Erfurt. In mehr als 20 Orten in Thüringen trafen sich Menschen zu Spaziergängen gegen die Corona-Auflagen. Keine der Aktionen war angemeldet, die Polizei hielt sich dennoch zurück.

Etwa 1200 Menschen haben nach Polizeiangaben am Montagabend gegen Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie demonstriert. Sogenannte Spaziergänge oder Kundgebungen gab es nach Angaben der Landespolizeidirektion in mindestens 22 Orten in Thüringen, die größten davon in Erfurt und Zeulenroda mit je rund 200 Menschen.

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Keine der Aktionen sei angemeldet gewesen, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Für die Aktionen sei im Internet mobilisiert worden, Veranstalter hätten sich nicht zu erkennen gegeben. Die Polizei verzichtete darauf, die Demonstrationen aufzulösen. Dies wäre aufgrund der Masse und der Teilnehmer nicht verhältnismäßig gewesen, so der Sprecher. Es seien auch Familien mit Kindern unterwegs gewesen.

Rechtsextreme Akteure instrumentalisieren Corona-Situation

Demonstriert wurde außerdem in Gotha, Gera, Eisenach, Greiz, Stadtroda, Sonneberg, Zeulenroda, Steinbach-Hallenberg und anderen Orten. Bereits in den vergangenen Tagen hatte es an verschiedenen Stellen Demonstrationen gegen die Einschränkung von Grundrechten wegen der Pandemie gegeben.

Eine Mitmachpartei unter dem Namen „Widerstand 2020“ mobilisiert derzeit auch in Thüringen

Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in Thüringen (Mobit) und das Jenaer Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) haben vor einer Vereinnahmung der Corona-Krise durch die rechte Szene gewarnt.

Auch in Thüringen versuchen nach ihrer Einschätzung Kräfte und rechtsextreme Akteure, die Situation für ihre Interessen zu instrumentalisieren. Für die Aktionen in Erfurt etwa wirbt in sozialen Medien eine Gruppe, die nach Einschätzung unter anderem der Stadtverwaltung zum rechten Spektrum gezählt wird.

Dazu weisen beide Institute jedoch auch daraufhin: Es sei verständlich und normal, dass die massiven psychischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu Frustrationen, Verunsicherungen, Protesten und neuen politischen Akteuren führen, äußerten sie. Die Krise werde aber inzwischen auch dazu benutzt, Menschen gegeneinander, gegen die Wissenschaft und gegen politische Verantwortungsträger aufzubringen.

In Pößneck lockte der Spaziergang etwa 50 Teilnehmer

Der Spaziergang in Stadtroda fiel am Montag aus