Berlin. Apple zeigt, was ab Herbst auf iPhones, iPads und Apple Watch zu sehen sein wird. Die wichtigsten Neuerungen und zwei neue MacBooks.

Apple-Fans und Technikinteressierte schauten am Montagabend deutscher Zeit gespannt nach Cupertino. Der iPhone-Konzern hatte in die kalifornische Tech-Metropole geladen: Virtuell per weltweitem Livestream – und erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie waren auch wieder rund 1000 Gäste – Journalisten und Entwicklerinnen – live vor Ort.

Zum Start der Apple-eigenen Entwicklerkonferenz WWDC (World Wide Developer Conference) zeigte Apple traditionell Anfang Juni, was im Herbst an neuen Softwarefunktionen Einzug auf die Apple-Geräte halten soll. Und auch die Hoffnung vieler Apple-Nutzerinnen und -Nutzer Fans auf neue Geräte erfüllte sich zumindest zum Teil – denn so manches wurde dann doch nicht gezeigt.

Apple-Keynote: Was der iPhone-Konzern auf der WWDC zeigte

Was Apple-CEO Tim Cook, Software-Chef Craig Federighi und Kollegen in dem knapp zwei Stunden langen, vorproduzierten Präsentationsvideo vorstellten, war der erwartet bunte Rundumschlag durch die Apple-Welt: Frische Funktionen für iPhones, iPads, die Apple Watch und Mac-Computer. Dazu eine Vorschau, wie die einzelnen Apple-Geräte künftig noch nahtloser zusammenarbeiten sollen. Und auch wie Familien, Freunde und Arbeitskollegen die Gadgets noch einfacher und produktiver zusammen nutzen können.

Da die Software ohne Geräte wenig wert ist, stellte Apples Hardware-Abteilung mit einem neuen Macbook Air und MacBook Pro gleich zwei kommende Notebooks vor, in denen mit dem M2 ein neuer, leistungsstärkerer Computerchip werkeln wird.

Die wichtigsten Neuvorstellungen im Überblick:

iOS 16: Sperrbildschirm auf iPhones nach Geschmack personalisieren

Bei den Neuerungen rund ums iPhone – Apples wichtigstem Gerät – stand der Sperrbildschirm im Fokus. Mit dem kommenden iOS 16 ab Herbst werden Nutzer diese Ansicht, die sich vor dem Entsperren des Smartphones zeigt, stärker als bisher auf den eigenen Geschmack anpassen können: Nicht nur die Ziffern der Uhrzeit lassen sich in Farbe oder Schriftart anpassen. Auch lassen sich dann dem Sperrbildschirm mehrere Widgets hinzufügen, wie die Wettervorhersage, die Musiksteuerung oder aktuelle Sportergebnisse.

Nach diesem Muster lassen sich auch mehrere Sperrbildschirme erstellen und diese – wie bei der Apple Watch – mit einem Wisch durchwechseln. Damit genügt für viele Dinge bald schon ein kurzer Blick auf den Bildschirm, ohne das iPhone entsperren zu müssen.

Was Apple am Montag (zumindest noch) nicht angekündigt hat, ist ein vorab erwartetes Always-On-Display. Damit wären auch im Standby-Modus dauerhaft Infos wie die Uhrzeit auf dem Bildschirm sichtbar, auch wenn das iPhone auf dem Tisch liegt. Bei Android-Geräten gibt es das schon länger, Apple könnte damit vielleicht noch bis zum neuen iPhone im September warten.

iPhones lassen sich in iOS 16 auf dem Sperrbildschirm nach eigenem Geschmack personalisieren.
iPhones lassen sich in iOS 16 auf dem Sperrbildschirm nach eigenem Geschmack personalisieren. © PR | apple

Chats: Kurznachrichten nach dem Senden bearbeiten oder löschen

Chat-Nachricht gesendet und dann gemerkt: Ein Fehler hat sich eingeschlichen oder sie wurde versehentlich geschickt. Mit iOS 16 können Nutzer von Apples Chat-App ihre Nachrichten künftig bis 15 Minuten nach dem Senden noch bearbeiten oder ganz zurückziehen.

Zudem kann man Nachrichten als „ungelesen“ markieren, um sie später noch in Ruhe zu beantworten. Verbessert wird auch die Diktieren-Funktion: Wer möchte, kann beim Verfassen von Nachrichten zwischen Diktieren und Tatstaturtippen flüssig hin und her wechseln, Satzzeichen werden auch bei längeren Nachrichten automatisch gesetzt. Emojis per Spracheingabe einfügen klappt dann ebenso.

