Wolfsburg. Es war die einzige Nullnummer zum Bundesliga-Auftakt. Das Leverkusener Gastspiel in Wolfsburg zeigte vor allem: Für Bayer wird es nicht leicht den abgewanderten Kai Havertz zu ersetzen. Auch wenn ein 17-Jähriger auffällig aufspielt.

Die Spieler von Bayer Leverkusen schleppten sich nach dem Schlusspfiff sichtbar unzufrieden in die Kabine.

Im ersten Bundesliga-Spiel ohne ihren bisherigen Topstar Kai Havertz holten sie zwar ein 0:0 beim VfL Wolfsburg. Die Leistung und insbesondere die Harmlosigkeit in der arg geschwächten Offensive passten jedoch nicht zu den hohen Ansprüchen des Clubs.

"Wir haben uns das anders vorgestellt. Wir sind hierher gefahren, um zu gewinnen. Aber wenn man das Spiel sieht, ist das 0:0 in Ordnung", sagte Trainer Peter Bosz. Torhüter Lukas Hradecky meinte: "Das war leider zu wenig." Man müsse sich daran gewöhnen, dass nicht nur Havertz, sondern auch der ebenfalls abgewanderte Kevin Volland fehlten. "Wir haben noch Luft nach oben, das werden wir zeigen und bald ganz sicher sehr viele Tore schießen", sagte Hradecky.

Die Wolfsburger dagegen trauerten ein wenig der verpassten Chance hinterher. "Über das ganze Spiel betrachtet ist das ein faires Resultat für beide Mannschaften", sagte Kapitän Koen Casteels. "Aber es hätte auch durchaus ein Sieg für uns drin sein können." Renato Steffen stellte fest: "Mit ein bisschen mehr Glück hätten wir als Sieger vom Platz gehen können."

Trainer Oliver Glasner machte seiner Mannschaft ein "großes Kompliment". Er sei "sehr zufrieden mit dem Auftritt, gerade weil er nur drei Tage nach unserem Spiel in Albanien lag". Beim FK Kukesi hatten die Niedersachsen am Donnerstag mit 4:0 gewonnen.

Von den Leverkusener Diskussionen bekam Nationalspieler Havertz nichts mit, weil er parallel dazu mit seinem neuen Club FC Chelsea das Spitzenspiel der englischen Premier League gegen den FC Liverpool mit 0:2 verlor. Bayer 04 hatte den 21-Jährigen in diesem Sommer für viel Geld an den Londoner Club verkauft.

Das Spiel in Wolfsburg zeigte auf, welche Lücke der offensive Mittelfeldmann im Leverkusener Spiel hinterlassen hat - und wie Trainer Bosz sie langfristig zu schließen gedenkt. Der Niederländer vertraut im Mittelfeld dem erst 17-Jährigen Florian Wirtz, der seit Anfang Juni der jüngste Torschütze der Bundesliga-Geschichte ist und der in der 25. Minute nach einem Doppelpass mit Moussa Diaby auch die erste Chance der Partie hatte.

Wirtz stand bereits eine Woche zuvor im DFB-Pokal gegen Eintracht Norderstedt (7:0) in der Startelf und verdrängte mit Nadiem Amiri und dem Argentinier Exequil Palacios zwei Spieler auf die Bank, die in der vergangenen Saison in Erwartung eines Havertz-Verkaufs für zusammen knapp 30 Millionen Euro verpflichtet worden waren. Doch so auffällig der 17-Jährige am Sonntag auch spielte: Mit Havertz und Volland (AS Monaco) verlor die Offensive des Vorjahresfünften enorm an Wirkung. Die besseren Chancen hatte jedenfalls der VfL.

Da die bundesweit einheitlichen Regeln zur Fan-Rückkehr in die Stadien in Niedersachsen erst mit einer Woche Verspätung gelten, saßen gegen Leverkusen nur 500 Zuschauer in der Volkswagen Arena. Sie sahen in der zweiten Halbzeit zwar erneut eine optisch überlegene Bayer-Elf. Doch bissiger waren die "Wölfe", auch wenn es am Ende nicht zum Sieg reichte.

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