Erfurt. Die Musiker von Deep Purple sahen zu, wie ihr Aufnahmeort abfackelte. Dann schrieben sie „Smoke on the Water“ und nahmen eines ihrer wichtigsten Alben auf: „Machine Head“.

Ein Schweizer Kurort ist so ziemlich das letzte, was einem als Sinnbild für Rock’n’Roll einfällt. Und doch steht Montreux für eine DER Rock-Hymnen schlechthin: „Smoke on the Water“ von Deep Purple. Der Song, mit einem der berühmtesten Gitarren-Riffs der Musikgeschichte, handelt von den Erlebnissen der britischen Rockband im Dezember 1971, als das Casino von Montreux abbrennt, weil ein Zuschauer eines Konzerts von Frank Zappa and The Mothers of Invention eine Leuchtpistole abfeuert.

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Der „Smoke on the Water“, der Rauch aufm Wasser, von dem Sänger Ian Gillan singt, sind die Schwaden, die die Flammen über den Genfer See schicken.

Deep Purple wollten Live-Sound für ihr Album

Das Unglück trifft neben Zappa und seinem Publikum auch Deep Purple – nicht nur als stille Beobachter. Die Band hatte das Casino als Aufnahmeort für ihr nächstes Album auserkoren. Sie wollten den Live-Sound ihrer Konzerte für Studioaufnahmen konservieren und hatte aus diesem Grund das mobile Aufnahmestudio der Rolling Stones gebucht.

Das Cover des Albums „Machine Head“ von Deep Purple.
Das Cover des Albums „Machine Head“ von Deep Purple. © Universal Music

Eine Woche lang suchten die Musiker Ersatz für den abgefackelten Aufnahmeort, für ein Theater in der Nähe waren sie zu laut. Fündig wurden sie im saisonal bedingt leer stehenden Grand Hotel des Ortes, einen Raum im Erdgeschoss funktionierten sie zum Studio um – mit Matratzen als Dämmschutz.

„Machine Head“ gilt als Meilenstein des Hard-Rocks

Aus den fast verhinderten und improvisierten Aufnahmesessions wurde ein Triumph: Das Album „Machine Head“, im März 1972 veröffentlicht, gilt heute als eines der Meilensteine und der Begründer des Hard-Rocks, mit hohen Verkaufszahlen von Anfang an. Die Band spielt von sieben Songs der Platte heute noch viele live wie „Highway Star“, „Pictures of Home“ oder „Space Truckin‘“ und sicher auch auf ihrem Konzert in Erfurt am 20. Oktober 2024 (Karten für das Konzert gibt es online im Ticketshop Thüringen). Das Beinahe-Instrumental „Lazy“ vereint die Stärken der Band: Die an die Klassik angelehnte Spielkunst von Gitarrist Ritchie Blackmore und Organist Jon Lord, am Ende gibt es eine kleine Blueseinlage.

