Berlin. Viele begegnen Wespen mit Misstrauen. Doch wie sollte man sich im Sommer gegenüber den Insekten verhalten? Wichtige Tipps und Tricks.

  • Ein Wespenstich kann starke Schmerzen verursachen
  • Gefühlt sind Wespen diesen Sommer überall - doch sind wirklich mehr Wespen als in den vorherigen Jahren unterwegs?
  • Wie Sie Wespen vertreiben, um sich effektiv vor Ihnen zu schützen

„Ätzend, brennend und unerbittlich. Als ob man einen Becher mit Salzsäure über eine Schnittwunde schütten würde.“ So beschreibt der US-amerikanische Insektenforscher Justin O. Schmidt den Schmerz, den ein Stich der Feldwespe erzeugt. Er ließ sich von 150 Insekten aus aller Welt stechen, um eine Schmerzskala zu erstellen. Die schwarz-gelb gestreiften Insekten belegten einen der vorderen Plätze.

Viele begegnen ihnen deshalb mit Misstrauen und bewaffnen sich im Spätsommer, der Hochsaison zweier besonders lästiger Wespenarten, mit Pestiziden und Klatschen, schlagen Nester in Eigenregie ab. Das sei gefährlich und unnötig, warnen Umweltschützer, denn Wespen vertilgen viele Pflanzenschädlinge

Wespen: Gibt es diesen Sommer mehr oder weniger als sonst?

Das kommt darauf an, wo man wohnt, erklären Insektenexperten - denn Wespen brauchen eine warme, trockene Witterung. Wo es viel geregnet hat, können Wespen, die teils auch unter der Erde nisten, ertrunken sein. Werden sie feucht, können sich in Nestern auch Pilze bilden.

Wespen im Anflug: Wie sollte man sich verhalten?

Allgemein gilt: Ess- und Trinkbares abdecken, ruhig bleiben. Parfüm und bunte Kleidung können Wespen anlocken. Auf Süßes und Fleisch fliegen nur zwei Wespenarten: Die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. „Diese beiden Arten bilden größere Kolonien als andere sozial lebende Wespen und gelten als aufdringlicher“, so Dr. Michael Staab aus dem Bereich Naturschutz und Landschaftsökologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Bis zu 12.000 Tiere können in bis zu zwei Meter umfassenden Nestern hausen. Diese beiden sind es auch, die bis in den Oktober aktiv sein können.

„Durch heftige Bewegungen oder Schläge fühlen sich die Tiere bedroht und können stechen“, sagt Julian Heiermann, Zoologe und Insektenspezialist beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Auch Wegpusten sei nicht ratsam, Atem enthält Kohlendioxid, das den Wespen im Nest als Warnsignal dient. „Wenn eine Wespe droht, sich im Gesicht niederzulassen, sollte man sie am besten mit einer leichten Wischbewegung wegschieben – wie in Zeitlupe“, rät Heiermann. Wer doch gestochen wird und nicht allergisch reagiert, sollte vor allem kühlen. Gele aus der Apotheke können den Juckreiz lindern.

Was tun bei einem Wespennest am Haus?

Wespennester dürfen laut Naturschutzgesetz nur mit ‚vernünftigem Grund‘ entfernt werden“, erklärt Heiermann – eine rechtliche Grauzone. Hornissen etwa, die zu den Wespen zählen, sind in Deutschland geschützt. „Ihre Nester zu entfernen, ist strafbar und kann hohe Bußgelder nach sich ziehen“, sagt der Insektenexperte. Lesen Sie hier: Riesenhornissen aus Asien bedrohen Amerikas Bienenvölker

Anders sieht es aus, wenn sich Wespen etwa in einem Kindergarten oder in direkter Umgebung von Allergikern angesiedelt haben. Dann komme eine Umsiedlung infrage. „In solchen Fällen berät die sogenannte Untere Naturschutzbehörde des jeweiligen Landkreises“, erklärt Heiermann. Wollen Anwohner ein Nest partout loswerden, sollten sie einen professionellen Schädlingsbekämpfer einschalten „und es keineswegs selbst versuchen“. Nachhaltig arbeitende Anbieter finden Verbraucher auf der Seite des Vereins zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfung.

Wespengift-Allergie: Kann man sich impfen lassen?

Bei etwa drei Prozent der Deutschen löst Wespen- oder Bienengift schwerwiegende bis lebensbedrohliche Reaktionen aus. Für sie gibt es – wie bei Heuschnupfen – eine Hyposensibilisierung, um das überschwängliche Immunsystem langsam an das Gift zu gewöhnen. „Fünf Jahre lang bekommen die Patienten bislang beide Gifte gespritzt, bei 80 bis 90 Prozent der Patienten ist die Therapie erfolgreich“, erklärt Dr. Simon Blank vom Institut für Allergieforschung & Zentrum Allergie und Umwelt am Helmholtz Zentrum München. Aber das Gift von Wespe und Biene sowie auch das Gift der unterschiedlichen Wespenarten unterschieden sich – wenn auch nicht extrem.

„Das führt dazu, dass Patienten häufig unnötigerweise gegen mehrere Gifte behandelt werden – eine zusätzliche Belastung“, so Blank. Gemeinsam mit seinen Kollegen hat er deshalb jetzt eine Methode entwickelt, die nicht nur Allergien auf Wespen- und Bienengift voneinander unterscheidet, sondern auch unterschiedliche Wespengiftallergien unterscheiden soll.

Dazu produzierten die Wissenschaftler in umfunktionierten Insektenzellen die Allergenkomponenten der Gifte von insgesamt sieben verschiedenen Insektenarten. „Dann wird den Patienten Blut abgenommen, mit den Allergenen zusammengebracht und die Allergie außerhalb des Körpers genau bestimmt“, erklärt Blank. So lasse sich der optimale Stoff für die Hyposensibilisierung zusammenstellen. „Für Wespengifte ist das bisher nicht möglich gewesen, das ist Grundlagenforschung“, so Blank