Die schon bekannte, äußerst praktische Live Text-Funktion wird erweitert. Konnte man bisher auf Fotos oder dem Bildschirm der Kamera-App Informationen wie Texte, Telefonnummern oder Straßennamen herauskopieren und etwa in die Internetsuche übertragen, geht das künftig auch direkt aus Videos.

Eltern bekommen künftig mehr Möglichkeiten, Apple-Geräte wie iPhones, iPads oder Apple Watches innerhalb der Familie freizugeben und etwa für Sohn oder Tochter kindgerecht einzurichten, inklusive gewünschter App-Sperren, Kaufbeschränkungen und Zeitlimits für die Nutzung. Familien können zudem bald leichter Fotos und Videos in einer gemeinsamen Bibliothek in der iCloud zusammentragen und archivieren, auf die alle Familienmitglieder Zugriff haben.

Carplay: iPhone und Auto wachsen zusammen

Interessante Neuerung bei den Datenschutz-Funktionen ist der „Safety-Check“: Damit will Apple Opfern gewaltsamer Beziehungen Unterstützung bieten. So können beispielsweise Frauen, die sich vom Partner bedroht fühlen und aus der Beziehung flüchten wollen, erteilte Freigaben wie den Standort oder Passwörter diskret entziehen, um nicht über das iPhone verfolgt werden zu können.

Apple kündigte außerdem neue Funktionen und mehr Komfort für die Steuerung des eigenen Smart Home an. Durch den geplanten gemeinsamen Industriestandard namens Matter, der offen für Geräte vieler Hersteller sein soll, dürfte sich bald die Verständigung von Smart-Home-Geräten auf dem Markt vereinheitlichen. Nutzer haben somit mehr Auswahl auch beim Zubehör.

Noch Zukunftsmusik: Für Apples Auto-Plattform Carplay zeigte der Konzern eine Vorschau, wie bis Ende 2023 entsprechend ausgestattete Autos und das iPhone zusammenwachsen könnten. In Autos mit großen Bildschirmen könnten Fahrerinnen und Fahrer dann zahlreiche Live-Daten des Autos und Unterhaltungsinhalte wie Musiksteuerung immer übersichtlich Blick haben.

iPadOS 16: Apples Tablet meistert Multitasking bequemer

Wer viel mit dem iPad arbeitet, dürfte sich freuen: iPadOS 16 soll dafür sorgen, dass sich die Flachrechner mehr wie ein echter MacBook-Ersatz bedienen lassen. Multitasking soll einfacher werden. Dafür sorgen soll die Funktion Stage Manager, die für iPads wie auch für Mac-Computer kommt. Stage Manager soll für mehr Übersicht sorgen, wenn mal wieder zu viele Fenster und Apps gleichzeitig auf dem Bildschirm geöffnet sind. Nicht gebrauchte Fenster lassen sich links am Bildschirm platzsparend auslagern und jederzeit wieder einblenden.

Erstmals auf iPads lassen sich auch Fenster in der Größe anpassen und überlappend anzeigen. Ans iPad lässt sich nun auch ein externer Monitor anschließen, um den Arbeitsbereich zu vergrößern – praktisch etwa für das iPad Mini. Darüber hinaus wird die Wetter-App künftig auch auf iPads laufen.

Multitasking auf dem iPad und Mac: Die neue Funktion Stage Manager heftet nicht benötigte Fenster am linken Bildschirmrand an und schafft so mehr Übersicht.
Multitasking auf dem iPad und Mac: Die neue Funktion Stage Manager heftet nicht benötigte Fenster am linken Bildschirmrand an und schafft so mehr Übersicht. © PR | apple

iPhone-Kamera kann Webcam ersetzen

Teams sollen künftig leichter an Gruppenprojekten arbeiten können: Über Apples Nachrichten-App sollen Teams nun zeitgleich an Präsentationen oder kreativen Konzepten arbeiten können – egal ob am iPhone, iPad oder Mac. Der Safari-Browser erlaubt es sogar, als Gruppe gemeinsam im Internet zu surfen.

Bei Videokonferenzen wurde die oft mangelnde Qualität Webcam in Apples Geräten bei wenig Licht vielfach gescholten. Wer möchte, kann künftig sein iPhone an die Oberseite des Bildschirms klemmen und die bessere iPhone-Kamera als Webcam nutzen. Ein entsprechendes Klemmstativ von Hersteller Belkin hat Apple am Montag angekündigt.

MacOS 13 Ventura: Das geht bald mit MacBooks und Co.

