Gera. Die Kunstschau in Geras Bierkellern endet mit der Vergabe des Installationskunstpreises an zwei Thüringer und eine Norddeutsche.

Zwei fast menschengroße Sprayflaschen, kleinere Getränkedosen sowie Plastikflaschen aus Küche und Bad: Die Thüringer Künstlerin Claudia Katrin Leyh hat zig Verpackungsrelikte mit monsterhaften Gesichtern versehen, dass sie im Schwarzlicht wie ein Geschwader hellleuchtender Plagegeister wirken. Für ihre umweltkritische Arbeit „Die Geister, die wir riefen“ ist der Kaltennordheimerin der mit 3000 Euro dotierte Deutsche Installationskunstpreis der diesjährigen Höhler Biennale zugesprochen worden. Leyhs Werk sei „eine Arbeit, die die aktuelle Plastikmüllsituation nicht treffender hätte einfangen können“, erklärt Kuratorin Gitta Heil.

Die Ausstellungsleiterin ist mit dem Verlauf der 2023-er Ausgabe überaus zufrieden. Mit 4600 Besuchern habe die Geraer Biennale sogar einen Besucherrekord erzielt. Die Gäste der Kunstschau kamen aus ganz Thüringen und Deutschland, aus Spanien, Russland, der Schweiz, aus Frankreich, den Niederlanden und Dänemark.

Tina Schwichtenberg aus Kiel erhält für ihre Installation „Lampedusa“ den mit 2000 Euro dotierten Sonderpreis. 
Tina Schwichtenberg aus Kiel erhält für ihre Installation „Lampedusa“ den mit 2000 Euro dotierten Sonderpreis.  © Ulrike Merkel

Ein Meer aus gefalteten Schiffchen

Neben Claudia Katrin Leyh wurden zwei weitere Künstler der insgesamt 23 ausstellenden Kunstschaffenden ausgezeichnet. Tina Schwichtenberg aus Kiel erhielt für ihre Installation „Lampedusa“ den mit 2000 Euro dotierten Sonderpreis. Die Norddeutsche schuf ein Meer aus kleinen Papierbooten. Wobei sie die Schiffchen aus wasserfestem Glasfieber-Material faltete und nähte. „Besser kann man das diesjährige Biennale-Motto ‚Land unter‘ nicht umsetzen“, betont Hendrik Ziegenbein, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gera-Greiz. Die örtliche Sparkasse hat mit der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen den Kunstpreis gestiftet. Gitta Heil schätzt die Schlichtheit von Schwichtenbergs Installation, in der sich die Hoffnungslosigkeit der Mittelmeerflüchtlinge widerspiegele.

Den Publikumspreis in Höhe von 1000 Euro konnte sich der Erfurter Karsten Kunert mit seinem Werk „Die verlorenen Seelen unter der Stadt“ sichern. 
Den Publikumspreis in Höhe von 1000 Euro konnte sich der Erfurter Karsten Kunert mit seinem Werk „Die verlorenen Seelen unter der Stadt“ sichern.  © Ulrike Merkel

Publikum votiert für Arbeit, die mit optischer Täuschung spielt

Den Publikumspreis in Höhe von 1000 Euro konnte sich der Erfurter Karsten Kunert sichern. Sein auf einer optischen Täuschung basierendes Werk „Die verlorenen Seelen unter der Stadt“ erinnert an die Menschen, die über die Jahrhunderte hinweg die historischen Bierkeller in Gera, die sogenannten Höhler, nutzten, sei es als Vorratsräume oder als Luftschutzkeller im Krieg. „Der so wirkungsvoll in Gold glänzende Effekt der mitdrehenden Negativmasken hatte schon unmittelbar nach der Eröffnung die Herzen der Besucherinnen und Besucher erobert“, berichtet Gitta Heil. Kunerts Arbeit bedient sich eines seit der Antike bekannten Effekts: Hält man sich beispielsweise ein Auge zu, heben sich die in Hohlformen gearbeiteten Gesichter plötzlich 3D-artig hervor.

„Installationskunst ist wie kein anderes Genre geeignet, das aktuelle politische Zeitgeschehen zu reflektieren und zu filtern“, sagt Kuratorin Gitta Heil. Die Besucher hätten sich in diesem Jahr besonders begeistert gezeigt. Für viele sei die elfte Auflage gar die beste Höhler Biennale überhaupt gewesen. Die leidenschaftliche Projektleiterin wird das Dutzend vollmachen und auch die zwölfte Installationskunstausstellung im Jahr 2025 verantworten. Das gab die agile Seniorin nun bekannt.