Berlin. Die Baupreise sind so stark gestiegen wie seit 1970er nicht mehr. Wohneigentum wird teurer. Setzt sich der Trend auch 2022 weiter fort?

Wer sich den Traum vom Eigenheim verwirklichen will, muss immer tiefer in die Tasche greifen. Nicht nur die Kaufpreise von Immobilien haben in der Corona-Krise rasant angezogen. Die Baulandpreise sind regelrecht explodiert.

Wie das Statische Bundesamt am Montag mitteilte, verteuerte sich das Bauen von neuen Wohngebäuden im November des vergangenen Jahres im Vergleich zum Vorjahresmonat um 14,4 Prozent. Einen stärkeren Anstieg hatte es nach Angaben der Wiesbadener Statistiker zuletzt im August 1970 gegeben, als die Baupreise um 17 Prozent im Vergleich zu 1969 zulegt hatten.

Wohnen: Materialknappheit heizt Baupreise an

Zwei wesentliche Gründe nennt das Statistische Bundesamt für den stärksten Preisanstieg seit 51 Jahren: Zum einen beeinflusst die Rechnung, dass im Jahr 2020 die Mehrwertsteuer befristet gesenkt gewesen ist. Doch selbst ohne die Mehrwertsteuersenkung hätte der Preisanstieg noch 11,6 Prozent betragen. Das liege vor allem an den stark gestiegenen Materialpreisen, so die Wiesbadener Statistiker.

Besonders der Holzpreis beeinflusst demnach die hohe Kostensteigerung. Zimmer- und Holzbauarbeiten haben sich laut Statistischem Bundesamt im Vorjahresvergleich um 38,9 Prozent verteuert.

Exportstopp und unbrauchbares Holz haben das Angebot verknappt

Die durch die Konjunkturprogramme angeheizte Nachfrage hatte unter anderem dazu geführt, dass die Nachfrage aus dem Ausland deutlich höher als vor der Pandemie war.

Da zugleich der wichtige Holzmarkt Kanada einen Exportstopp verhängte und der Borkenkäfer sowie das Klima Bestände unbrauchbar gemacht hatten, kam es zu Engpässen – und stark steigenden Preisen. Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte daher sogar beschlossen, dass mehr Fichten in Deutschland gefällt werden sollen.

Hausbauer müssen 17 Prozent mehr zahlen für den Dachdecker

Aber auch für andere Bautätigkeiten von neuen Wohngebäuden muss tiefer in die Tasche gegriffen werden: Entwässerungskanalarbeiten verteuerten sich im November 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 18,2 Prozent, Dachdeckungsarbeiten um 17,1 Prozent und Klempnerarbeiten um 16,8 Prozent. Lesen Sie hier: Teures Wohnen: Wie der Staat die Kosten mit anheizt

Immerhin: Die Bauindustrie ist zuversichtlich, dass die Preise in diesem Jahr weniger stark steigen dürften. „Allein durch den statistischen Basiseffekt, nämlich der starke Preisanstieg im Vorjahr, dürften die Wachstumsraten abflachen“, sagte Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, unserer Redaktion. Er rechnet mit einer Entspannung zum Ende des ersten Halbjahres. Auch interessant: Bauland ist so teuer wie nie: Das sind die Kostentreiber

Baugewerkschaft fordert Steueranreize

Darauf, dass sich der Markt von selbst wieder abkühlt, will sich Robert Feiger, Bundesvorsitzender der Baugewerkschaft IG BAU, nicht verlassen. „Wichtig ist, dass der Staat jetzt gegensteuert, damit die Kosten für das Bauen – und damit fürs Wohnen – nicht aus dem Ruder laufen: mehr Förderungen, mehr Steueranreize, günstigeres Bauland“, forderte Feiger gegenüber unserer Redaktion.

Die stark gestiegenen Baupreise würden den Kampf gegen Wohnungsmangel nicht leichter machen, mahnte der IG-BAU-Chef. Es sei aber falsch, die Kostensteigerungen auf die höheren Löhne zurückzuführen. Diese seien im Zeitraum, in dem die Baukosten um 14,4 Prozent zugelegt haben, lediglich um rund zwei Prozent gestiegen. „Vielmehr sorgt die Pandemie für Lieferengpässe und explodierende Materialpreise – der Markt heizt sich auf“, sagte Feiger.