Stütze für alle Beteiligten sein.
Corona als Herausforderung für die Hospizarbeit
Die Hospizarbeit lebt von einem herzlichen Miteinander, von vertrauensvollen Gesprächen, von lieben Umarmungen. Das wird auch bei dem kleinen Empfang für Kirsti Senff deutlich. Neben Blumen, Kerzen und kleinen Aufmerksamkeiten schenken die Gäste vor allem herzliche Umarmungen und liebe Worte. Das Miteinander ist eine Art Grundpfeiler. Umso schwieriger ist es für Senff und ihr Team während der Coronapandemie – eine Herausforderung für alle Beteiligten. Doch auch hier weiß sich die 64-Jährige zu helfen: „Wir telefonieren mit den Familien.“
Die Koordinatorin gibt ehrlich zu, dass sie zunächst nicht an das Telefonieren geglaubt hat. „Doch es funktioniert sehr gut.“ Manch einem Betroffenen falle es leichter, zum Hörer zu greifen, als persönlich das Gespräch zu suchen. Die Koordinatorin vergleicht die Vorgehensweise mit einem Sorgentelefon. „Die Angehörigen öffnen sich uns, sprechen mit uns über Sorgen und Ängste, und wir können sie dennoch begleiten.“
Denn der persönliche Kontakt ist während der Corona-Krise nur in Ausnahmefällen möglich. Die Ehrenamtlichen und die Familien sind kreativ. Neben dem Telefonieren schreiben sie sich lange Mails, tauschen sich über den Nachrichtendienst WhatsApp aus oder schreiben Briefe. „Das ist besonders schön, dass auch dieser Kommunikationsweg wieder bedient wird“, so Senff. Denn dadurch erhalte das Miteinander auch eine andere, neue Qualität.
Ausbau der Trauerbegleitung geplant
Inzwischen sind der persönliche Kontakt und die Treffen mit den Familien wieder möglich. Die Corona-Pandemie ist durchgestanden, nun gibt Senff den Schlüssel an Eileen Hirschmann weiter. Hirschmann ist 42 Jahre alt und seit 2017 ehrenamtlich im Arnstädter Hospizdienst tätig. Sie ist gelernte Altenpflegerin sowie psychologische und systemische Beraterin. Vorher sei sie Pflegedienstleiterin gewesen, doch die Arbeit im Hospiz vereine ihre erlernten Berufe besser. Sie möchte die Menschen auf verschiedenen Ebenen unterstützen, „das Lebensende soll so würdevoll wie möglich gestaltet werden“, sagt Hirschmann. Ihre Aufgabe ist es nun, die mehr als 60 Ehrenamtlichen zu koordinieren, die Aufnahmegespräche zu führen und die Netzwerkarbeit sowie die Kooperationspartner weiter auszubauen.
Während für Eileen Hirschmann nun der Alltag als Koordinatorin beginnt, zieht sich Kirsti Senff aus diesem Bereich zurück. Doch sie legt nicht die Hände in die Schoß. Die 64-Jährige möchte die Trauerbegleitung in Arnstadt ausbauen. Es gebe bereits acht ausgebildete Trauerbegleiter und gemeinsam hätten sie schon einige Idee, wie Menschen geholfen werden kann, deren Angehörige den letzten Weg schon gehen musste. Natürlich wird es dann auch wieder eine enge Zusammenarbeit mit dem Hospizdienst geben, sind sich die beiden Frauen einig und lächeln sich herzlich an.