Dortmund. “Einfach unaufhaltsam“, “Naturgewalt“, “Henker von PSG“ - Fußball-Europa verneigt sich vor Erling Haaland. Spätestens nach seinen beiden Treffern zum 2:1 über Paris Saint-Germain gilt der erst 19 Jahre alte Dortmunder Neuzugang als Wunderkind.

Die Ovationen der Fans gingen Erling Haaland mächtig unter die Haut. Ganz allein stand der Dortmunder Winter-Neuzugang am Ende des Fußball-Spektakels vor der bebenden Gelben Wand.

Aus Dank für seine beiden Treffer zum 2:1 (0:0) über Paris Saint-Germain im Achtelfinale-Hinspiel der Champions League ließen seine Mitspieler dem "Man of the Match" beim obligatorischen Schlussakt vor der Südtribüne für einen kurzen Moment den Vortritt. "Das sind die Nächte, für die du lebst. Es ist fantastisch", schwärmte der neue Shooting-Star des europäischen Fußballs.

Binnen nur sieben Spielen im schwarzgelben Trikot mit unglaublichen elf Treffern ist Haaland beim Revierclub zu einer Kultfigur aufgestiegen. Sein "Urknall" zum 2:1 verwandelte das Stadion in ein Tollhaus. "Einfach unaufhaltsam! Neymar, Kylian Mbappé und Ángel Di María sind von einem 19-Jährigen aus Norwegen in den Schatten gestellt worden", staunte die norwegische Zeitung "Dagbladet". Nicht minder markant fiel das Urteil in der französischen "L'Équipe" aus: "Am Dienstagabend war Erling Haaland der Henker von PSG."

Die unbekümmerte und kraftvolle Art, mit der Haaland selbst die gegnerischen Weltstars übertrumpfte, hinterließ bei allen Beteiligten gewaltig Eindruck. "Er ist eine Naturgewalt", befand BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Selbst PSG-Coach Thomas Tuchel machte aus seiner Wertschätzung für den Sturm-Riesen keinen Hehl: "Er ist ein Tier, natürlich."

Nicht nur in der Bundesliga trifft Haaland nach Belieben. Nie zuvor gelangen einem Profi zehn Tore in seinen ersten sieben Champion-League-Spielen. Nach der auf Englisch gestellten Frage, ob "Man of the Match" oder "Hero of the Night" für ihn besser klinge, wagte der Winterzukauf eine erste Antwort auf Deutsch: "Mann aus der Abend".

Dank seiner beiden Treffer in der 69. und 77. Minute kann der BVB auf ein Happy End im Rückspiel am 11. März hoffen. Allerdings muss bis dahin das große Leistungsgefälle zwischen Spielen daheim und in der Fremde deutlich verringert werden. "Das wird noch mal verflucht hart. Da müssen wir unser Auswärtsgesicht verstecken", sagte Abwehrchef Mats Hummels.

Was Mut macht, ist die positive Reaktion der Profis auf die zuvor wochenlange Kritik an der fehlenden Stabilität. Wie schon beim 4:0 gegen Frankfurt vier Tage zuvor erwies sich die Defensive der Borussia als weitgehend sattelfest. Einziger Schönheitsfehler war das zwischenzeitliche 1:1 durch den ansonsten schwachen Neymar (75.).

Nicht nur Haaland hebt das Spiel der Borussia auf ein höheres Niveau. Mit Emre Can gelang der Vereinsführung auf dem Winter-Transfermarkt ein weiterer Volltreffer. In nur kurzer Zeit schlüpfte der Nationalspieler in die Rolle eines Leaders und trug gegen Paris im defensiven Mittelfeld mit Zweikampfhärte, gutem Aufbauspiel und Ansprachen an seine Mitspieler zum verdienten Sieg bei. "Emre strahlt richtig was aus und ist einfach ein Gewinner. Gut, dass wir davon im Winter gleich zwei gekauft haben", lobte Hummels die Zugänge Can und Haaland.

Auf die Chancen für das zweite Duell mit Paris ging Michael Zorc nur am Rande ein: "Das Rückspiel ist noch weit weg, in drei Wochen. Jetzt gilt es, in der Bundesliga dranzubleiben." Der Sportdirektor hofft, dass im Spiel bei Werder Bremen am Samstag eine Revanche für das Pokal-Aus an gleicher Stätte vor zwei Wochen gelingt: "Da haben wir noch etwas gutzumachen. Das Spiel ist wichtiger als das heute."

Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, erklärte Zorc den famosen Auftritt gegen Paris kurzerhand zum Gradmesser für den bevorstehenden Titelkampf in der Bundesliga: "Das ist der Maßstab, so muss es weitergehen."