Gotha. Kommunale Wärmewende in Gotha: 100 Prozent Klimaneutralität ist nach Ansicht von Praktikern nicht zu erreichen. Umsetzung braucht Geld vom Steuerzahler. Gesprächsrunde in Gotha zeigt Problemfelde und Ziele auf.
Für die Wärmewende in Gotha gibt es einen Fahrplan. Dirk Gabriel, Geschäftsführer der Stadtwerke Gotha, erläutert den diese Woche zu einer Podiumsrunde im „Fundament“, Spielstätte des Vereins „Art der Stadt“. Die Freie Wählergemeinschaft Gotha (FWG) hatte dazu in der Reihe „Quo vadis Gotha“ eingeladen. „Wie schaffen wir in Gotha die kommunale Wärmewende?“ war für gut zwei Stunden das Thema.
Kersten Roselt, Vorstand der „EnergieWerkStadt“ eG, einem Verbund von sieben Ingenieurbüros, Dirk Gabriel und Tobias Marx (Thüringer Wohnungswirtschaft) diskutierten und antworteten auf Fragen aus dem Publikum. FWG-Vorsitzender Dietrich Wohlfahrt moderierte und erinnerte, es gehe dabei auch um die sozial verträgliche Gestaltung dieser Wende.
Die ebenfalls eingeladene Claudia Kreft, Fachfrau unter anderem für Energierecht bei der Verbraucherzentrale, war nicht zur Veranstaltung erschienen.
Sommertage werden sich bis 2050 verdoppeln
Ein Impulsvortag von Roselt stellte die Problemlage anhand der Zusammenfassung von Klimamodellen dar. Bis 2050 solle die Durchschnittstemperatur um 2,6 Grad gegenüber 1990 gestiegen sein. Sommertage verdoppelten sich, Niederschläge kämen sturzartig, Brunnen hätten weniger Grundwasser, man messe dies seit Jahren. Die Handlungsfelder und Optionen, den Ausstoß von CO2 zu verringern und der Ablauf der Planungen waren sein Thema. „Integrierte Energetische Quartiers-Konzepte als Einstieg in die lokale Transformation“ lautete ein Folien-Titel. Unter Quartier werden ein Stadtteil mit mehr als drei Häusern und Dörfer verstanden. Auf dieser Ebene gebe es flexible Fördermöglichkeiten. Die Ingenieurbüros seien zurzeit gut ausgelastet, Förderanträge zu formulieren und suchten Nachwuchs. Die Warmmieten werden steigen, da müsse man ehrlich sein, so Roselt.
Ingenieurbüros mit Förderanträgen gut ausgelastet
Der Fahrplan der Stadtwerke in Richtung einer Kohlendioxid-Ausstoßfreien Wärmeversorgung werde Wärmenetz-Strategie 2040 genannt, so Gabriel. 2040 sollen 88 Prozent Kohlendioxid-Ausstoß gegenüber heute eingespart werden. Ab 2032 soll der übergeordnete Netzbetreiber Wasserstoff bereitstellen.
2024 soll mit regenerativ erzeugtem Strom Wasser erhitzt und damit Wärme gespeichert werden. Dies und Weiteres koste 80 Millionen Euro, die Stadtwerke nicht aufbringen können. Ohne staatliche Zuschüsse gehe es daher nicht, so Gabriel.
Tobias Marx betonte, Mietsteigerungen, die entsprechende Umbauten finanzieren würden, seien nicht möglich. Die Verbände der Wohnungswirtschaft würden in Berlin nicht gehört, kritisierte er. Im letzten Drittel der Veranstaltung wurden Detailfragen aus dem Publikum beantwortet.