Berlin. Die Preise für zahlreiche Lebensmittel schießen nach oben. Welche Produkte richtig ins Geld gehen – und warum eine Trendwende nicht in Sicht ist.

Beim Blick in das Supermarktregal fällt auf: Schon wieder ist vieles merklich teurer geworden. 1,89 Euro für eine Packung Butter; eine Bio-Gurke kostet 1,69 Euro; ein Kilo Äpfel liegt bei 3,49 Euro. Am Mittwoch erst teilte das Statistische Bundesamt mit, dass die Inflation mit 7,4 Prozent den höchsten Stand seit 1981 erreicht hat. Eine überdurchschnittliche Steigerung gab es demnach bei Nahrungsmitteln, die 8,6 Prozent mehr kosteten als im April 2021.

Aus Sicht der Verbrauchenden sind das alles ernüchternde Neuigkeiten. Insbesondere Geringverdienende sind von der Preisentwicklung betroffen, da die normalerweise günstigen Grundnahrungsmittel sich deutlich verteuert haben. Immer häufiger berichten Menschen, dass das Geld am Monatsende kaum noch für den Supermarkteinkauf reiche, da die Energiekosten ebenfalls wuchern. Lesen Sie hier: Aldi, Lidl & Co.: An diesen Tagen sparen Sie am meisten Geld

Steigende Preise: Diese Lebensmittel sind besonders teuer geworden

Anhand des Verbraucherpreisindex, den das Bundesamt für Statistik am Donnerstag veröffentlichte, lässt sich ablesen, für welche Produkte man mittlerweile wie tief in die Tasche greifen muss. Am eklatantesten ist die Entwicklung bei Tomaten. Sie sind seit April 2021 im Schnitt um fast 40 Prozent teurer geworden. Beim Raps- und Sonnenblumenöl sieht es nicht besser aus. Die Pflanzenöle, in den vergangenen Wochen häufig vergriffen, kosten inzwischen fast 37 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Für Rinderhackfleisch und Butter sind die Preise um rund 31 Prozent gestiegen. Auf Roggenmehl, Nudeln und Eier kommen laut der Behörde ein Plus von rund 25 Prozent. Für Tiefkühlobst und Weizenmehl müssen Verbrauchende 20 Prozent mehr bezahlen. Toastbrot liegt mit zehn Prozent über dem Preisniveau von vor einem Jahr. Lesen Sie auch: Supermärkte: Wie Kunden mit Einkaufswagen manipuliert werden

Lebensmittelpreise: Ökonom hält Versorgungsengpässe für möglich

Etwas überraschend: Einige Produkte sind günstiger geworden, etwa Champagner, tiefgefrorene Meeresfrüchte und Schokolade. Im Vergleich zum April 2021 sind Blumenkohl und Möhren um rund elf Prozent gefallen, Paprika sogar um 22 Prozent. „Gerade bei Obst und Gemüse schwanken die Verbraucherpreise viel häufiger als zum Beispiel beim Fleisch“, sagt Marktanalystin Judith Dittrich, von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). „Die Preise orientieren sich an der Ernte und die kann von Woche zu Woche unterschiedlich ausfallen.“ Nahrungsmittel, die günstiger geworden sind, bilden aber die Ausnahme.

Derweil dürfte auf Kunden noch einiges zukommen. Sebastian Dullien, Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), sieht kein Ende der Trends. Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland führten dazu, dass die Preise am Weltmarkt hoch blieben. Die gestiegenen Kosten dürften sich „nach und nach auch auf die inländischen Verbraucherpreise durchschlagen.“ Der Volkswirt hält es daher für wahrscheinlich, dass es in einigen Ländern zu Versorgungsknappheiten kommen könnte.

Im Supermarkt, an der Zapfsäule, bei der Heizkostenabrechnung: Überall spüren und sehen Menschen, wie das Leben immer teurer wird. Um gerade Geringverdienenden den Supermarkteinkauf finanziell zu erleichtern, schlägt Sebastian Dullien Pauschalbeträge vor, die an Haushalte ausgezahlt werden. Jedoch sei es wichtig, dass die Beträge versteuert würden, wie es die Bundesregierung bei der Energiepauschale plant. Damit wäre eine faire Verteilung sichergestellt: Menschen mit weniger Geld dürften die ganze Pauschale behalten, „reiche Haushalte aber netto nur einen Teil.“ Mehr zum Thema: Supermarkt: Über 3 Euro – Butter erreicht neuen Rekordpreis

Erzeugerpreise sind im März im Rekordtempo gestiegen

Als weniger sozial empfindet Dullien hingegen eine Aussetzung der Mehrwertsteuer. Diese Maßnahme hatten unter anderem der Bundesverband der Verbraucherzentralen sowie Politiker der Grünen und Linken vorgeschlagen. Von einer solchen Aussetzung profitierten aber jene Menschen, die beim Einkauf weniger aufs Geld achten müssten und eher zu teureren Lebensmittel griffen, argumentiert der Ökonom. Erschwerend kommt hinzu: „Zwischen einfachen und hochwertigen Produkten für den Mehrwertsteuersatz zu unterscheiden, ist wenig praktikabel.“

Aktuell könne man nur schwer abschätzen, wie stark welche Lebensmittel im Preis noch anziehen könnten, sagt Dullien. Seine Prognose klingt aber wenig erfreulich: „Grundsätzlich dürfte alles teurer werden, was entweder auf Weizen oder Pflanzenöl basiert und was viel Energie in der Herstellung braucht.“

Eine Vorahnung auf weitere Preissteigerungen gibt auch diese Entwicklung: Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte sind im März im Rekordtempo gestiegen. Sie legten zum Vorjahresmonat um 34,7 Prozent zu – laut Statistischem Bundesamt der höchste Anstieg seit Beginn der Erhebung 1961. Allein im Vergleich zum Februar sind die Preise demnach um gut 15 Prozent geklettert.

Preisänderungen April 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat

LebensmittelProzent
Tomaten+ 39,4
Raps- und Sonnenblumenöl+ 36,7
Rinderhackfleisch+ 31,7
Butter+ 31,3
Roggenmehl+ 25,6
Nudeln+ 24,8
Eier+ 24,4
Tiefkühlobst+ 22,9
Stangenspargel+ 16,4
Kartoffeln+ 16,2
Quelle: Statistisches Bundesamt