Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag aus dem Eichsfeld: Die schönen Momente genießen

| Lesedauer: 2 Minuten
Kinder leben mehr im Augenblick, als sich um die Zukunft zu sorgen.

Kinder leben mehr im Augenblick, als sich um die Zukunft zu sorgen.

Foto: Peter Michaelis

Kinder leben mehr im Hier und Jetzt als die Erwachsenen. Kaplan Lukas Hennecke ruft dazu auf, sich daran ein Beispiel zu nehmen.

„Mama, Papa, warum muss ich eigentlich immer in die Schule gehen?“ „Damit du einen guten Abschluss bekommst, und dann einen tollen Job.“ „Mama, Papa, warum brauche ich denn einen tollen Job?“ „Damit du gutes Geld verdienst und dir irgendwann die schönen Dinge des Lebens gönnen kannst.“ „Aber Mama, Papa, ich hab‘ doch schon alle schönen Dinge des Lebens!“

Es gibt so gewisse Zwangslogiken in unserem Leben, die schon Kindern vermittelt werden: Mehr bringt mehr. Je besser der Schulabschluss, desto glücklicher wird man. Je mehr Geld, umso beruhigter lebt es sich. Je umfangreicher das Vitamin B, umso besser steht man da.

Zunächst stimmt diese Logik natürlich. Wer will schon ohne Schulabschluss, Geld oder Kontakte dastehen? Es ist zweifelsohne eine wichtige Motivation, im Leben vorankommen zu wollen.

Aber geht es Ihnen auch oft so, dass all diese Dinge schon nach kurzer Zeit ein leeres Gefühl zurücklassen? Nach dem Schulabschluss zählt schon bald nur noch das Ausbildungszeugnis. Das Geld allein macht nicht glücklich.

Die Pflege der zahlreichen Kontakte wird zur Last. Was ich vorher unbedingt wollte, wird uninteressant und gewöhnlich. Worauf ich über Jahre hingearbeitet hab, ist plötzlich gar nicht mehr so faszinierend. Und so muss ich stets noch höher hinaus, um zufrieden zu bleiben. Ein Teufelskreis des Mehr, eine Spirale der Steigerung und kein Ende in Sicht.

„Aber, Mama, Papa, ich hab‘ doch all die schönen Dinge des Lebens schon!“ Kinder schaffen es häufig noch, dieser Zwangslogik zu entkommen. Sie schauen noch nicht so weit in die Zukunft, leben viel stärker im Hier und Jetzt. Sicher wollen auch Kinder immer mehr, etwa mehr Spielzeug, aber sie denken viel stärker im Moment. Uns Erwachsenen fällt das schwerer, da wir doch so viel planen und organisieren müssen. Wir haben uns schon an den langfristigen Blick und den nie endenden Wettlauf des Höher, Schneller, Weiter gewöhnt.

Eine Portion Gottvertrauen kann helfen, sich nicht in der ewigen, unzufrieden machenden Spirale der Steigerung zu verlieren, sondern zumindest manche Planung und Sorge in Gottes Hand zu legen. So bleibt häufiger Zeit für den Moment, der einfach geschenkt ist. „Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen.“ (Mt 6, 34)

Die Kinder machen es vor.