Hamburg. Bernd Hoffmann hat den Machtkampf beim Fußball-Zweitligisten Hamburger SV verloren. Der Aufsichtsrat trennt sich mitten in der Corona-Krise von dem Vorstandschef und stellt sich auf die Seite von dessen Kollegen Jonas Boldt und Frank Wettstein.

Die zweite Ära von Bernd Hoffmann beim Fußball-Zweitligisten Hamburger SV ist mitten in der Corona-Krise beendet.

Nach einer über vierstündigen Sitzung des Aufsichtsrats am Samstag teilte der Verein mit, dass der 57-Jährige von seinen Aufgaben als Vorstandschef mit sofortiger Wirkung entbunden werde. Vorausgegangen war ein seit langem schwelender Machtkampf zwischen Hoffmann auf der einen und seinen Vorstandskollegen Jonas Boldt (Sport) und Frank Wettstein (Finanzen) auf der anderen Seite. Boldt und Wettstein werden die HSV Fußball AG nun als Vorstandsduo weiter führen.

"Ich hätte den HSV sehr gerne durch diese Krise geführt, muss aber akzeptieren, dass der Aufsichtsrat sich für einen anderen Weg entschieden hat", ließ Hoffmann über die Club-Webseite verlauten. "Es war mir eine Ehre, dem HSV zu dienen."

Zudem traten die als Hoffmann-Unterstützer geltenden Max-Arnold Köttgen und Thomas Schulz aus dem Aufsichtsrat zurück. Neuer Aufsichtsratsvorsitzender als Nachfolger von Köttgen wird der HSV-Präsident und Ex-Nationalspieler Marcell Jansen. Das Kontrollgremium besteht nach den Rücktritten aus nun fünf Personen.

Noch am Mittwoch hatte das Kontrollgremium der HSV-Fußball AG, vertreten durch Köttgen, dessen Stellvertreter Andreas Peters und Jansen, die drei Vorstandsmitglieder zu Einzelgesprächen ins Volksparkstadion geladen.

Dabei machten Boldt und Wettstein deutlich, dass sie sich eine Zusammenarbeit mit Hoffmann nicht mehr vorstellen können. Sie werfen ihm angebliche Kompetenzüberschreitungen und Alleingänge vor. Nun mussten die sieben Aufsichtsrats-Mitglieder entscheiden - und die Entscheidung fiel gegen Hoffmann aus.

Hoffmann wirkte bereits von 2003 bis 2011 beim HSV schon einmal als Vorstandschef. Nachdem sein Vertrag nicht verlängerte wurde, musste er gehen. Sieben Jahre später gelang ihm das Comeback.

Erst wurde er im Februar 2018 ehrenamtlicher Präsident des Gesamtvereins, übernahm in der Funktion auch den Vorsitz im Aufsichtsrat. Seine erste Amtshandlung war die Trennung vom damaligen Vorstandschef Heribert Bruchhagen und Sportdirektor Jens Todt. Im Mai 2018 rückte Hoffmann interimsweise selbst auf den Vorstandschef-Posten. Im darauffolgenden September erhielt er einen Vertrag bis Ende Juni 2021.