Unter dem Namen Ventura hat Apple mit MacOS 13 das neue Betriebssystem für Mac-Rechner vorgestellt. Wie auf dem iPad liegt auch hier der Fokus auf Multitasking, Übersicht und optische Neuerungen. Neben dem neuen Stage Manager (siehe oben) wird die Spotlight-Suchfunktion ausgebaut und die Mail-App aufgeräumt. Wer im Browser Safari mehrere geöffnete Tabs gruppiert, kann diese Tab-Gruppen künftig auch mit anderen Nutzern teilen.

Zudem arbeitet Apple in Sachen Sicherheit an einer Zukunft ohnePasswörter. Ein Schritt dorthin soll Passkey sein: Damit lassen sich Passwörter mit biometrischen Daten verknüpfen, wie Face ID-Gesichtsmuster oder dem Fingerabdruck. Passkey soll sich dann auch etwa auf Geräte anderer Hersteller übertragen lassen.

WatchOS 9: Apple Watch hilft bei Einnahme von Medikamenten

Damit die Apple Watch weiterhin den Smartwatch-Markt dominiert, hat Apple WatchOS 9 mit allerlei Neuerungen vorgestellt. Vier neue Ziffernblätter erhält die Apple Watch im Herbst. Ansonsten soll sie beim Sport, im Schlaf und bei der Überwachung der Gesundheit ein verlässlicher Begleiter sein. Hobbyläufer können nun etwa ihren Laufstil genauer analysieren, Intervalltraining steuern und nach Pulszonen trainieren. Auch ein Modus für Triathleten ist neu an Bord, der Schwimmen, Radfahren und Laufen hintereinander abspult.

Während des Schlafens können Träger nun die einzelnen Schlafphasen im Nachgang auswerten. Nicht nur für Ältere Besitzer praktisch: Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, kann mit der Apple Watch auflisten, welche Arzneien man regelmäßig nimmt, Verpackungen einscannen und sich an die Einnahme am Handgelenk erinnern lassen. Die umfassenden Gesundheitsdaten aus der Health-App kann man auf Wunsch einfach mit Angehörigen teilen, die vielleicht nicht im selben Haushalt wohnen.

Das neue MacBook Air mit M2-Chip gibt es auch in der neuen Farbe Midnight. Es ist ab Juli erhältlich.
Das neue MacBook Air mit M2-Chip gibt es auch in der neuen Farbe Midnight. Es ist ab Juli erhältlich. © PR | apple

Neue MacBook Air und MacBook Pro mit M2-Chip

Neben der Palette an Software-Neuerungen hat Apple dann doch wie erwartet noch etwas Anfassbares aus der Hardware-Ecke gezeigt: Zum einen den hauseigenen M2-Computerchip, der als Nachfolger des M1 bei gleichem Stromverbrauch noch leistungsstärker arbeiten soll. Laut Abteilungs-Chef Johny Srouji soll der M2 18 Prozent mehr Performance und 25 Prozent mehr Grafikleistung als der Vorgänger mitbringen.

Als erstes werkeln wird der M2 in zwei Notebooks, die der Konzern sogleich in Aktion zeigte: Das 13 Zoll große MacBook Air und das gleichgroße MacBook Pro. Das meiste Interesse hervorrufen dürfte dabei das MacBoook Air – laut Apple-Manager Craig Federighi das meistverkaufte Notebook der Welt. Das äußerst flache und leichte (1,2 Kilogramm) Notebook kommt in vier Farben: Midnight (Dunkelblau), Silber, Grau und Polarstern (Goldfarben).

Das 13,6 Zoll große Bildschirm mit 500 Nits soll 25 Prozent heller sein als der Vorgänger. Das Air kommt komplett ohne Lüfter aus. Strom bezieht es über den magnetischen Magsafe-Anschluss. Dazu kommen zwei USB-C-Anschlüsse und ein Kopfhörer-Klinkenanschluss. Im Vergleich zu den teureren MacBook Pro von Ende 2021 fehlen neben etwas Leistung etwa die 120-Hertz-Bildwiederholrate und das Mini-LED-Display. Das Air ist ab Juli erhältlich ab 1499 Euro.

Das MacBook Pro mit M2 erscheint zeitgleich und kostet ab 1599 Euro. Es bleibt technisch weitgehend gleich zum M1-Modell und behält auch die zuletzt woanders gestrichene Touchbar-Steuerungsleiste bei.

Nicht erwähnt hat Apple am Montag eine mögliche VR/AR-Datenbrille. Beobachter gehen davon aus, dass der iPhone-Konzern an solch einem Mixed-Reality-Headset arbeitet. Aber gut möglich, dass sich Apple diese Ankündigung auch nur für eines der kommenden Präsentationen in diesem Jahr aufhebt.