Zauberhafte Flötenklänge bei Konzert in Eisenach

Gottfried Meyer
| Lesedauer: 3 Minuten
SangEun Han war im jüngsten Sinfoniekonzert der Thüringen-Philharmonie die Solistin des Flötenkonzerts von Jacques Ibert. Das Foto entstand beim Konzert in Gotha.

SangEun Han war im jüngsten Sinfoniekonzert der Thüringen-Philharmonie die Solistin des Flötenkonzerts von Jacques Ibert. Das Foto entstand beim Konzert in Gotha.

Foto: Dieter Albrecht

Eisenach.  Musik von Mozart, Ibert und Brahms erklingt im 2. Sinfoniekonzert der Thüringen-Philharmonie Gotha-Eisenach.

Die Konzertsaison 2023/24 steht unter dem Motto „Klang.Zeit.Räume“. Dem 2. Sinfoniekonzert am Freitag im Landestheater war der Titel „ Klangzauber: Zauberklänge“ gegeben. Flankiert von Mozart und Brahms stand es für Flöte und Orchester von Jacques François Antoine Ibert auf dem Plan. Die Thüringen-Philharmonie Gotha-Eisenach leitete diesmal Nikolay Lalov, als Solistin war die Südkoreanerin SangEun Han zu hören.

Solistin überzeugt im technisch anspruchsvollen Konzert

Vor 90 Jahren wurde in Paris das Flötenkonzert aus der Taufe gehoben. Damit gehört es in seiner Tonsprache eigentlich schon nicht mehr in unsere Zeit. Mozarts Ouvertüre zur „Zauberflöte“ und Brahms’ 3. Sinfonie sind uns vertrauter. Wie findet eine Musikerin einer weit von Europa entfernten Musikkultur Zugang zu dieser Musik? Ganz einfach, denn größtenteils hat die europäische Musik die alte fernöstliche Musikkultur verdrängt, sodass diese an Hochschulen erst wieder erlernt werden muss.

SangEun Han ist weltweit bekannt und „mit allen europäischen Musikwässern gewaschen“. Ihr Flötenton verschmolz mit dem Orchester. Manchmal musste man aufmerksam suchen, um die Solistin aus dem Gesamtklang wahrzunehmen. Auch wenn sie nicht als „Solistin“ in Erscheinung trat, überzeugte sie mit ihrer Interpretation dieses virtuosen, technisch anspruchsvollen Konzertes. Klanglich interessant wäre es gewesen, das Werk wie zur Uraufführung auf einer (hölzernen) Traversflöte zu hören.

Hat bei Mozarts Ouvertüre ein klein wenig die historische Aufführungspraxis Pate gestanden? Es könnte sein, denn am 1. Pult der 1. Violinen saß Alexej Barchevitch. Für den Gesamtklang ist es entscheidend, wo die Instrumentengruppen sitzen. Alle Streicher waren vor dem Bühnenportal platziert. Die Bläser füllten mit dem Schlagzeug die Bühne. Der Klang der Priesterakkorde ist damit geschlossener, der der Streicher wird durchsichtiger.

Diesem Klanggenuss konnte man sich bei Johannes Brahms’ 3. Sinfonie in F-Dur op. 90 hingeben. Markus Guggenberger zitiert im Programmheft zwei Lobeshymnen, zum einen die des damals sehr gefürchteten Musikkritikers Eduard Hanslick. Selten erteilte er uneingeschränktes Lob. Die zweite stammt von Clara Schumann. Drei Jahrzehnte war sie schon Witwe und mit Brahms tief freundschaftlich verbunden.

Im Theatersessel zurücklehnen und sich inspirieren lassen

Wie kann man diese Musik aufnehmen? Man kann sich im Theatersessel zurücklehnen und sich durch die Klänge zu Bildern inspirieren lassen, wie es Clara Schumann am Klavier mit der Partitur tat: Zauber des Waldlebens, erwachter Tag, Sonnenstrahlen durch Bäume, rinnendes Bächlein, spielende Käfer und Mücken.

Mit Konzentration und Hingabe, auf jeden kleinen Wink des Dirigenten achtend sind die Orchestermitglieder in ihre Aufgabe vertieft. Musik machen ist Schwerstarbeit. Wenn dann nach dem letzten Ton der Dirigent ganz verschwiegen den Zeigefinger seiner linken Hand hebt, kann das ein großer Dank für das Miteinander an diesem Abend sein. Vor Jahrzehnten dankten die Dirigenten nicht für solistische Aufgaben im Orchester. Heute wird es zurecht getan. Man musizierte miteinander. Das Publikum spürt es.