Berlin. Eine Generationenkomödie mit Spitzen-Schauspielern: Maren Kroymann, Barbara Sukowa und Heiner Lauterbach laufen zu Hochform als Rentner auf, die der Langeweile des Lebensabends entgehen wollen.

«Wir müssen doch mal irgendwas machen!» Das sagt die von ihrem Rentnerdasein sichtbar angeödete Best-Agerin Karin (Maren Kroymann) zu ihrem tatsächlich sehr langweiligen und wenig unternehmungslustigen Gatten. Der spricht lieber von Treppenliften anstelle von aufregenden Reisen.

Wie wäre es denn mal, so Karins Idee, mit einem Einsatz als Leih-Großmutter? Die verrückte Philippa etwa (Barbara Sukowa), die ist doch längst im sogenannten Enkeldienst aktiv. So geht die beschwingte Generationenkomödie «Enkel für Anfänger» los, die diesen Montag um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen ist.

Allgemeinplätze und Klischees

Gesagt, getan. Schnell hat auch Karin einen Enkel an der Backe: Jannik (der wunderbare, hier indes etwas blasse Julius Weckauf aus «Der Junge muss an die frische Luft» und «Lindenberg! Mach dein Ding»). Und auch Heiner Lauterbach, der einen pensionierten und frustrierten Mediziner darstellt (in einer Szene ist vom «schwulen Internisten mit dem Stock im Arsch» die Rede), kommt nicht drum herum, sich einem Paten-Enkel zu stellen. So sehr sich seine Figur auch anfänglich dagegen sträubt. Stets im Mittelpunkt des Enkel-Großeltern-Chaos: eine wunderbar selbstironische Sukowa, deren Philippa aufs Herrlichste zwischen muffiger Hippie-Oma und anarchistisch-fröhlicher Dreadlock-Pippi-Langstrumpf changiert.

Neben manchem Allgemeinplatz und vielen Klischees, die hier bedient werden, kommt es immer wieder zu merkwürdigen intergenerationellen Begegnungen. Darunter eine schöne Szene an einem sommerlichen Garten-Grill: Enkelin zum Teilzeit-Opa: «Meine Eltern sagen, wir essen nur Bio!». Daraufhin der Opa (Günther Maria Halmer): «Dann überleg dir mal, wer der Gemeine ist: Der, der ein unglückliches Schwein tötet, oder der, der ein glückliches Schwein tötet?».

Die Chemie stimmt

Das Drehbuch von Robert Löhr wartet mit einigen, und doch viel zu wenigen Momenten dieser Art auf. Der Humor dieser, alles in allem charmanten Komödie könnte bissiger und zugleich weniger häufig unter der Gürtellinie angesiedelt sein («Ich hab mir Vaginalkugeln aus Kokosöl gegossen!»). Eine mehrfach rülpsende Barbara Sukowa etwa ist, so nett ihre Figur auch insgesamt gezeichnet sein mag, kaum lustig. Was aber stets stimmt und teils ansteckend ist: die Chemie im Darsteller-Kreis, zu dem auch eine, längst aus kaum einer hiesigen Komödie mehr wegzudenkende Palina Rojinski gehört.

Fast am interessantesten ist der Auftritt von Heiner Lauterbach. Nur einmal zwar kann Lauterbachs Figur in «Enkel für Anfänger» ihre steife Gutbürgerlichkeit - hinter der sich, das wird im Verlauf immer deutlicher, eine ganze Reihe von Verletzungen verbirgt - nur einmal vermag dieser Gerhard seine steife Hülle wirklich zu durchbrechen: In diesem Moment aber gibt Lauterbach eine überraschend anmutige, eine wirklich sehr hübsche, anrührende Eigeninterpretation von Reinhard Meys Jahrhundertklassiker «Über den Wolken» zum Besten. Zu den drei, vier Momenten gehört diese Szene, die diesen, nicht immer ganz ausgegorenen Großeltern-Film überdauern werden.