München. Der Stripper-Kultfilm um „Magic Mike“ geht in eine neue Runde: Channing Tatum zieht sich dieses Mal in der Rolle des durchtrainierten Tänzers in London aus. Warum und wieso? Das ist Nebensache.

Eigentlich hat Stripper Mike (Channing Tatum) seine nackten Tage hinter sich gelassen. Er bietet den Damen inzwischen keinen Lapdance mehr an - sondern Drinks. Als Unternehmer einigermaßen krachend gescheitert, arbeitet er als Barkeeper auf der Charity-Party der steinreichen Society-Lady Maxandra Mendoza (Salma Hayek), als seine Vergangenheit ihn gewissermaßen einholt.

Madame Mendoza steckt nämlich nach der Trennung von ihrem Ehemann in einer kapitalen Lebenskrise und glaubt, ein knackiger Typ und ein wenig nackte Haut könnten genau das sein, was sie jetzt braucht. Sie bietet Mike ein paar Tausend Dollar an für seinen filmtitelgebenden letzten Tanz. Ein Hauch von einem „Unmoralischen Angebot“ - und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Denn Maxandra ist nach diesem Abend, an dem es nicht nur beim Tanzen bleibt, so fasziniert von sexy Mike, dass sie ihm 60 000 Dollar zahlt, damit er sie nach London begleitet. Was er dort soll, erfährt er erst vor Ort. Denn die wütende, verletzte und betrogene Ehefrau will aus dem ehrwürdigen Theater der Familie ihres untreuen Ehemannes einen Stripschuppen machen.

Diese Idee überhöht sie (ebenso wie der Film) zu einem feministischen Befreiungsschlag. Warum muss eine Frau sich - wie es in englischen Klassikern wie etwa von Jane Austen Tradition ist - denn entscheiden zwischen dem reichen Langweiler und dem spannenden Mittellosen? Warum kann sie nicht alles haben? Alles bedeutet in diesem Film vor allem: viele halbnackte Männer.

Mike soll die Show choreographieren und muss sich dabei zurechtfinden in der englischen High Society. Ein Hauch von „Pretty Woman“. Die Hürden auf dem Weg zur Premiere werden von Regisseur und Oscar-Preisträger Steven Soderbergh, der auch schon den ersten „Magic Mike“-Film auf die Leinwand gebracht hat, so klischeereich übersprungen, dass das Zusehen streckenweise zur Qual wird.

Natürlich wird der unnahbare, etwas verstockte Butler der Familie zu Mikes Freund (das obligatorische Krawatte-Binden inklusive). Natürlich wird die bis dahin gestrenge, überkorrekte Behördendame auf der Stelle ganz weich, als die Stripper sie im Bus mit einer Privatshow überraschen.

Überraschend an diesem Film ist tatsächlich nichts - am allerwenigsten die Liebesgeschichte zwischen dem armen Stripper und der reichen Theaterbesitzerin. Manchmal, viel zu selten, blitzt ein Humor durch, der den Film hätte retten können, hätte es nur mehr davon gegeben. Wenn das magische Mikrofon auf die Bühne schwebt und - wie der Regisseur - „Magic Mike“ heißt oder wenn Maxandras Tochter aus dem Off über die Tragik des mittelalten weißen Mannes sinniert.

Ansonsten wirken diese Analysen aus dem Hintergrund über die gesellschaftliche Bedeutung des Tanzens aber meist seltsam deplatziert. Wenn sie das Leinwandgeschehen ironisch brechen sollen, tun sie das nicht in der nötigen Deutlichkeit. Wenn sie ernst gemeint sein sollten - umso schlimmer.

Insgesamt wirkt der komplette Film so, als habe niemand sich großartige Mühe gegeben, die Zeit, in denen Channing Tatum sich nicht lasziv irgendwo räkelt, mit sinnvollem Inhalt, einer guten Geschichte, witzigen oder gar geistreichen Dialogen zu füllen. Frei nach dem Motto: Er zieht sich doch aus - das muss reichen.