Dresden. Die Bilder rund um den Aufstieg von Dynamo Dresden sind erschreckend. Die Politik fordert vom Verein “Antworten und Konzepte“. Der Umgang des Clubs mit seinen gewaltbereiten Fans ist problematisch.

Raketen und Böller krachen, Flaschen und Steine fliegen - 185 Polizisten werden verletzt. Unbelehrbare Fans von Dynamo Dresden haben mit blutigen Krawallen die Aufstiegsstimmung der Sachsen in der ganzen Stadt gestört und die Freude auf die 2. Liga getrübt.

Während des Drittliga-Spiels gegen Türkgücü München (4:0) war die Situation außerhalb der Arena eskaliert, Fan-Mob und Polizei prallten aufeinander. Das ganze Ausmaß der Ausschreitungen, die bis nach Mitternacht gingen, wurde erst am Montagnachmittag sichtbar. Die Polizei bezifferte in ihrem Einsatzbericht die Zahl der verletzten Beamten auf 185.

Die Dresdner Profis gönnten sich nach dem Abpfiff Pizza und Bier auf dem Rasen, ließen es dann im Trainingszentrum auf der Party richtig krachen. Die Social-Media-Kanäle der Fußballspieler zeigten die pure Freude über den Aufstieg in Liga zwei. Draußen vor dem Stadion war die Stimmung ganz anders. Der überwiegende Anteil resultiere aus dem Bewurf mit Flaschen, Steinen und Pyrotechnik. 155 der betroffenen Beamten seien aber weiter dienstfähig; 30 Beamte könnten ihren Dienst derzeit nicht ausüben. Elf Polizisten mussten in Krankenhäusern behandelt werden.

Schon während des Drittliga-Spiels gegen Türkgücü München (4:0) kam es zu blutigen Ausschreitungen außerhalb des Stadions zwischen einem Fan-Mob und der Polizei. Laut Polizei wurden elf Beamte so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Auch unter den Anhängern gab es Verletzte. "Auch wenn wir uns alle über den Aufstieg von Dynamo Dresden freuen: Die Gewalt am Stadion gegenüber den Einsatzkräften ist nicht akzeptabel", erklärte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP).

Der Verein brauchte über zwei Stunden, ehe er reagierte. Es gebe nach dem Polizeieinsatz viel aufzuarbeiten, twitterte Dynamo. "Es ist sehr schade, dass dieser Tag so schwer beschädigt wurde." Anschließend folgten vom Verein nur noch Bilder der feiernden Mannschaft.

Man werde die Geschehnisse mit den Sicherheitskräften und Fanvertretungen aufarbeiten, sagte Dynamo-Pressesprecher Henry Buschmann auf dpa-Nachfrage. Das wäre nötig, denn die Taten der Dynamo-Hooligans wiederholen sich und erinnerten Rathauschef Hilbert an den Aufstieg 2016. "Ich hoffe sehr, dass sich der Verein aktiv mit diesen Ereignissen auseinandersetzt und bis zum Beginn der Saison in Liga 2 auch Antworten und Konzepte liefern kann", sagte der OB.

Am Montagabend, einen Tag nach den schweren Ausschreitungen, hat Dynamo Dresden die Vorfälle verurteilt. "Wir sind entsetzt und verurteilen diese Gewalt auf das Schärfste. Gleichzeitig entschuldigen wir uns im Namen des Vereins bei allen verletzten Personen und wünschen ihnen eine schnelle und vollständige Genesung", erklärten die Geschäftsführer Ralf Becker und Jürgen Wehlend in einer Vereinsmitteilung. "Insbesondere die offenbar gezielten Angriffe einer gewaltbereiten Minderheit auf Journalisten und Polizisten sind in unseren Augen Grenzüberschreitungen, die wir unter keinen Umständen tolerieren."

Die Kommunikation des Vereins in Richtung der Gewalttäter ist zu hinterfragen. Viele Fans wünschten sich eine klarere Positionierung des Clubs gegen die Ausschreitungen. Den gewaltbereiten "Fans" gehe es nur um sich, ihren Frust und nicht um andere. "Das ist verantwortungslos und gefährlich", sagte SPD-Innenpolitiker Albrecht Pallas.

Bei den Krawallen gab es auch Angriffe auf Journalisten. Dresdens Polizeipräsident Jörg Kubiessa sprach von "erschreckenden Szenen". Bisher leitete seine Behörde 17 Ermittlungsverfahren unter anderem wegen schweren Landfriedensbruchs, Körperverletzung, Sachbeschädigung und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz ein. 30 Personen kamen in Gewahrsam, mindestens ein Dutzend Polizeifahrzeuge wurden beschädigt. Die Polizei war mit etwa 1100 Beamten im Einsatz.

Die Bilanz der Rettungskräfte offenbart das Ausmaß der Gewalt. Wie die Feuerwehr am Montag mitteilte, musste während des Einsatzes die Alarmierungsstufe "Massenanfall von Verletzten" ausgerufen werden. Insgesamt habe man 44 Menschen medizinisch versorgt und den Großteil von ihnen in umliegende Krankenhäuser bringen müssen.

Völlig in den Hintergrund rückten die Hausaufgaben für die kommende Saison. Aufstiegscoach Alexander Schmidt, dessen Vertrag am 30. Juni endet, würde gerne bleiben. Holt Schmidt am Samstag bei Wehen Wiesbaden auch noch die Meisterschaft, führt wohl kein Weg mehr an ihm vorbei. Aktuell stehen aber die Sicherheitsaspekte an. Denn am Mittwoch steigt steht im sächsischen Pokal-Halbfinale in Leipzig das Duell mit dem 1. FC Lok. Die Leipziger gelten neben Hansa Rostock und dem 1. FC Magdeburg zu den Hauptrivalen der Dresdner Ultras.

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