Karin Krapp über Bedenken im Alltag.
Mit Sorge kenne ich mich aus. Die kleinen Alltagssorgen schieben sich immer wieder in den Blick: Was soll es am Wochenende zu essen geben? Schließlich muss alles noch besorgt werden. Wer kümmert sich im Urlaub um den Garten und die Tiere? Da braucht es Menschen, die alles versorgen.
Und die großen Familiensorgen nehmen sich ihren Raum: Was wird aus der alten Mutter, wenn sie nicht mehr allein leben kann? Klappt das mit der Ausbildung für die Kinder? Und die Weltsorgen treiben mich manchmal um: Was wird aus dieser Welt, wenn es immer heißer wird? Werden wir Möglichkeiten finden, den Klimawandel aufzuhalten? Werden unsere Kinder noch gut leben können?
In guten Tagen kann ich mich auf die Dinge konzentrieren, die vor mir liegen. Dann kümmere ich mich um das Essen am Wochenende, frage die Nachbarn, wer im Urlaub den Garten versorgt, rede mit meiner Mutter und den Kindern über deren Pläne und versuche, gut zu sein zu mir und dieser Welt. In schlechten Tagen kommen mir die Sorgen so nahe, dass sie mir meinen Spielraum nehmen. Dann sehe ich vor lauter Sorgen nicht mehr, was ich wirklich tun kann. Dann kann ich nachts nicht mehr einschlafen, und Sorge treibt mich tags um. Martin Luther soll gesagt haben: „Dass die Vögel der Sorge und des Kummers über deinem Haupt fliegen, kannst du nicht ändern. Aber dass sie Nester in deinem Haar bauen, das kannst du verhindern.“
Und so vertraue ich sie Gott an, immer am Abend bevor ich ins Bett gehe. Damit sie sich nicht einnisten. Oft gelingt es mir dann doch, etwas beruhigter einzuschlafen.
Karin Krapp ist Pfarrerin in Weimar West