Frankfurt/Main. Quasi wöchentlich vermeldet der DFB Geldstrafen wegen verbotener Feuerwerke in den Fußball-Stadien. Zweitligist HSV fordert während eines erneuten Urteils gegen ihn einen Runden Tisch aller Beteiligten im deutschen Fußball.

Die Zweitligisten Hamburger SV und FC St. Pauli haben vor dem DFB-Sportgericht erfolgreich darum gerungen, dass die Geldstrafen wegen massiver Pyro-Einsätze ihrer Fans im Derby reduziert werden.

Damit verhinderte der HSV auch eine Rekordbuße im deutschen Fußball. Beide Clubs ließen am Freitag aber offen, ob sie das Urteil nach viereinhalbstündiger Verhandlung in Frankfurt/Main akzeptieren. So oder so werden die verbotenen Zündeleien und Knallereien in den Stadien den Deutschen Fußball-Bund wohl weiter auch grundsätzlich beschäftigen.

"Wir müssen akzeptieren, dass wir durch diese Urteile die Missstände nicht beseitigen können", sagte der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz. HSV-Anwalt Philipp Winter forderte den DFB auf, das Dauerproblem der verbotenen Pyrotechnik anders anzugehen und "dieses Szenario im Rahmen eines runden Tisches oder Ähnliches auf eine politische Ebene zu heben".

Das Sportgericht verurteilte den HSV zu einer Geldstrafe in Höhe von 140.000 Euro und blieb damit deutlich unter den 200.000 Euro aus der Einzelrichter-Entscheidung. St. Pauli muss 90.000 Euro bezahlen, ursprünglich waren es 120.000 Euro. Dem HSV werden 47.000 Euro, St. Pauli 30.000 Euro für präventive Maßnahmen erlassen. Damit reagierte das DFB-Gericht auf die Einsprüche der beiden Clubs. Anton Nachreiner hatte als Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses 200.000 Euro für den HSV und 120.000 für Pauli beantragt.

"Die Zeugen haben allesamt gesagt, es war bei weitem nicht so schlimm wie befürchtet und wie das Vorgängerspiel im März. Das hatte auch Auswirkungen auf das Urteil", sagte Lorenz in der Urteilsbegründung.

Unmittelbar vor Beginn der zweiten Halbzeit des Duells am Millerntor vom 16. September hatten HSV-Fans nach DFB-Angaben 35 Bengalische Feuer, mindestens 20 Blinker, 21 Feuerwerkskörper und fünf Knallkörper gezündet. Pauli-Zuschauer setzten eine Rauchbombe, 20 Bengalische Feuer und mindestens 20 Blinker ab. Wegen der Rauchentwicklung konnte das Spiel erst mit knapp fünf Minuten Verspätung wieder angepfiffen werden.

2019 war der FSV Mainz 05 nach einem wilden Feuerwerk bei der DFB-Pokal-Niederlage in Kaiserslautern zu einer Strafe von 166.000 Euro verurteilt worden - die bis dato höchste Strafe, die im deutschen Profifußball gegen einen Club ausgesprochen wurde.

Beide Hamburger Vereine stellten ausführlich dar, was sie seit dem März 2019 für die Sicherheit und den Dialog mit den Fans getan haben. Dass Pyrotechnik Teil der Fankultur sei, ist für den HSV-Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann "eine Feststellung".

Die Hamburger hatten bereits angekündigt, dass sie in der Rückrunde ein kontrolliertes Abbrennen von Pyro im Stadion durchführen wollen - ähnlich wie bei Popkonzerten und unter Aufsicht der Polizei. Allerdings fehlt dazu noch die Genehmigung des DFB und der Deutschen Fußball Liga (DFL). Was den Einsatz gesundheitsgefährdender Pyros angeht, fahre sein Club eine "Null-Toleranz-Politik", betonte Hoffmann vor dem Sportgericht.

St. Pauli wehrte sich gegen die hohe Geldstrafe, weil der Club seiner Ansicht nach seit den Ausschreitungen beim Derby im März 2019 mit verschiedenen Maßnahmen "erfolgreich reagiert hat", wie Anwältin Waltraut Verleih sagte. "Der Verein nimmt das Problem ernst. Insgesamt war die Fanszene von St. Pauli diesmal deutlich ruhiger."