Berlin. Mit “Digitale Kopie“ können Nutzer von Gmx und Web.de schon Briefinhalte lesen, bevor die Post ankommt. Was ist mit dem Briefgeheimnis?

Den Inhalt von Briefen schon erfahren, schon bevor das Schreiben im eigenen Briefkasten gelandet ist: Diesen Service bieten ab sofort die E-Mailanbieter Web.de und Gmx gemeinsam mit der Deutschen Post. „Digitale Kopie“ heißt die kostenlose Option, für die sich Nutzerinnen und Nutzer der beiden deutschen Mailprovider auf Wunsch registrieren können.

Was steckt dahinter, wie lässt sich der Service aktivieren – und was ist mit dem Briefgeheimnis, wenn Briefinhalte per E-Mail verschickt werden?

Web.de und Gmx starten Ausbau der „Briefankündigung“

Die „Digitale Kopie“ erweitert den Ende Juli vergangenen Jahres gestarteten Dienst „Briefankündigung“. Dieser ermöglichte, ein Foto des Umschlags zu erwartender Briefe vorab als E-Mail zu erhalten. Seit dem Start der Briefankündigung hätten sich nach Angaben der Anbieter rund 1,2 Millionen Nutzer für den Service registriert. „Wir sind mit dieser Zahl und der Entwicklung zufrieden. Das entspricht unseren Erwartungen“, sagt der Produktverantwortliche bei Web.de und Gmx, Leslie Romeo, gegenüber unserer Redaktion.

Nun erweitern Web.de, Gmx und Deutsche Post die Möglichkeiten. Auf Wunsch erhalten Nutzer in einer Vorab-Mail neben dem Foto des Briefumschlags nun auch eine Pdf-Datei mit dem Briefinhalt und können so neben dem Absender einsehen, worum es in dem Briefschreiben geht, das in der Regel noch am selben Tag auch in Papierform zugestellt wird.

Briefinhalte per E-Mail: Vorerst bestimmten Absendern vorbehalten

Mit Blick auf Briefgeheimnis und Datenschutz gelten für den Service strenge Bedingungen. „Die digitale Kopie funktioniert ohne das Scannen und Öffnen von Briefen“, betonte Leslie Romeo im Gespräch. So sind zunächst vor allem Geschäftspostversender als Absender vorgesehen. Diese müssen die Zustellung per digitaler Kopie ebenso beauftragen wie der Privatempfänger.

Zum Start sind nach Angaben der drei Anbieter 50 Großversender wie der Mobilfunkkonzern Vodafone Deutschland oder der Versandhändler Otto an Bord sowie rund 10.000 kleinere und mittlere Unternehmen. Der Hintergrund: Schon jetzt senden viele Firmen ihre Kundenpost digital an Briefzentren der Deutschen Post, wo sie gedruckt und versendet werden.

Rechtssicher bleibt der gedruckte Brief

Die digitale Version des Schreibens, die ohnehin vorliegt, werde nun nach Beauftragung parallel zum gedruckten und verschlossenen Brief auf den Weg zum Empfänger transportiert. Die Datenübertragung und -Verarbeitung erfülle den gleichen hohen Standard wie bei der Briefankündigung, hieß es. Beides unterliege höchsten Datenschutzstandards.

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Trotz der nun möglichen „Digitalen Kopie“: Als rechtssicher gilt weiterhin nur der postalische zugestellte Brief. Darin sehen die Anbieter allerdings keinen Nachteil: Die Mail-Benachrichtigung werde automatisiert nur dann verschickt, wenn auch der gedruckte Brief im Umschlag auf dem Weg sei. Dass nur die Mail ankommt, sei somit von vornherein praktisch ausgeschlossen – und kann höchstens dann vorkommen, wenn der Brief am Ende bei der Zustellung verloren geht. Dann ließe er sich aber nachverfolgen, hieß es.

Beim Service „Digitale Kopie“ erhalten Empfängerinnen und Empfänger ein Bild vom Briefumschlag und den Briefinhalt als pdf vorab ins Mailpostfach gesendet.
Beim Service „Digitale Kopie“ erhalten Empfängerinnen und Empfänger ein Bild vom Briefumschlag und den Briefinhalt als pdf vorab ins Mailpostfach gesendet. © Deutsche Post AG | Deutsche Post AG

Für wen ist die „Digitale Kopie“ gedacht?

Der Zeitpunkt des Starts spielt den Anbietern nicht gerade in die Karten. Denn bis auf Weiteres halten sich aufgrund des Lockdowns viele Menschen vor allem Zuhause auf. Als Zielgruppe aber hatten die Anbieter – wie schon bei der Briefankündigung – vor allem Nutzerinnen und Nutzer im Sinn, die sehr mobil oder für eine gewisse Zeit verreist sind. „Der typische Fall: Ich bin im Urlaub und möchte trotzdem wissen was ankommt – vielleicht kann ich mir in Zukunft sparen, dem Nachbarn den Briefkastenschlüssel zu geben“, umreißt Leslie Romeo eine der Ideen hinter dem Service.

Dennoch setzte man auf eine Nutzerschaft, die es einfach nett und bequem findet, morgens am Handy schon die zu erwartende Briefpost abrufen zu können. „Das weckt natürlich auch ein bisschen den Spieltriebes und es fühlt sich gut an“, meint Romeo. Ziel sei es, das Nutzerinnen und Nutzer den kompletten Schriftverkehr mit Unternehmen oder Behörden zentral im eigenen Posteingang verwalten, archivieren und durchsuchen könnten.

Wie kann ich den Service aktivieren?

Aktivieren können Nutzer den Service in den Einstellungen ihres Mailpostfachs. Wer bereits für die Briefankündigung registriert ist, muss lediglich die Bestimmungen zur Datenerhebung akzeptieren. Alle anderen müssen sich zunächst für die Briefankündigung registrieren, wobei sie per Briefpost einen Freischaltcode erhalten, der bei der Aktivierung einzugeben ist.

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