Weimar. Falsche Wimpern, flauschiger Kopfschmuck, mintgrüne Kleider, so knackig wie das Gemüse in ihrem Namen präsentieren sich die „Zucchini Sistaz“ aus Münster zu ihrer Premiere auf Weimars Spiegelzeltbühne.

Die Farbe Grün assoziiert Natur und Leben, steht für Entspannung, Harmonie und Ruhe. Nun, harmonische Klangschönheiten und entspanntes Lauschen gewähren die Grünlinge in ihrem Programm „Falsche Wimpern, echte Musik“ prompt.

Töne und Saiten lassen sie so locker schwingen wie ihre Sprüche, der Swing kommt so saftig daher wie ihr Lächeln und Humor bringen sie so kokett unter die Leute wie ihren Augenaufschlag. Ruhe war eher selten.

Tina Werzinger, Jule Balandat und Sinje „Schnittchen Schnittker“ beackern ihre Instrumente, Gitarre, Kontrabass, Trompete, Posaune, Klarinette, Ukulele, kleine Trommel, meist mit halsbrecherischem Tempo, lassen mit federnden Rhythmen längst vergangenen Glamour lebendig werden.

Das Trio ist nicht nur optisch ein Hingucker, zumal nach der Pause die funkelnden Hütchen ins Üppige gewachsen sind. Die drei nostalgisch-eleganten Damen fetzen auch akustisch und sind kompositorisch auf der Höhe, nennen eine Unvollendete ihr Eigen, interpretieren Evergreens des Swing-Jazz wie „Puttin‘ On The Ritz“ neu, bieten Tragik und Schmerz musikalisch die Stirn, untermalt von Schnittchens leidenden, wütenden, sehnsüchtigen Klängen der Trompete.

Wunderschön sind die schwingenden, verjazzten Coverversionen von „Ohne Dich“ (Münchner Freiheit), „Männer“ (Herbert Grönemeyer) und „Lucky Day“ (Sasha). Ganz am Ende stehen sie mitten im Publikum und verabschieden sich mit einem bestechend gesungenen „A Night like This“ (Caro Emerald), ohne Mikrophon, ohne Verstärker, nur Stimme und Ausstrahlung, handgemacht, wie sie sagen, so wie Musik zu sein hat, wenn sie echt sein will.