Leverkusen. Das 1:0 in Mönchengladbach sollte die Wende einleiten. Doch das 1:2 gegen Arminia Bielefeld zeigte eindeutig auf: Bayer Leverkusen steckt weiter in der Krise. Und der Weg in die Champions League wird immer weiter.

Bayer Leverkusen ist sich selbst ein Rätsel. Nach dem erlösenden 1:0 in Mönchengladbach wähnte sich die Werkself über den Berg. Weshalb sich der neuerliche Rückschlag noch viel härter anfühlte.

Auf die Frage, was ihm aktuell Hoffnung mache, schwieg Nationalspieler Nadiem Amiri nach der 1:2 (0:1)-Heimniederlage in der Fußball-Bundesliga gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld kurz. Dann zuckte er mit den Schultern und sagte: "Keine Ahnung."

Wie es so weit kommen konnte, wie die Krise solche Ausmaße annehmen konnte, ist für den 24-Jährigen unerklärlich. "Das geht alles so schnell, dass man irgendwann selbst nicht mehr weiß, wie man da hineingeraten ist", sagte er: "Und am Ende sieht irgendwie jedes Spiel gleich aus: Wir haben Ballbesitz, wir kreieren Chancen, aber wir machen sie nicht rein und kriegen komische Tore."

Auch Trainer Peter Bosz konnte auf die Frage nach dem Grund für den Absturz von Platz eins auf Rang sechs in drei Monaten keine griffige Erklärung liefern. "Es gibt nicht den einen Grund", sagte der Niederländer: "Es sind mehrere Sachen zusammen. Und am Ende geht es natürlich in die Köpfe der Spieler."

Doch hatten diese erst in der Vorwoche ihr lange ersehntes Erfolgserlebnis gefeiert. Den ersten Sieg nach fünf Pflichtspielen, das erste Mal ohne Gegentor seit 15 Partien. Bosz erzählte vor dem Spiel von der Erleichterung, die unter der Woche im Training spürbar gewesen sei. Im Rückblick sei diese "vielleicht das Problem", sagte Bosz, für den die klare Vorgabe Champions-League-Qualifikation immer schwerer zu erfüllen wird: "Man darf nach einem Spiel nicht denken, wir sind wieder da. Das muss man zeigen. In jedem Spiel. Zu hundert Prozent. 98 reichen nicht. Das war heute auch wieder der Fall."

Ein augenscheinlicher Grund ist allerdings die Verletzungsmisere. Bosz fehlen nicht nur sieben potenzielle Startelf-Spieler. Mit Lukas Hradecky, Julian Baumgartlinger und den Bender-Zwillingen Lars und Sven fällt die komplette Führungsachse aus. "Ja, sie fehlen uns", sagte Bosz. Dennoch machte ihn die Niederlage gegen die Ostwestfalen, die in elf vorherigen Auswärtsspielen ganze sechs Punkte geholt hatten, "sehr sauer".

Denn das Fehlen der Führungsspieler fällt auch deshalb so auf, weil andere nicht nachrücken oder sich andere wegducken. Vor allem im Mittelfeld hat Bayer derzeit ein großes Vakuum. Kapitän Charles Aranguiz hechelt nach langer Verletzung seiner Form hinterher. Amiri und Ex-Nationalspieler Kerem Demirbay enttäuschen auch in ihrem zweiten Jahr in Leverkusen bis auf wenige Ausnahmen. Lange übertünchte Teenager Florian Wirtz (17) die Schwächen im Scharnier des Spiels. Doch das Ausnahmetalent wurde durch eine Corona-Infektion zurückgeworfen. Bezeichnend, dass er nach seiner Einwechslung bei der Kader-Rückkehr gleich ein Lichtblick war.

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