50 Jahre „Machine Head“ von Deep Purple

Deep Purple Anfang der 70er-Jahre: (von links) Jon Lord (Orgel), Roger Glover (Bass), Ian Gillan (Gesang), Ritchie Blackmore (Gitarre) und Ian Paice (Schlagzeug).
Deep Purple Anfang der 70er-Jahre: (von links) Jon Lord (Orgel), Roger Glover (Bass), Ian Gillan (Gesang), Ritchie Blackmore (Gitarre) und Ian Paice (Schlagzeug). © Universal Music | Didi Zill
Die Band veröffentlichte 1972 ihr Album „Machine Head“, das heute als Meilenstein des Hard Rocks gilt.
Die Band veröffentlichte 1972 ihr Album „Machine Head“, das heute als Meilenstein des Hard Rocks gilt. © Universal Music
Deep Purple nahm das Album 1971 in einem Hotel in Montreux auf. Die Band: (von links) Ian Gillan, Roger Glover, Ian Paice, Ritchie Blackmore und Jon Lord.
Deep Purple nahm das Album 1971 in einem Hotel in Montreux auf. Die Band: (von links) Ian Gillan, Roger Glover, Ian Paice, Ritchie Blackmore und Jon Lord. © Universal Music | Didi Zill
Der geplante Aufnahmeort, das Casino von Montreux, brannte nach einem Konzert von Frank Zappa ab. Die Band schrieb unter diesen Eindrücken ihren berühmten Song „Smoke on the Water“, den sie auch heute noch live spielt. Das Bild zeigt Sänger Ian Gillan bei einem Konzert im Auditorium Parco della Musica in Rom am 2. Juli 2022.
Der geplante Aufnahmeort, das Casino von Montreux, brannte nach einem Konzert von Frank Zappa ab. Die Band schrieb unter diesen Eindrücken ihren berühmten Song „Smoke on the Water“, den sie auch heute noch live spielt. Das Bild zeigt Sänger Ian Gillan bei einem Konzert im Auditorium Parco della Musica in Rom am 2. Juli 2022. © DPA Images | Domenico Cippitelli
Das sechste Studioalbum von Deep Purple gilt heute als Klassiker der Rockgeschichte. Anlässlich des 50. Jubiläums wurde „Machine Head“ mit leichter Verspätung im großen Stil als Deluxe-Box mit mehreren Abmischungen und zweiu Live-Konzerten neu aufgelegt.
Das sechste Studioalbum von Deep Purple gilt heute als Klassiker der Rockgeschichte. Anlässlich des 50. Jubiläums wurde „Machine Head“ mit leichter Verspätung im großen Stil als Deluxe-Box mit mehreren Abmischungen und zweiu Live-Konzerten neu aufgelegt. © DPA Images
Deep Purple gehen regelmäßig auf Tour, hier im Juli 2023 beim „Stadtpark Open Air“ in Hamburg.
Deep Purple gehen regelmäßig auf Tour, hier im Juli 2023 beim „Stadtpark Open Air“ in Hamburg. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Auf der Setlist ihrer Konzerte stehen meist mehrere Songs des Albums „Machine Head“.
Auf der Setlist ihrer Konzerte stehen meist mehrere Songs des Albums „Machine Head“. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Am 20. Oktober 2024 kommt die Band für ein Konzert in die Erfurter Messehalle.
Am 20. Oktober 2024 kommt die Band für ein Konzert in die Erfurter Messehalle. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Schlagzeuger Ian Paice gehört zu den Gründungsmitgliedern und spielt immer noch in der Band. Hier ist er 17. März 2019 mit der Deep-Purple-Tribute-Band Purpendicular im Herner Kulturzentrum zu sehen.
Schlagzeuger Ian Paice gehört zu den Gründungsmitgliedern und spielt immer noch in der Band. Hier ist er 17. März 2019 mit der Deep-Purple-Tribute-Band Purpendicular im Herner Kulturzentrum zu sehen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener
Die britische Band veröffentlicht auch weiter Alben. Hier spielt Deep Purple am 20. Juli 2011 im Amphitheater in Gelsenkirchen Horst.
Die britische Band veröffentlicht auch weiter Alben. Hier spielt Deep Purple am 20. Juli 2011 im Amphitheater in Gelsenkirchen Horst. © Sebastian Konopka
Gitarrist Ritchie Blackmore ist 1993 endgültig aus der Band ausgestiegen und hat unter anderem die Band Blachmores Night gegründet, die 26. September 2010 im Theater am Marientor in Duisburg aufgetreten ist.
Gitarrist Ritchie Blackmore ist 1993 endgültig aus der Band ausgestiegen und hat unter anderem die Band Blachmores Night gegründet, die 26. September 2010 im Theater am Marientor in Duisburg aufgetreten ist. © Stephan Eickershoff
Sängerin der Band ist seine Frau Candice Night, die Beiden spielen mittelalterlich  geprägte Musik.
Sängerin der Band ist seine Frau Candice Night, die Beiden spielen mittelalterlich geprägte Musik. © Stephan Eickershoff
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Auch „Smoke on the Water“ ist immer noch ein Höhepunkt auf den Konzerten. Es ist in mehrfacher Hinsicht ein Schicksalssong für Deep Purple: Außer der dramatischen Entstehungsgeschichte ist es neben „Child of Time“ das wohl bekannteste Stück der Band und beliebt, nicht nur bei Anhängern der Luftgitarrenkunst, sondern auch bei Leuten, die keine Rockmusik hören. Der berühmte Anfang, inspiriert von Beethovens 5. Sinfonie, besteht aus nur vier Zweiklängen – ein Riff für die Ewigkeit.

„Smoke on the Water“ war zu lang fürs Radio

Gut 50 Jahre später gibt es nun wieder eine Verbindung zur dramatischen Entstehung des Albums, wenn auch auf Idee der Plattenfirma: Frank Zappas Sohn Dweezil Zappa hat Stereo- und Dolby Atmos-Mixe von „Machine Head“ und seinen Bonus-Songs, wie der später hinzugefügten B-Seite „When a blind Man cries“, angefertigt. Auch der Quadrophonie-Mix von 1974 und ein Remaster des Albums gehören zur Box mit drei CDs, einer LP und einer Blu-Ray-Audio. Als Bonus gibt es zwei Konzerte, eins 1972 in Londoner „Paris Theatre“ aufgenommen, das andere vom April 1971 aus dem später traurige Berühmtheit erlangten Casino in Montreux.

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„Smoke on the Water“ wäre übrigens fast kein Hit geworden, denn die Band bewertete das Lied als wenig tauglich für eine Single. Mit sechs Minuten Spielzeit und den Improvisationen an Gitarre und Orgel war das Stück zu lang für einen Einsatz im Radio. Erst ein Mitarbeiter der Plattenfirma in den USA erkannte das Potenzial und lies den Song auf drei Minuten zusammenschneiden – der Weg in die Hörgewohnheiten und für einen Klassiker war geebnet.

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Wir stellen in #langenichtgehört vergessene, verkannte oder einst viel gehörte Alben vor. Alle Folgen gibt es hier.

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