Berlin. Er gilt als Regie-Berserker, der Stücke lustvoll in komische Höhen treibt: Herbert Fritsch lässt jetzt an der Komischen Oper den „Fliegenden Holländer“ vom Stapel laufen.

Im sicheren Hafen kann sich kaum ein Bühnenstück in der Komischen Oper Berlin wähnen. Am Sonntagabend war „Der fliegende Holländer“ von Richard Wagner (1813-1883) an der Reihe. Regisseur Herbert Fritsch ließ Solisten und Chöre gut zwei Stunden über die Bühne - nicht nur in den vom Stück vorgesehenen Seestürmen. Fritsch, einst selbst Schauspieler im Ensemble von Frank Castorf, ist für überdrehte Inszenierungen bekannt. Zuletzt wurde sein „Don Giovanni“ an der Komischen Oper gefeiert.

Der Holländer (Günter Papendell) kommt als eine rothaarig-wirre Version irgendwo zwischen der Comic-Variante von Captain Hook und Johnny Depps Captain Jack Sparrow aus „Fluch der Karibik“ daher. Die Besatzung ist eine Mischung aus „Walking Dead“ und Michael Jacksons „Thriller“. Senta (Daniela Köhler) wird den Holländer durch Liebe und Treueschwur vom Los des verfluchten Seefahrers befreien.

Fritschs betörend buntes Bühnenbild gleicht einem Kinderzimmer. Zentral schaukelt ein übergroßes Spielzeugschiff mit rotem Segel über die Bühne. Glatte grüne Wände werden im Lichtspiel zu gefährlichen Küstenfelsen. Darauf prallen Wagners Wellen der Streicherläufe, begleitet von den Unwettern der Blechbläser. Dirigent Dirk Kaftan, selbst schon als Segler vor skandinavischen Küsten erprobt, steuerte das Orchester bravourös durch das musikalische Sturmgetöse.

Fritsch umschrieb seinen Ansatz so: „Der Mythos um Richard Wagner und seine Werke ist von gnadenlosem Ernst überfrachtet. Ich wollte den Wagner ins Kinderzimmer zurückholen.“ Das ist gelungen.