Ingo Glase über heiße Gerichte an kalten Tagen.

Bodenfrost, Nebel und Nieselregen – der November zeigt seine kalte Schulter. Wer noch die Wintersachen scheut, kommt regelmäßig durchgefroren nach Hause. Neben einer heißen Dusche, dem ersten Glühwein (den letzten Restbeständen vom Vorjahr) und einem Feuer im Ofen ist es vor allem ein wärmendes Essen, das den Körper wieder zum Leben erweckt. Ein Essen, das glücklich macht und Erinnerungen weckt.

Die besten Rezepte für solche „Seelentröster“ hält das gleichnamige Kochbuch bereit: deftige Gerichte für kalte Tage. Etwa das Zitronenhuhn mit Fenchel: Hühnerteile anbraten, dann im Bratensatz Fenchel, Zwiebeln und Knoblauch andünsten, mit Weißwein ablöschen. Huhn wieder in den Topf geben, Brühe angießen, Safran dazugeben und alles im Ofen garen. Kurz vor Ende der Garzeit Zitronensaft und Fruchtfleisch sowie Petersilie unterrühren und abschmecken. Auf über 300 Seiten wird geschmort und gekocht, was der Ofen hergibt, mit allem, was die Küche für guten Geschmack bereithält: Kräuter und Sahne, Wermut und Wein, Butter und Speck -- gegen kalte Füße hilft halt kein grüner Salat. Dennoch hat er ein eigenes Kapitel bekommen. So wie das Olivenöl, das nicht nur bei herzhaften Seelentröstern Pflicht ist, sondern auch beim sizilianischen Olivenölkuchen mit Orange: Eier, Zucker, Vanille und Salz werden zu einer Creme aufgeschlagen, unter die Orangenabrieb, Milch und das Öl gerührt werden. Gemischtes Mehl und Backpulver kommen auch dazu, ehe der Teig in einer flachen Form zu einem saftigen, würzig-fruchtigen Kuchen gebacken wird. Obwohl er, mit Puderzucker bestäubt, schon für sich die Seele streichelt, passen auch Kompott und Eis wunderbar dazu, egal, wie kalt es draußen ist.

„Seelenwärmer“, at Verlag, 336 Seiten, 36 Euro