Berlin. Viele Autofahrer brauchen aufgrund maroder Brücken derzeit starke Nerven. Die Bauindustrie warnt vor einer Verschärfung der Situation.

Die deutsche Bauindustrie hat vor einem nationalen „Brückenkollaps“ gewarnt. „Deutschland steht vor einem Brückenkollaps. Der Abriss der maroden Brücke bei Lüdenscheid ist neben Wiesbaden und Berlin-Treptow ein weiteres Beispiel für ein bundesweites Verkehrsdesaster“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB), Tim-Oliver Müller, dieser Redaktion.

Am vergangenen Freitag hatte die bundeseigene Autobahn GmbH entschieden, dass die marode Talbrücke Rahmede auf der Autobahn 45 bei Lüdenscheid abgerissen werden muss. Die Brücke verbindet als wichtige Verkehrsachse zwischen Nord- und Süddeutschland auf der Sauerlandlinie das östliche Ruhrgebiet und Frankfurt am Main. Sie ist seit Dezember gesperrt und hätte eigentlich in zwei Monaten wieder geöffnet werden sollen.

Die Talbrücke Rahmede bei Lüdenscheid muss abgerissen werden.
Die Talbrücke Rahmede bei Lüdenscheid muss abgerissen werden. © dpa | Kay-Helge Hercher

Autobahnbrücken: Bauindustrie fordert Task-Force

Die gesperrte Brücke reiht sich in eine Reihe weiterer Brücken ein, die jüngst gesperrt werden mussten und auf deren Umgehungen Autofahrerinnen und Autofahrern derzeit starke Nerven brauchen. Im vergangenen Jahr war bereits die Salzbachtalbrücke der A66 bei Wiesbaden gesprengt worden. Die Verkehrsprobleme dauern bis heute an. In Berlin hatte im Dezember die Sperrung der Elsenbrücke für Chaos gesorgt.

HDB-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller forderte die schnelle Einberufung einer Task-Force: „Jetzt geht es darum, schnell alle möglichen Kapazitäten, Kräfte und Know-how zu bündeln, um koordiniert und zügig Herr der Lage zu werden“, sagte Müller.

Er zeigte sich zuversichtlich, dass die aktuell prognostizierte Wiederherstellungszeit von fünf Jahren halbiert werden könne. „Die Wiederherstellung der Brücke muss und kann in doppelter Geschwindigkeit erfolgen, nicht in den avisierten 5 Jahren", sagte Müller.

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40 Prozent der Brücken sind mehr als 40 Jahre alt

Es handele sich um eine Generationenaufgabe, mahnte Müller. „Wir brauchen deshalb eine gemeinsame Runde mit einem kompetenten Team aus Auftraggebern, Planern und Bauindustrie, um gemeinsam planerische- und Ingenieurtechnische Lösungen zu identifizieren und umzusetzen“, sagte Müller und forderte von der Politik, langwierige Verfahren zu vermeiden.

Nach Angaben des HDB sind vor allem Brücken kritisch, die zwischen 1960 und 1979 errichtet worden. Diese belaufen sich laut HDB auf 39,4 Prozent aller Brücken in Deutschland. Auch interessant: So viele Gemeinden haben keine einzige Ladesäule für E-Autos