Berlin. Massentourismus und Nachhaltigkeit – bislang passt das nicht zusammen. Zwei Regionen wollen Konzepte für grünen Tourismus entwickeln.

Wie lässt sich der Massentourismus ökologisch und sozial nachhaltiger gestalten? Spätestens, wenn die Pandemie durchgestanden ist, stellt sich diese Frage wieder für viele überlaufene Urlaubszielen. Zwei beliebte Regionen wollen Antworten finden: Auf der griechischen Insel Rhodos haben in dieser Woche der Reiseveranstalter TUI und die Regionalregierung ein Projekt für grünen Tourismus gestartet, die Balearen haben die lokale Hotellerie zu mehr Nachhaltigkeit verpflichtet.

Auf Rhodos will der weltgrößte Reisekonzern Blaupausen dafür entwickeln, wie die Menschen vor Ort besser vom Tourismus profitieren können. Auch geht es um den Schutz von Biodiversität und Umwelt sowie die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks des Tourismus. „Der Start des Co-Labs Rhodos wird für viele Menschen vor Ort auch ein Aufbruch sein, sich selbst als Unternehmerin und Unternehmer zu engagieren“, sagte Konzernchef Fritz Joussen unserer Redaktion.

„Damit können wir helfen, den Tourismus nachhaltig zu transformieren und senden ein Signal aus der Ägäis in viele andere Länder der Welt, deren wirtschaftliche Entwicklung vom Reisen abhängt“, sagte Joussen.Lesen Sie auch: Lohnt sich frühes Buchen bei Reisen im Sommer 2022?

Fritz Joussen, Vorstandsvorsitzender der TUI Group steht vor der Hauptversammlung der TUI AG auf der Bühne. (Archiv)
Fritz Joussen, Vorstandsvorsitzender der TUI Group steht vor der Hauptversammlung der TUI AG auf der Bühne. (Archiv) © picture alliance/dpa | Swen Pförtner

Griechenland ist für Tui das wichtigste Sommerreiseziel. „Während vor der Pandemie Reisen dorthin ein Viertel unseres Geschäfts ausgemacht haben, war es im vergangenen Jahr fast die Hälfte“, sagte Joussen. In diesem Sommer plant der Konzern mit drei Millionen Gästen – das sind mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. Ungeimpften Senioren droht in Griechenland jedoch eine Corona-Strafe.

Eine ähnliche Entwicklung gibt es auf den Balearen mit der bei den Deutschen besonders beliebten Ferieninsel Mallorca. Die sozialistische Regionalpräsidentin Francina Armengol will die Inseln zur „ersten Tourismusregion weltweit mit einer Kreislaufwirtschaft“ machen, kündigte sie in dieser Woche an. Im Zentrum stehen die Hotels.

Hotelsterne geben Aufschluss über Umweltfreundlichkeit und Arbeitsbedingungen

Im Rahmen eines Fünfjahresplans sollen sie den Verbrauch von Energie und Wasser reduzieren, eine Strategie zur Müllvermeidung entwickeln, Einwegverpackungen abschaffen und Ölheizungen durch Erdgas- oder Elektrokessel ersetzen. Zudem geben die Hotelsterne auf den Balearen künftig auch Aufschluss über die Umweltfreundlichkeit sowie die Arbeitsbedingungen der Angestellten.

Das Programm stößt vor Ort auf heftige Kritik: Die Vorsitzende eines lokalen Hotelierverbandes nannte die Forderungen angesichts der wirtschaftlich noch nicht überwundenen Corona-Krise „entmutigend“. Wie für die griechischen Inseln ist der Tourismus für die Balearen überlebenswichtig: Die Branche steht für rund 35 Prozent der regionalen Wirtschaftsleistung. (aky)