Erfurt. Die Bühne der Landeshauptstadt macht sich 2024/25 auf den Weg zur Konsolidierung

Relativ risikoarm haben Malte Wasem als Künstlerischer Direktor und sein Team am Theater Erfurt für die Saison 2024/25 programmiert. Das Spielzeit-Motto „Gemeinsam“ signalisiert den neuen Geist im Hause, aber auch, dass man gern das Publikum in Scharen mit einbeziehen möchte. Weiterhin ist die wirtschaftliche Lage ungewiss und die dringliche künstlerische Konsolidierung nicht absehbar.

Der Gute Woche-Newsletter

Alles Gute aus Thüringen in einem Newsletter - jede Woche gute Nachrichten

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Verwaltungsdirektorin Christine Exel bilanziert fürs Kalenderjahr 2023 im regulären Betrieb 497 Veranstaltungen mit 146.000 Besuchern und einer Auslastung von 72,6 Prozent. „Das Jahr lief nicht schlecht“, kommentiert sie und zeigt sich lediglich mit den Domstufen-Festspielen – „Fausts Verdammnis“ als Topact – bei einer Auslastung von 64,6 Prozent unzufrieden. Das operative Ergebnis liege wegen externer Wirtschaftsprüfung noch nicht vor; doch werde das Minus geringer ausfallen, als ursprünglich mit drei Millionen Euro Defizit befürchtet.

Dringliche GMD-Suche bleibt vorerst aufgeschoben

Zwar behauptet Kulturdezernent Tobias Knoblich fest, „dass das Haus stabil läuft“ und „dass das Geld hier nicht versickert ist“. Doch ist selbst er zurzeit – offenbar wegen ökonomischer Unwägbarkeiten – nicht in der Lage zu terminieren, wann man die Intendantenstelle und ebenso die des Generalmusikdirektors ausschreiben wolle. Vor allem letzteres scheint wichtig, um das Haus künstlerisch zu konsolidieren; zurzeit ruht die Hauptlast auf den jungen Schultern des Kapellmeisters Clemens Fieguth.

Immerhin erklärt Knoblich, dass die GMD-Wahl nicht an die Werkleitung – also die Nachfolge Guy Montavons – gekoppelt sei, und befleißigt sich allerfeinsten Amtsdeutschs mit dem Satz: „Der Rechtsträger steht hinter diesem Haus“, das überdies nicht insolvenzfähig sei. Wer hätte es bei einem städtischen Eigenbetrieb auch anders erwartet? Erst nach der GMD-Wahl will man über den Wagnerschen „Ring“ entscheiden. Die Zeit drängt also.

Spielzeit-Auftakt direkt in der Innenstadt

Zum Spielzeitauftakt am 14. September wird der „Tag der offenen Tür“ gleich hinaus in die Innenstadt verlagert, um dort mittels Kunst für Aufsehen und Aufhorchen zu sorgen. Die erste Premiere kapert das Junge Theater mit der Uraufführung „Herr Fuchs und Frau Elster“, einem toleranzfördernden Musiktheaterstück von Stephanie Kuhlmann und Ioana Petre für Kinder ab 4.

Lauter populäre Stücke auf dem Programm

Die großen Besucher indessen freuen sich auf ein Premieren-Tableau mit lauter bekannten Titeln: Puccinis „Tosca“ in der Regie Stephan Witzlingers („Titanic“), Frederick Loewes Kult-Musical „My Fair Lady“ sowie der Verismo-Doppelabend mit Mascagnis Eifersuchtsdrama „Cavalleria Rusticana“ und Puccinis Erbschleicher-Komödie „Gianni Schicchi“. „Ring“-Regisseur Jürgen R. Weber wird für die Wagnerpause mit Mendelsohns „Elias“-Oratorium entschädigt, und die Uraufführung von „Jim Knopf und die wilde 13“, einer Familienoper von Tobias Rokahr, knüpft an Domstufen-Erfolge an.

Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ wird wieder aufgenommen.
Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ wird wieder aufgenommen. © Lutz Edelhoff | Lutz Edelhoff

Im Tanztheater gewährt Ester Ambrosino dem Publikum in „Your Choice“ interaktives Mitspracherecht über den Handlungsverlauf, das Thüringer Staatsballett kommt aus Gera ganz klassisch mit Tschaikowskys „Dornröschen“. Die seit 20 Jahren zeitlose Inszenierung von Humperdincks „Hänsel und Gretel“ wird wie alle Jahre wiederaufgenommen, während das Konzertprogramm sich stark aufs klassisch-romantische Kernrepertoire fokussiert.